Digitalisierung Streit um die digitale Ausstattung der Schulen
Wuppertal · Verschläft Wuppertal die Digitalisierung an den Schulen? Diesen Vorwurf erhebt der stellvertretende Vorsitzende der FDP-Landtagsfraktion Marcel Hafke.
Der stellvertretende Vorsitzende der FDP-Landtagsfraktion Marcel Hafke und behauptet, „die Stadt verpasst den Anschluss, Leidtragende sind die Schüler.“ Schuldezernent Stefan Kühn weist den Vorwurf als wahrheitswidrig zurück.
In den vergangenen Jahren seien regelmäßig Endgeräte bestellt worden. 5000 seien aktuell in den Schulen vorhanden. Zusätzlich seien in diesem Jahr bereits weitere 11 000 Laptops und Tabletts bestellt worden. Eine weitere Bestellung von 7 500 Tabletts folge in den nächsten Wochen. Wuppertal habe Geräte im Wert von 21 Millionen Euro in Auftrag gegeben, zudem liege die Stadt beim Anschluss der Schulen ans Breitbandnetz landesweit vorn.
Marcel Hafke spricht dagegen von einem „digitalen Dornröschenschlaf Wuppertals“. Als erstes Bundesland statte NRW alle Lehrerinnen und Lehrer mit digitalen Dienstgeräten aus. Zudem erhielten Schülerinnen und Schüler, deren Familien sich keine digitalen Endgeräte leisten können, Leihgeräte über die Schulen gestellt.
„Während das Förderprogramm landesweit gut angenommen würde, ist in Wuppertal bislang noch nichts passiert“, kritisiert Marcel Hafke. Städte wie Essen und Krefeld, die im Bildungsbereich vor ähnlich gelagerten Herausforderungen wie Wuppertal stünden, hätten sämtliche beantragten Fördermittel auch bewilligt bekommen. Die Abrufzahlen seien gut. 67 Prozent der Mittel für Endgeräte für Schüler und 55 der zur Verfügung gestellten Mittel für Lehrkräfte seien bereits beantragt worden. In Wuppertal schiebe man die Verantwortung einmal mehr von sich.
Stadt Wuppertal baut
auf ein Drei-Säulen-Modell
Stefan Kühn sagt, dass das Land NRW das Sofortprogramm mit dem Hinweis versehen habe, dass von den Städten die Vergaberichtlinien zu berücksichtigen seien. „So wird ein Sofortprogramm zum Ausstattungsprogramm“, kritisiert Stefan Kühn.
Hafke führt hingegen an, dass der Stadt rund 3,4 Millionen Euro für Leihgeräte sowie rund 1,8 Millionen Euro für die Lehrkräfte zur Verfügung stünden – beantragt worden sei bislang jedoch nicht ein einziger Euro. „Das ist schlicht nicht hinnehmbar. Noch vergangene Woche wirbt Stadtkämmerer Slawig öffentlich für das sogenannte ‚Solinger Modell‘, also den wochenweisen Wechsel zwischen Präsenz- und digitalem Distanzunterricht für die Schülerschaft.“ Sabine Fahrenkrog, Leiterin des Stadtbetriebs Schulen, hatte allerdings im WZ-Gespräch vergangene Woche gesagt: „Beim Sofortprogramm für Schüler haben wir den Antrag für die volle Summe gestellt.“
Die Stadt baut bei der Digitalisierung der Schulen auf ein Drei-Säulen-Modell. Kühn erklärt, dass vor fünf Jahren beschlossen wurde, zunächst die Breitbandversorgung und die Vernetzung innerhalb der Schulen (W-Lan) auf- und auszubauen. Mit dem Anschluss aller Wuppertaler Schulen ans Breitbandnetz bis Anfang 2021 werde die Voraussetzung für digitalen Unterricht geschaffen. In den Jahresgesprächen mit den Schulen sei der spezielle Bedarf jeder Einrichtung festgelegt worden. Als dritte Säule soll die Ausstattung mit mobilen Endgeräten intensiviert werden. Die Zeit drängt: In der Corona-Pandemie haben die digitale Infrastruktur und digitales Lernen enorm an Bedeutung für Schüler und Lehrer gewonnen.
„1250 Activeboards (elektronische Tafeln), 675 Beamer und 320 große Monitore sollen zusätzlich beschafft werden. Zudem sollen die Schulen je nach Bedarf mit digitalen Geräten wie 3-D-Drucker, Robotik, Mess-und Sensortechnik, digitale Mikroskope oder digitaler Audiotechnik ausgestattet werden. Die Finanzierung erfolgt über den Digitalpakt Schulen mit einem Volumen von 21 Millionen Euro. Voraussetzung für den Einsatz aller Endgeräte sei schnelles Internet.
Das Land NRW habe das Ziel ausgegeben, dass bis Ende des kommenden Jahres alle Schulen an das Breitbandnetz angeschlossen sind. „Wuppertal ist vielen Städten in Bezug auf das schnelle Internet an Schulen um ein Jahr voraus“, so der Schuldezernent.
Von den Händlern gebe es wegen der großen Nachfrage keine Liefergarantie. Die Stadt erwartet die ersten schrittweisen Lieferungen von Endgeräten im ersten Quartal 2021. Mitarbeiter der Amtes für Informationstechnik sollen als Administratoren die technische Betreuung und Wartung der Geräte übernehmen. Stadtdirektor Johannes Slawig erklärt: „Dafür sind fünf zusätzliche Stellen geplant, die zum Teil schon besetzt sind. Man wird sehen, ob diese personelle Verstärkung ausreichend ist.“