Politik „Da helfen keine Sonntagsreden“
Ist die Digitalisierung männlich? Darüber diskutierten Marcel Hafke und Daniela Kluckert - natürlich online.
„Ist die Digitalisierung männlich?“ Das ist die Fragestellung, mit der sich Marcel Hafke, stellvertretender Vorsitzender der FDP-Landtagsfraktion, sowie die FDP-Bundestagsabgeordnete und Vize-Vorsitzende des Ausschusses für Verkehr und Digitales, Daniela Kluckert, im Rahmen eines Instagram-Live-Streams auseinandersetzten.
Nur ein kleiner Anteil an Frauen sei in den Bereichen Programmierung und Künstliche Intelligenz in Deutschland vertreten. Herausforderungen bei der gesellschaftlichen Gleichberechtigung sowie in der Digitalisierung werden damit deutlich. „Ich fand es bemerkenswert, als vor ein paar Jahren erste Studien rausgekommen sind, wie die Digitalisierung funktioniert, wie die Transformation stattfindet und wer davon profitiert. Das sind in erster Linie nicht die Frauen, sondern die Männer“, so Hafke.
Das hat Auswirkungen – wie zum Beispiel die Gender Data Gap. Das heißt, Algorithmen sind männerdominiert programmiert, basieren sie doch hauptsächlich auf männlichen Daten. Kluckert nennt Beispiele dafür – aus dem Alltag sowie wirtschaftlich Relevante: „Bei Amazon wurden nach Auswahltest nur männliche Bewerber eingeladen“, sagte sie. Crashtests werden mit männlichen Dummies ausgeführt – so dass körperliche Unterschiede keine Berücksichtigung finden. „Wir müssen diesen Kreislauf durchbrechen“, so Hafke. Es gibt Lösungen – sie beginnen damit, dass beide Geschlechter bei den Datensätzen gleichsam eingebunden werden und die Rahmenbedingungen im Zweifelsfall gesetzlich vorgegeben werden. „Offensichtlich bekommt es der freie Markt nicht hin, dass jeder die gleichen Chancen bekommt“, sagte er.
Bildung ist ein Thema, das er und Kluckert in diesem Zuge thematisieren. Dass die Digitalisierung nur schwerfällig umgesetzt werde, liege an vielen Dingen. Mittel werden nicht abgerufen. „Das hängt zum großen Teil damit zusammen, dass die Antragsverfahren zu kompliziert sind“, ergänzte sie.
Der DigitalPakt zur Digitalisierung von Schulen sei da als Beispiel genannt, dieser werde in zweistelligen Millionenbetrag in Nordrhein-Westfalen genutzt. „Das ist praktisch nichts für NRW“, so Hafke. „Wir haben damit angefangen, gerade in der Coronakrise, die Lehrer und Schüler besonders zu versorgen“, sagte Hafke. Gerade Schüler aus finanziell weniger stark aufgestellten Haushalten hätten Zuhause teilweise keinen Internetanschluss.
Um Frauen stärker in die Digitalisierung einzubinden, bedarf es weiblicher Vorbilder für junge Mädchen und verbesserte Rahmenbedingungen, wie bei der Absetzbarkeit von Betreuungsleistungen. „Frauen in Spitzenpositionen sind da ausgeklammert“, sagte Kluckert. „Da helfen keine Sonntagsreden, da muss man Programme aufsetzen“, forderte sie.