City-Maut und Bürgerticket: Ideen für die Verkehrswende
Groß war die Resonanz auf den Vortragsabend der Reihe der Transformationstandems zur zukunftsfähigen Mobilität in Wuppertal.
166 597 Autos sind in Wuppertal zugelassen, 8452 Lastwagen und 16222 Krafträder. Sie produzieren reichlich Verkehr, findet nicht nur Oberbürgermeister Andreas Mucke, der die aktuellen Zahlen für den Abend zur Verkehrswende in die Elberfelder Citykirche mitgebracht hatte. Und ginge es nach den Gästen der Reihe der „Transformationstandems zur zukunftsfähigen Mobilität in Wuppertal“, dann könnte durchaus auch über eine City-Maut im Tal nachgedacht werden.
Denn vielen Zuhörern, die auf Einladung von TransZent, dem Forschungszentrum der Bergischen Universität in Kooperation mit dem Wuppertal Institut, in den Kirchsaal gekommen waren, sprach Professor Dr. Oscar Reutter mit seinen Leitlinien zur Verkehrswende aus der Seele. Seine Vorschläge zur Verkehrsvermeidung einerseits und der Förderung von Fuß- und Radverkehr sowie Bussen und Bahnen andererseits stießen auf weitgehende Zustimmung der Besucher — von denen die überwiegende Mehrheit selbst zu Fuß, per Rad oder ÖPNV an den Elberfelder Kirchplatz gekommen war.
Reutter favorisiert die sogenannte „Push und Pull-Strategie“, die Kombination von Restriktionen und Anreizen, um Menschen zum Umstieg auf umweltfreundliche Verkehrsmittel zu bewegen.
Ein Anreiz könnte beispielsweise das Bürgerticket sein. Zu den Restriktionen zählen für den Verkehrsexperten des Wuppertal Instituts unter anderem die Einführung von flächendeckenden Tempo-30-Zonen und eben auch die City-Maut. „Städte wie Stockholm, Oslo und London haben sie bereits erfolgreich umgesetzt“, so Reutter, was im fast voll besetzten Saal der Citykirche zu angeregten Diskussionen führte: Die Überlegung, ob und welche Anreize oder Verbote beim Umstieg auf umweltfreundliche Verkehrsmittel zum Erfolg führen, zog sich als roter Faden durch den Abend.
Oberbürgermeister Andreas Mucke war „Tandem-Partner“ des Abends und setzte mit seiner Präsentation „Mehr Wuppertal wagen — Möglichkeiten einer Verkehrswende“ eher auf Anreize wie den Ausbau und die Verbesserung des Schienenverkehrs, die Verknüpfung von ÖPNV, Radverkehr und Car-Sharing-Angeboten, auf die Erhöhung des Schwebebahn-Taktes, einen neuen Nahverkehrsplan und die vieldiskutierte mögliche Seilbahn vom Hauptbahnhof in Richtung Uni. Er würde Wuppertal als Fahrradstadt sehen und nennt Beispiele wie die Verlängerung der Nordbahntrasse und die Öffnung von Einbahnstraßen.
Auch die — umstrittene — Freigabe von Bus- und Umweltspuren, beispielsweise auf der B 7, könne er sich als Versuch vorstellen. „Mich reizt die Idee.“
Eine City-Maut oder gar die generelle Abschaffung des freien Abstellens von Fahrzeugen im öffentlichen Straßenraum sieht Mucke für Wuppertal derzeit zwar nicht.
Ein Umdenken in Sachen Verkehr sei aber machbar. „Manches muss man einfach auch wagen — und in kleinen Schritten das Bewusstsein ändern.“