Fahrschule Per Schwebebahn-Simulator durch Wuppertal

Kein Spiel: Die Fahrer werden für die neue Generation der Wagen am Computer geschult. Die ersten Testfahrten gibt es ab Juni.

Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Durch Barmen geht die Fahrt der Schwebebahn. Vom Loh Richtung Alter Markt und weiter. Links ist der Werth zu erkennen, auch andere markante Gebäude sind zu sehen. „Gleich sind wir in Oberbarmen“, sagt Volker Willing beim Blick auf den Monitor. Der Trip findet nur als Simulation statt. In Wirklichkeit war die neue Generation der Schwebebahn noch gar nicht so weit auf der Strecke im Osten der Stadt. Doch die Fahrer der WSW müssen natürlich schon jetzt geschult werden. Schließlich sollen die neuen Wagen ab Sommer die ersten Fahrgäste befördern.

Der Simulator, räumt Willing, Fahrlehrer der WSW, mit einem Lächeln ein, sei aber bestimmt viel unspektakulärer, als viele Wuppertaler wahrscheinlich denken: keine ausgebaute Fahrerkabine, keine Rüttel- oder Schwenkeffekte und keine Vielzahl von Knöpfen und Hebeln. Stattdessen ein Laptop mit der Fahrschul-Software. Daneben steht ein so genannter Sollwertgeber, den Spielefans wohl noch am ehesten mit einem Joystick-Hebel vergleichen würden. „Momentan lenken wir aber mit der Maus“, sagt Willing.

Bis zu den ersten richtigen Fahrschulfahrten ab Juni werden die Fahrer in diesem Schulungsraum trainiert. Wobei der größte Unterschied zu den alten Bahnen in den Handlungsprozeduren liegt, wie Betriebsleiter Thomas Kaulfuss erklärt. „Das ist wie bei einem neuen Auto. Man guckt zum Beispiel, wo das Licht angeht.“ Das Fahren lerne man nicht in einem Simulator. „Das ist wie in der Luftfahrt“, sagt Kaulfuss. „Da lernen Sie das Fliegen ja auch nicht im Simulator.“ Es gehe um die Abläufe, wie Willing erläutert. Rechts ist der Tacho zu sehen, der die Maximalgeschwindigkeit vorgibt. Wird die überschritten, gibt es einen Warnton und die Bahn bzw. der Simulator bremst sich automatisch runter. „Sie können also gar nicht länger schneller als maximal 60 km/h fahren“, erklärt Willing. Wobei das Ziel natürlich sei, gar nicht erst drüber zu kommen. In der Realität helfe dann auch das Zugsicherungssystem.

Auch für den 54-Jährigen ist der Simulator eine Umstellung. „Bei den alten Wagen gab es so etwas nicht.“ Doch für die neue Wagengeneration, die für die WSW technisch gesehen den Sprung vom Mittelalter in die Neuzeit bedeuten, wird auch beim Thema Schulung einiges getan. „Die Umgebung sieht schon gut aus, auch wenn die Gebäude natürlich nicht eins zu eins gestaltet sind“, erklärt Willing. Man könne aber schon immer erkennen, wo man sich gerade befindet. Einen Schwebebahn-Simulator gibt es seit einiger Zeit auch schon als Computerspiel. „Unsere Fahrer, die das schon mal gespielt haben, sagen aber, dass das hier besser ist“, sagt Willing und lacht.

In der Original-Fahrerkabine wird es später übrigens Touch-Pads geben. „Und wir holen vieles von der Strecke in die Bahn“, erklärt Kaulfuss. Sprich: Es geht noch mehr in Richtung automatischer Betrieb. Auf die Fahrer werde aber auf keinen Fall verzichtet, betont der Betriebsleiter. Solche Überlegungen habe es zwar mal gegeben, doch wurden diese aus finanziellen Gründen fallen gelassen — und vor allem auch aus psychologischen. „Es ist schon was anderes, wenn die Bahn bei einer Störung wirklich mal hängen sollte, und der Fahrer sich persönlich an die Fahrgäste wenden kann, als wenn nur eine Stimme aus der Leitstelle aus dem Lautsprecher kommt.“