Weihnachtsbotschaft „Fürchtet euch nicht“

Wuppertal · Die Superintendentin und der Stadtdechant für Wuppertal blicken auf ein besonderes Weihnachtsfest.

WR Ilka Federschmidt Bruno Kurth

Foto: Tim Polick

Haben Sie in dieser vorweihnachtlichen Zeit etwas vermisst? Wie haben Sie den Advent in diesem besonderen von der Corona-Pandemie bestimmten Jahr erlebt? Die Antworten werden sehr unterschiedlich ausfallen. Vieles von dem, was sonst zu diesen Wochen vor Weihnachten dazugehört, ging nicht: Weihnachtsmärkte und Glühweinrunden mit Bekannten, der Einkauf von Weihnachtsgeschenken kurz vor dem Fest, Besuche in der Familie, vielleicht der Eltern im Altenheim, die Kontakte in der Schule oder auf der Arbeit, das Adventskonzert oder der gemeinsame Gesang im Gottesdienst. Wir haben auch gehört: Ich habe gar nicht viel vermisst und einen ruhigeren besinnlichen Advent erlebt. Es kam drauf an. Ohne mancherlei schöne Ablenkungen bot sich der Advent an, wieder als Zeit des Wartens und der Hoffnung entdeckt zu werden. Dieser Hoffnung tut es keinen Abbruch, wenn sich die Erwartungen auch auf das Ende einer Quarantäne richten konnten und die ganze Menschheit auf den Impfstoff wartete. Hoffnung auf eine bessere Zukunft, auf etwas Neues. Advent ist Einübung in Hoffnung.

Auch Weihnachten wird es so sein: Auf Vieles, was für uns alle Jahre wieder zum frohen Fest gehörte, müssen wir verzichten oder wir können uns, wenn überhaupt, nur eingeschränkt freuen, weil wir den Infektionsschutz und alle nötigen Maßnahmen gegen das tückische Corona-Virus ernstnehmen. Selbst in den Gottesdiensten, die wir auf welche Weise auch immer feiern können, wird die Weihnachtsstimmung schlichter sein als sonst. Ohne viel Drumherum sind wir verwiesen auf den Kern der christlichen Weihnachtsbotschaft. Im Kind geboren zu Bethlehem kommt Gottes Sohn in diese Welt mit ihren Dunkelheiten. Ein neuer Anfang. Er nimmt diese Dunkelheiten, zu denen auch eine Viruspandemie wie so viele schreckliche Krankheiten gehört, nicht durch ein Megawunder weg von unserer Welt und unserem Leben. So läuft’s nicht. Kein kindlicher Wunsch „mach das Virus weg“ wird erfüllt. Das Leben ist keine Wunschzettelerfüllung. Aber Gottes Gegenwart erhellt die Welt. Der Stern von Bethlehem leuchtet weiter seit über 2000 Jahren. Er erhellt unser Leben, wenn wir sein Licht erkennen und uns Sinn schenken lassen. Wir brauchen diesen Sinn nicht selbst zu stiften, sondern können ihn suchend, staunend und glaubend als Geschenk annehmen, als Gottes Geschenk in Jesus Christus. Wer diesen Sinn erkennt, vermag sinnvoll zu handeln im Geist des Evangeliums Christi. Die Politiker, wenn sie weltsolidarisch dafür sorgen, dass der Impfstoff gerecht verteilt wird, das heißt, nach den Bedürfnissen und nicht nach Macht und Finanzkraft. Wir Menschen können dem folgen, der keine einzige Krankheit aus dieser Welt „weggemacht“ hat, aber sich vielen Kranken zuwandte und sie heilte, wenn wir Zuwendung leben und geben.

Die Botschaft der Engel an die Hirten „Fürchtet euch nicht!“ ist kein Aufruf zur Weltflucht, Realitätsverweigerung oder zum Schönreden dessen, was nicht zu beschönigen ist. Sie führt aber zur großen Freude in dieser Welt und in unserem Leben, weil göttliches Licht die Dunkelheiten überstrahlt. Kein Ministerpräsident oder Krisenstab, keine Wissenschaftlerin können uns abnehmen, ob wir den Sinn erkennen und Weihnachten feiern, auch die Kirchen nicht. Wir laden Sie ein, die Weihnachtsbotschaft in ihrem Kern zu hören und sie zu feiern, auf vielfältige Weise, zuhause mit Ihren Lieben, mit Ihrer Gemeinde in einem der Online-Gottesdienste oder in den Kirchen selbst.

Den Kranken wünschen wir in diesem Jahr, in dem uns allen die Gefährdung des Lebens durch eine Krankheit vor Augen geführt wurde, Gesundheit und Heilung. Uns allen, dass wir uns berühren lassen von Gottes Heil, das uns Menschen aufstrahlt in der Geburt Jesu Christi. Ihnen und Ihren Angehörigen ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest!

Superintendentin Ilka Federschmidt und Stadtdechant Bruno Kurth