Faszination der Oper früh nahebringen Interaktive Opern-Quizshow für Kinder: Wuppertaler Weißenborns bringen Musik spielerisch in die Schulen

Wuppertal · „Wer wird Opernstar?“ ist der Titel eines neuen interaktiven Angebots, das Ursula und Günther Weißenborn für das Familienprogramm der Oper inszenieren.

Es wird getanzt: Anna Christina Heymann (Mezzosopran) und Oliver Picker (Bass)...

Foto: Andreas Fischer

Manchmal erweist sich eine Absage als glückliche Fügung: Weil die geplante Premiere der mobilen Freischütz-Produktion für Kinder nicht zustande kommt, gibt es keine Opern-Veranstaltung für Familien im Oktober. Was nicht wirklich ein Problem ist. Denn es gibt die Weißenborns, deren Marionettentheater in Wuppertal bekannt und beliebt war. Und die, nachdem sie den Spielbetrieb 2020 aus Altersgründen eingestellt haben, auch die Zeit haben, um einzuspringen und auf die Schnelle eine Produktion aus dem Boden zu stemmen. Ein musikalisches Quiz, das alles andere als ein Ersatz ist. Dramaturg Günther Weißenborn führt Regie, Ehefrau Ursula Weißenborn gestaltet Bühne und Kostüme. Am heutigen Donnerstag ist Premiere im Festsaal des Altenzenturms Wuppertaler Hof.

Vor etwa zehn Tagen erreichten die Weißenborns Anruf und Film aus der Oper. Darauf zu sehen eine Quizshow der Opera in Utah, die nach dem Motto „wir haben keine Ahnung“ altersgerecht die Opernwelt den Kindern nahebringt. Das Ganze typisch amerikanisch, also schnell, laut, körperbetont und ganz und gar nicht nach Weißenborns Geschmack. Aber, „Idee und Gerüst sind gut, Auftrag und Budget passen“. Also legte sich der Dramaturg Weißenborn, der schon viele Theaterstücke für Kinder verfasst hat, ins Zeug, übertrug das Format und schrieb binnen 36 Stunden einen ersten Text.. Er besprach diesen mit seinen fünf Protagonisten von der Oper, die er schon bei der ersten Leseprobe ins Herz schloss, weil jede und jeder auf seine Art und Weise und auf hohem Niveau agiert: Nihal Arak (Sopran), Anna Christina Heymann (Mezzosopran), Shyuk Im (Tenor) und Oliver Picker (Bass), die dem Opernchor angehören und die Wuppertaler Pianistin Hyunju Rue, die am Klavier begleitet. „Es macht einfach großen Spaß, wenn die Leute wollen und auch können“, schwärmt Weißenborn.

Spielerisch und attraktiv
werden Grundbegriffe erklärt

...und gesungen: Nihal Arak (Sopran) und Shyuk Im (Tenor).

Foto: Andreas Fischer

Gemeinsam führen sie durch die interaktive 40-minütige Quizshow, die die Weißenborns verfasst haben: „Wer wird Opernstar?“ soll Grundschülern ab der zweiten Klasse, die alt genug und noch nicht pubertär desinteressiert sind, die faszinierende Welt der Oper näherbringen. Sie erfahren, wie die verschiedenen Stimmlagen Sopran, Mezzosopran, Tenor und Bass klingen, wie die Sänger und Sängerinnen Stimmen und Atemtechnik nutzen, um ohne Mikrofon in großen Sälen zu singen und welche Gefühle besungen werden.

Spielerisch und attraktiv werden Grundbegriffe der Oper wie Arie, Duett, Terzett, Rhythmus und Takt geklärt, was eine Melodie ist und wie Emotionen durch Musik ausgedrückt werden. Beispielsweise stimmt in ein Klatschen im Takt das Klavier ein, und schließlich die Stimme, die ein Lied singt, sodass eine Arie nachvollziehbar Gestalt annimmt, erklärt der Autor. Die Sängerinnen und Sänger singen Arien und performen, Christina Heymann ist Moderatorin, die anderen Kandidaten. Das Angebot ist musikalisch, unterhaltsam und interaktiv: Die Kinder raten mit und küren den oder die Gewinnerin.

Das Bühnenbild des US-amerikanischen Vorbilds besteht aus bunten Zirkuswänden und Stehpulten, an denen körperlich sehr präsente Menschen stehen. Ursula Weißenborn verlegt die Show vor zwei Stellwände, auf denen Noten-Blätter abgebildet sind, darüber quer der rote Graffiti-Schriftzug „Opern Star“. Davor stellt sie alte, schwarz gestrichene Podeste der Bühne, an denen die Quiz-Teilnehmer stehen. Eine dynamische Szenerie, die zugleich Respekt vor dem Können der Künstler ausdrücken soll. Die Vier tragen Hosen, Blusen und Hemden in hellen Farben zu weißen Turnschuhen. damit sie „frisch und lässig aussehen“. Zusammengestellt hat Weißenborn all das aus dem Fundus der Oper und hie und da aus dem privaten Kleiderschrank.

Eine „Superidee“, freut er sich, die sich vor allem an Schulen richtet, die zunächst fünf Aufführungen besuchen und dann die Show buchen können (siehe Kasten). Denn die Produktion ist der größere Bruder der bereits bekannten Kistenoper und baut so das mobile Angebot der Bühnen in der Opernsparte aus. Ein Angebot, das bildet, der kulturellen Förderung und Bereicherung dient und unterhält. Das im besten Fall Kinder zu Opernfans macht und am Ende die Opernhäuser dieser Welt füllen hilft.