Ohne Bildung keine Integration
Viele Migrantenkinder schaffen die Schule nicht – und kapseln sich ab.
Wuppertal. Bildung ist der Schlüssel zur Integration, das zeigt der Integrationsbericht, den die Stadt Wuppertal jetzt vorlegte, ganz deutlich. Die Gefahr der Arbeitslosigkeit ist für Migranten fast doppelt so hoch wie für Deutsche. Schlechte Nachrichten für eine Stadt, in der 100 000 Menschen einen Zuwandererhintergrund haben. Schuld daran ist vor allem ihre schlechtere Bildung - die Abiturientenquote der Migranten liegt nur bei etwa einem Drittel im Vergleich zu deutschen Jugendlichen. Auch ist die Zahl der Schulabgänger ohne Abschluss höher.
Ein Hoffnungsschimmer ist in diesem Zusammenhang ein Blick auf die Wuppertaler Kindergärten, in denen Sprachförderung groß geschrieben wird. Nach Angaben von Sozialdezernent Stefan Kühn gehen 80 Prozent der Kinder mit Migrationshintergrund schon im dritten Lebensjahr in eine Kita. "Damit erreichen wir sehr viele. Das kann schon die Basis für weitere Sprachförderung in der Schule sein. " Sechs von zehn Kindern aus Migrationsfamilien sind vor der Einschulung auf sprachliche Förderung angewiesen.
Wer die deutsche Sprache auch im Erwachsenenalter noch nicht beherrscht, hat es noch schwerer: Für die Schulabgänger wie auch für die arbeitssuchenden Migranten sind deshalb Sprach- und Integrationskurse oder die Qualifizierungsmaßnahmen im Auftrag der Arge unersetzlich. Deshalb will die Stadt auch diese Maßnahmen weiter ausbauen.
Die Stadt untersuchte auch die Integration in den einzelnen Wohngebieten. Das Ergebnis: 39 Prozent aller Zugewanderten leben in nur elf von 95 Wohnquartieren, die alle entlang der Talachse liegen und sich vom Arrenberg bis zur Verlängerung der Hilgershöhe in Oberbarmen ziehen. Einzige Ausnahme: Der Bereich Höhe in Vohwinkel und der Rehsiepen - hier leben überdurchschnittlich viele Migranten.
Doch nicht immer klappt die Integration. "Wenn das Umfeld schwierig ist und Arbeitslosigkeit und Sozialhilfe vorherrschen, ist es immer schwieriger, an die Menschen heranzukommen, vor allem an die Jugendlichen. Dann kann sich eine Art Subkultur entwickeln", sagt Christine Roddewig-Oudhia, stellvertretende Leiterin im Ressort Zuwanderung. Problematisch sei die Situation derzeit etwa auf der Höhe, wo rund zwei Drittel der Kinder aus Migrantenfamilien kommen. "Dort wird eine verstärkte Gewaltbereitschaft beobachtet", sagt Roddewig-Oudhia. Es hätten sich verschiedene Gruppen von Jugendlichen aus russischsprachigen, afrikanischen und arabischsprachigen Ländern gebildet, die auf engstem Raum zusammenlebten.
Doch eine Arbeitsgemeinschaft erarbeitet derzeit mit Verwaltung, Trägern, Schulen und Kitas vor Ort ein Konzept. Die Vorschläge - unter anderem im Bereich Prävention - sollen der Verwaltung am Montag präsentiert werden. "Wir wollen die Lage entspannen und zur weiteren Integration beitragen", sagt Wolfgang Thronberens, Leiter der Offenen Tür Höhe.