Mehr als ein Treff in Wuppertal Die pädagogische Werkstatt in Heckinghausen ist nun offiziell eröffnet

Wuppertal · „Grandioses Projekt“ fördert Kinder und Jugendliche.

  Sie gehören zu den rund 60 Ehrenamtlichen, die sich für die neue pädagogische Werkstatt engagieren.

Sie gehören zu den rund 60 Ehrenamtlichen, die sich für die neue pädagogische Werkstatt engagieren.

Foto: Martin Gehr

In den Räumen der ehemaligen Krawattenfabrik an der Bockmühle ist am Freitag die pädagogische Werkstatt Wuppertal Ost offiziell eröffnet worden. Das Projekt wird von der evangelischen Kirchengemeinde Heckinghausen und dem Sozialdienst katholischer Frauen in Kooperation mit dem Kommunalen Integrationszentrum der Stadt Wuppertal geleitet. Durch Spenden konnten 50 000 Euro investiert werden, 20 000 Euro kamen von der Bethe-Stiftung.

Vom Computerkurs bis
zum Zirkusprojekt

Die Leiterin der pädagogischen Werkstatt, Dorothee van den Borre, erläuterte das Konzept, das bereits seit August 2023 umgesetzt wird und an dem bis zu 170 Kinder aus dem Stadtteil teilnehmen: „Wir unterstützen Familien in unterschiedlicher Weise – gerade diejenigen, die durch Flucht und Migration vor neuen Herausforderungen stehen.“ Die Flüchtlingsunterkunft im gegenüber liegende Art-Hotel ist dabei ein Teil der Zielgruppe. Die Unterstützung beginnt in der Frühförderung und setzt sich in der Zusammenarbeit mit der Grundschule Meyerstraße fort, deren Schüler in das Nachhilfeprogramm integriert werden. Auch für die Eltern ist der Ort eine Anlaufstelle, „denn sie können ihre Kinder nur fördern, wenn sie den Kopf freihaben“. Deshalb gebe es zum Beispiel auch Unterstützung bei Behördengängen.

Für die Kinder und Jugendlichen werden unter anderem ein Computerkurs, kostenloser Musikunterricht sowie ein Zirkusprojekt angeboten. „Wir haben uns zuerst gefragt, ob das als Teil der pädagogischen Werkstatt sinnvoll ist, aber dann gemerkt, dass die Kinder darin oft mehr lernen als in jeder Nachhilfe“, bekräftigte van den Borre. Zwei Artisten aus der Ukraine betreuen die Teilnehmer, eine Zirkuspädagogin wird noch gesucht.

61 ehrenamtlich Tätige engagieren sich in dem Projekt, „die alle eine Idee mitbringen, weshalb das Programm immer vielfältiger werden kann“. Ein Baustein ist der Leseclub, für den Lina Lee verantwortlich ist: „Wir möchten den Kindern die Liebe zu den Büchern wiederbringen und zeigen, dass Lesen unkompliziert sein kann“, sagte sie. Sich gegenseitig laut vorzulesen, sei ein Aspekt. Die Bandbreite reicht von klassischen Geschichten über Comics bis zu wissenschaftlichen Büchern. „Lesen ist ein Fenster in eine Welt, die viele Kinder noch nicht kennen gelernt haben.“ Auch Lesepaten sollen die Kinder unterstützen. Einer von ihnen ist Sozialdezernent Stefan Kühn. Er hält die Werkstatt für „ein grandioses Projekt, gerade weil Heckinghausen einen fast 50-prozentigen Anteil von Zuwanderern hat“.

Bezirksbürgermeisterin Renate Warnecke zeigte sich stolz, „dass dieses Konzept gerade in Heckinghausen seine Wirkung zeigt“. Es helfe den Kindern, sich zu entwickeln und diene dazu, ihnen eine vernünftige Bildung auch abseits der Schule zu ermöglichen. „Sie sind vorhin alle mit einem strahlenden Lächeln in diese Räume gekommen“, wandte sie sich an die Gäste der Eröffnung, „und das beweist, dass der Anspruch, hier einen Wohlfühlraum zu schaffen, gelungen ist“.

In die Welt der Natur geht es mit der Wald- und Forschergruppe, die ebenfalls zum Angebot der pädagogischen Werkstatt gehört. Dafür engagieren sich unter anderem Sylvia Paganell und Sascha Ochse. Paganell, die zuvor eine Kinder-Großtagespflege geleitet hat, verspüre Dankbarkeit und Glück, wenn die Kinder ihnen positive Rückmeldungen zu den Aktionen geben. So geht es am heutigen Samstag mit 15 Kindern ins Murmelbachtal. An fünf Terminen bis September können sie die Natur kennenlernen und verstehen – etwa, wie ein Baum trinkt, erklärte Naturpädagoge Sascha Ochse: „Die Kinder halten zum Beispiel ein Stethoskop an eine Buche und können dann hören, wie das Wasser durch den Stamm läuft. Das funktioniert wirklich, denn der Baum hat quasi Millionen von Strohhalmen, mit denen er das Wasser aufsaugt.“ Gerade für Kinder aus Syrien, die oft nur Wüsten und Berge kennen, sei der Wald eine neue Erfahrung.