Verkehr Online-Umfrage zum Ölberg: Mehrheit wünscht sich ein neues Gesamtkonzept
Ölberg. · Das Quartier hat mit Verkehrsproblemen zu kämpfen. Einzelmaßnahmen helfen da nicht weiter, glauben viele Teilnehmer.
Wer eine Überraschung erwartet hat, sieht sich getäuscht: Bei unserer Online-Umfrage zur Verkehrssituation am Ölberg wünscht sich die Mehrheit ein Gesamtkonzept - und das möglichst schnell. Die Problematik in dem dicht bebauten Quartier verschärft sich, sagen viele Bewohner, seit Jahren. Der Parkdruck ist immens. Das führt aber auch dazu, dass immer wieder Fahrzeuge der Müllabfuhr, WSW und sogar der Feuerwehr steckenbleiben, weil die Autos zu eng stehen. Auf der anderen Seite klagen Fußgänger, dass auf den Gehwegen oft gar kein Platz mehr zum Gehen bleibe. Ein wichtiger Punkt auch für die Teilnehmer: eine Verbesserung des ÖPNV und der Infrastruktur für Radfahrer und Fußgänger.
„Was würden Sie sich für den Verkehr am Ölberg wünschen?“ hatten wir gefragt. Für Antwort A - „Ein Gesamtkonzept ist notwendig. Stadt und Politik sollten das schnell angehen“ - stimmten 38,7 Prozent. Antwort B „Am Status quo lässt sich kaum etwas ändern. Der Platz reicht einfach nicht. Umbauten sind aber zu aufwändig und teuer“ kam auf 11,5 Prozent der Stimmen. Für Alternative C - „Durch Maßnahmen wie der Verbesserung des ÖPNV, besserer Infrastruktur für Radfahrer und optimierte Fußwege könnte der Verzicht aufs Auto für viele schmackhaft gemacht werden“ - sprachen sich 28,3 Prozent der Teilnehmer aus. 21,5 Prozent votierten für „Ein Konzept wird nicht helfen: Zu viele wollen einfach nicht auf das Auto verzichten.“
Insgesamt zählten wir knapp 200 Teilnehmer und mehr als 250 Kommentare zu dem Thema bei Facebook. Besonders heiß diskutiert wurde die kürzliche Entscheidung der Bezirksvertretung Elberfeld, an der Brunnenstraße auf einer Seite das Parken zu verbieten. Dort kam es bislang immer wieder zu Engpässen für Einsatzfahrzeuge.
Facebook-Nutzer „H. EL“ bringt das Problem aus seiner Sicht auf den Punkt: „Die ganze Nordstadt ist eine Katastrophe. Wenn man abends von der Arbeit kommt, muss man ne halbe oder dreiviertel Stunde suchen. Meist sind in einem Haushalt mehrere Autos vorhanden.“
Viele scheinen unzufrieden, doch wollen sie wirklich eine Lösung? Jan Dickerboom schreibt: „Es werden immer mehr und immer größere Autos. So schlimm scheint der angebliche ,Parkdruck’ ja nicht zu sein. Für Leute zu Fuß, mit dem Rad, Kinder und alle anderen braucht es mindestens ebensoviel Platz.“ Ulrich Koßmann sieht sehr wohl Alternativen: Mehr auf Carsharing - derzeit ersetze ein Cambio-Auto 13 private Pkw - und mehr auf Radverkehr setzen. „Ich habe das Familienauto letztes Jahr abgeschafft. Ist schon erstaunlich, wie viel Zeit ich heute spare, weil ich keinen Parkplatz mehr suchen muss.“
Vor allem die Autofahrer in der Pflicht sieht Ulrich Schmidt, bekannt als Aktivist der IG Fahrradstadt. „Der jetzige Zustand zeigt, dass es so nicht weitergeht. Es wird vor allem Zeit, dass offensiv auch den Falschparkern mal die Grenzen aufgezeigt werden. Diese verhalten sich wie kleine Kinder und probieren immer wieder aus, die ,Grenze’ nach oben zu schrauben.“ Auf die Frage „Wo darf ich denn parken?“, sollte es laut Schmidt nur eine Antwort geben: „Da, wo es erlaubt ist. Und das ist nun mal sehr deutlich in der Straßenverkehrsordnung geregelt.“
Dass es manchmal an den Fähigkeiten hapert, bemängelt Anetka Krystyna Ok: „Zu viele Autos für viel zu wenig Platz ... und leider hat nicht jeder das Parken in die Wiege gelegt bekommen.“
Um Verständnis für die Autofahrer wirbt dagegen Zehra Hayfa. „Ich kann das schon verstehen, dass es um Sicherheit geht, aber man sollte auch an die Autofahrer denken.“ Ihr Vorschlag: „Am besten erst das Problem lösen und dann an Halteverbote denken.“ Tenor bei vielen ist, dass manche gar nicht auf ihr Auto verzichten können.
Stefan Helm sieht ein strukturelles Problem. „Man muss halt endlich mal einsehen, dass man durch die immer weitere Verdichtung der Wohnbebauung nicht mehr ,preiswerten’ Wohnraum schafft, sondern nur ,billigen’ mit den entsprechenden Problemen.“
„Evan Stone“ schlägt das „Straßburger Modell“ als Alternative vor. „Dezentrale Parkplätze außerhalb der Stadt und kostenlose Shuttlebusse im Minutentakt in sämtliche Wohngebiete der Stadt. Genial einfach, einfach genial. Am besten ohne großes Gelaber, einführen und gut.“
Die Option „Alles sollte so bleiben, wie es ist“ hatten wir als Antwortmöglichkeit übrigens nicht angeboten. Angesichts der Kommentare scheint auch ausgeschlossen, dass jemand die aktuelle Situation am Ölberg, was den Verkehr angeht, gutheißt.