„Pflege muss Thema bleiben für die nächsten Jahre“

Ingrid Fischbach, Parlamentarische Staatssekretärin, besuchte das Altenzentrum Kasinostraße der Diakonie.

„Pflege muss Thema bleiben für die nächsten Jahre“
Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. „Hören Sie? Hier hallt nichts.“ Holger Görges, Leiter des Altenzentrums, macht die Besucherin auf Kleinigkeiten aufmerksam. In der Etage für Demenzkranke fängt der spezielle Vinylboden, der wie Holz aussieht, den Schall auf. So dass es auch auf dem großen Flur nicht klingt wie in einer anonymen Halle.

Er zeigt auf eine Zimmertür, auf die das Foto einer hölzernen Haustür aufgezogen ist. „Wir gehen sogar dazu über, die Haustür des letzten Hauses der Bewohner zu fotografieren. So finden sie in ihre Zimmer zurück“, erklärt er.

Er berichtet von Abrollmatten, die Stürze aus dem Bett abfangen, statt Bettgittern. Bei diesen bestehe die Gefahr, dass die Senioren über sie klettern und dann viel tiefer stürzen. Ingrid Fischbach erwähnt Sensoren, die melden, wenn Heimbewohner das Bett verlassen. „So etwas haben wir auch“, sagt Görges.

Die CDU-Bundestagsabgeordnete aus Herne und Parlamentarische Staatssekretärin im Gesundheitsministerium hört aufmerksam zu. Sie hat an der Pflegereform mitgewirkt und wurde bei einem zufälligen Kontakt von Holger Görges einladen, der ihr die Arbeit in seinem Haus zeigen wollte.

Denn das Altenzentrum ist Teil eines Modellversuchs, der die Gabe von Medikamenten in Senioreneinrichtungen sicherer machen soll. Dabei kommunizieren Pflegekräfte, Apotheke und Ärzte über ein Internetportal darüber, welche Mittel die Bewohner erhalten. „So vermeiden wir Doppelmedikationen und unerwünschte Nebenwirkungen“, erklärt Görges. „Weil jetzt der Neurologe sieht, was der Hausarzt schon verordnet hat.“

Über eine Online-Verbindung tauschen sich die Pflegekräfte schon mit der Apotheke aus. Die portioniert auch die Medikamente für jeden einzelnen Bewohner vor und liefert sie jeweils in Blister-Packungen für eine Woche. Auch das verringere die Gefahr von Fehlern, erklärt Görges, das hätten Untersuchungen gezeigt.

Ingrid Fischbach fand die Online-Kommunikation über Medikamente interessant: „Das hat Zukunft.“ Sie verwies auf die Gesundheitskarte, die ebenfalls alle Daten bündeln könnte. Datenschützer hätten aber noch Bedenken.

Görges sprach die Personalsituation an. Die Pflegereform verändere das System in dem Wissen, dass mehr Personal gebraucht werde. „Aber das wird erst drei Jahre später eingestellt“, klagte er.

Ingrid Fischbach verstand das Problem und erklärte: „Wir wollen transparente Regeln und Vergleichbarkeit.“ Daher müsse das neue System erprobt und bewertet werden — „das dauert drei Jahre“. Sie sei sich bewusst, dass beim Thema Pflege noch einiges zu tun ist: „Die Pflegereform ist ein wichtiger großer Schritt. Aber er wird nicht reichen. Die Pflege muss Thema bleiben für die nächsten Jahre.“