Handel Online-Shopping: Wuppertal ist Deutschlands Paket-Hauptstadt
Nirgendwo sonst bekommen Kunden so viele Pakete geliefert wie hier. Die Gründe sind unklar, die Konsequenzen spürbar.
Wuppertal. Wuppertal ist Deutschlands Pakethauptstadt. Nirgendwo sonst werden so viele Pakete zu Kunden gebracht, wie hier. Das geht aus einer Studie der Bundesnetzagentur hervor zur Digitalisierung im Postmarkt. 2015 wurden demnach „in Wuppertal knapp 19 Sendungen pro Kopf und Jahr an Privatempfänger ausgeliefert, während Städte mit über einer Million Einwohnern mit lediglich rund 13 Sendungen pro Kopf und Jahr einen der niedrigsten Werte aufweisen. Der bundesweite Durchschnitt lag 2015 bei 16 Sendungen pro Kopf.“
„Der Online-Handel hängt wie ein Damoklesschwert über den Einzelhändlern“
Michael Wenge, IHK- Hauptgeschäftsführer
Woran das liegt, gibt die Studie nicht her. „Aussagen zur Motivation des Konsumverhaltens“ könne die Bundesnetzagentur nicht treffen, so ein Sprecher. Aber dafür gibt es andere Erklärungen, warum Menschen im Netz bestellen. Prof. Stephan Zielke, Inhaber des Walbusch-Lehrstuhls für Multi-Channel-Management an der Bergischen Universität, sagt, dass Online-Käufe immer mit den Bedürfnissen der Kunden in Verbindung mit ihrem Wohnort zusammenhängen. „In kleineren Städten oder in ländlichen Regionen müssen Kunden entweder weiter fahren oder sich mit einem beschränkten Angebot zufriedengeben, dadurch wird der Onlinehandel attraktiver.“
Inwieweit das für Wuppertal zutrifft, kann nur spekuliert werden. Zielke denkt etwa, einer der Gründe könnte die Sperrung der B7 sein. Das denken auch Katrin Becker, Managerin der City Arkaden, und Daria Stottropp, Geschäftsbereichsleiterin bei der IHK. Durch die schlechtere Erreichbarkeit der Innenstadt sei der Druck auf die Einzelhändler durch den Online-Handel größer geworden, sagt Stottropp. Gerade am Anfang der Sperrung sei die Besucherfrequenz in der Elberfelder Innenstadt stark zurückgegangen und habe sich bis jetzt nicht ganz erholt. Ob das direkt mit den Bestellzahlen korreliert, ist unklar, aber es passt zusammen.
Für die Händler jedenfalls läuft es nicht so gut. Das sieht man etwa an den aktuellen Zahlen der IHK zur Zufriedenheit der Wirtschaftsbranchen. Demnach geht es keinen Wirtschaftszweig so schlecht wie den Einzelhändlern. Nur fünf Prozent der Händler hätten ihre Situation als gut eingeschätzt, 89 als befriedigend und sechs als schlecht. IHK-Hauptgeschäftsführer Michael Wenge sagte, der Online-Handel „hängt wie ein Damoklesschwert über den Einzelhändlern.“
Wer vom Trend zum Online-Shopping profitiert
Auf der anderen Seite gibt es auch Profiteure des Bestellens. So hat die Post erst Ende 2015 die automatisierte Paket-Zustellbasis in Ronsdorf bezogen. Damit gibt es drei Paketzentren in der Stadt. Laut einem Sprecher sucht die Post schon nach einem vierten Standort. „Der Onlinehandel wächst jedes Jahr um durchschnittlich sieben bis acht Prozent“, sagt er. Die Zahlen für Wuppertal hat er nicht. Aber das Zentrum in Ronsdorf allein war schon für bis zu 30 000 Sendungen täglich ausgelegt. Es dürften also mehr Pakete werden.
Auch Hermes sieht Wuppertal als guten Markt. Das Unternehmen hat in Wuppertal 64 Paketshops. „Gemessen an Städten mit vergleichbarer Einwohnzahl ist Wuppertal ziemlich gut aufgestellt“, sagt ein Sprecher.