Oh, wie schön ist Vancouver

Kostenlose Fahrradmitnahme im ÖPNV und Transportmöglichkeiten am Bus: Viele Radler im Tal schauen neidisch nach Nordamerika.

Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Wird irgendwo ein Ranking der lebenswertesten Städte aufgestellt, ist Vancouver regelmäßig in der Topwertung dabei. Auch der Wuppertaler Patrick Lettmann hatte das Glück, die kanadische Metropole genießen zu dürfen. Während seines Studiums wohnte der 27-Jährige insgesamt ein Jahr in Vancouver, arbeitete bei einer Firma, die Brennstoffzellen entwickelt. Seit kurzem ist Lettmann jetzt wieder in seiner Heimatstadt. Gerne, wie er betont, Wuppertal sei schön, keine Frage. In Sachen Radverkehr habe die Stadt aber noch Nachholbedarf — insbesondere was die Verbindung mit dem ÖPNV angeht, sagt der begeisterte Radler, der auf Lichtscheid wohnt. „Da ist noch Luft nach oben.“ Gerade in einer Zeit, in der viel über Klimaschutz geredet wird. „Und eine Stadt müsste es versuchen, den den Leuten das Radfahrern bequem zu machen.“

Vancouver könnte in der Hinsicht ein Vorbild sein, sagt Lettmann und nennt als Beispiel die praktischen Fahrradhalter an den Bussen dort. Wer will, hängt sein Fahrrad dort ein und lässt sich ein Stück mit dem Bus transportieren. „Die Halter werden gut genutzt“, sagt Lettmann. Und sie sind umsonst. Bezahlen muss der Fahrgast nur für sich selbst.

Das sei in Wuppertal leider anders, sagt Lettmann. Fahrradhalter an Bussen, sogenannte „Bike-Racks“, gibt es hier nicht. „Dabei wären die zumindest auf den Buslinien auf die Südhöhen hoch sehr praktisch.“ Und die Fahrradmitnahme kostet auch. Wobei die Stadt natürlich nicht alleine steht. Wer in der Region sein Rad im Bus transportieren will, muss ein VRR-Zusatzticket lösen. Einzelpreis: 3,40 Euro. „Das ist teuerer als das Einzelticket für mich“, zeigt Lettmann Unverständnis.

Ein Thema, das auch die IG Fahrradstadt seit längerem beschäftigt. Vancouver sei dabei in Sachen Fahrrad-Infrastruktur ein Vorbild, betont Christoph Grothe. „Die Stadt nimmt auch richtig Geld in die Hand“, sagt er und verweist auf Wuppertal, wo es im Haushalt immer noch keinen eigenen „Rad-Etat“ gibt.

Auch beim Thema „Rad im ÖPNV“ sei es schwierig. „Die WSW sehen nicht den Bedarf für Bike-Racks“, so Grothe, der das anders sieht. Hinzu kämen aber technische Probleme. Während in Nordamerika die Passagiere ihre Räder selbst auf den Halter packen dürfen, müssten nach den Sicherheitsbestimmungen in Deutschland die Busfahrer das Rad festmachen, weil sie im Zweifelsfall haften, weiß Grothe. Das koste Zeit.

Was den Preis angeht, „stimmt die Relation einfach nicht“. Innerhalb der Stadt sein Rad mitzunehmen, sei genau so teuer wie auf einer Langstrecke nach Venlo. Aber der VRR wolle einfach kein günstigeres eigenes „Fahrradticket“, sagt Grothe.

Holger Stephan, Sprecher der WSW, bestätigt Grothes Eindruck. Man habe wiederholt geprüft, ob zusätzliche Kapazitäten für Fahrräder geschaffen werden müsste. „Der Bedarf ist nicht da“, sagt Stephan. In den Bussen selbst sei Platz für bis zu vier Räder, wobei, wie er einräumt, wenn es voll ist, Kinderwagen und Rollstühle Vorrang hätten. Gegen Fahrradhalter am Bus sprächen zudem die von Grothe beschriebenen Sicherheitsbestimmungen.

Macht der Fahrer jedes Rad fest, „halten Sie keinen Fahrplan mehr ein“, sagt Holger Stephan. Eine kostenlose Mitnahme sei immerhin mit dem Ticket 2000, dem Young und dem Bärenticket möglich. „Und bei uns gibt es auch keine Sperrzeiten“, also Zeiten, in denen tagsüber kein Fahrrad im Bus mitgenommen werden darf.

Die innerstädtischen Fahrzeuge seien in erster Linie für die Beförderung von gleichzeitig vielen Menschen konzipiert worden und weniger für Fahrräder, sagt VRR-Sprecher. „Insofern ist es unter dem Aspekt der eventuell auftretenden Transportschwierigkeiten fraglich ob weitergehende tarifliche Lösungen als die bestehenden überhaupt sinnvoll wären.“ Aus Sicht des VRR sind die pauschalen Gebühren für die Zusatztickets auf lange Strecken gesehen günstig.