Opernsänger: Verträge werden nicht verlängert
Genossenschaft kritisiert, dass das Ensemble durch Gäste ersetzt werden soll.
Wuppertal. Werden an den Wuppertaler Bühnen wieder „Arbeitsbedingungen von vor 1919“ eingeführt? Das zumindest vermutet die Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger (GDBA), die 1919 einen Tarifvertrag realisiert habe, der würdige Arbeitsverhältnisse gewährleiste. In einem offenen Brief an Oberbürgermeister Peter Jung kritisiert GDBA-Landesverbandsvorsitzender Adil Laraki „die Absicht des neuen Opernintendanten Herrn Kamioka, auf das Gesangsensemble zu verzichten und nur noch Gäste einzusetzen“.
„Bei den darstellenden Künstlern der Oper, die noch in der nächsten Spielzeit beschäftigt sind, wird die neue künstlerische Leitung die jeweils immer nur für ein Jahr geschlossenen Verträge nicht fortsetzen“, bestätigt Bühnen-Geschäftsführer Enno Schaarwächter auf WZ-Nachfrage. „Ob und in welcher Form eine Zusammenarbeit — möglicherweise in einzelnen Produktionen — stattfindet, bleibt den Intendanten überlassen. Sie werden zu Beginn des nächsten Jahres ihr Konzept und Programm vorstellen.“
Die WZ hatte es öffentlich gemacht: Ein Großteil des künstlerischen Personals — sowohl aus dem Schauspiel- als auch aus dem Opern-Bereich — war zu sogenannten Nichtverlängerungsgesprächen zitiert worden. Solche Termine verheißen für die Betroffenen mit Blick auf einen anstehenden Intendantenwechsel selten Gutes — und sind formal vorgesehen, sollte im Einzelfall die Intention bestehen, einen Vertrag tatsächlich nicht verlängert zu wollen.
In Wuppertal stehen eindeutig einschneidende Veränderungen an: Wie berichtet, wird Susanne Abbrederis im Sommer 2014 Nachfolgerin des Schauspiel-Intendanten Christian von Treskow, während Toshiyuki Kamioka Johannes Weigand als Opern-Chef ablöst. Nach dem WZ-Artikel und den Gesprächen spitzt sich die Gerüchtelage nun weiter zu: Kamioka plane, künftig komplett auf Gast-Künstler zu setzen. Während die Enttäuschung im Ensemble entsprechend groß ist, zittern andere Kollegen aus dem künstlerischen Bereich nach wie vor. Sie stehen nicht selbst auf der Bühne, sondern agieren dahinter — und bangen, wie es weitergeht.
Die GDBA nennt bereits konkrete Zahlen: „In dieser Spielzeit wurde entschieden, 28 Stellen zu kürzen, und jetzt sollen 37 weitere Mitarbeiter entlassen werden. Diese Personalentscheidung betrifft den künstlerischen Bereich, der aus 99 Stellen besteht.“