Rüstige Tänzer erzählen schönste Geschichten

Seniorentanztheater Claudio li Mura veröffentlicht das Buch „Träume tanzen“.

Rüstige Tänzer erzählen schönste Geschichten
Foto: Tom Luther Photography

140 Din-A-4 Seiten stark ist das Buch mit dem Titel „Träume tanzen“, in Fotos und Texten werden darin das Seniorentanztheater Claudio li Mura und seine Tänzerinnen, Tänzer und weitere Mitarbeiter vorgestellt. Ende April ist das Buch im Verlag H.-J. Momberger erschienen. „Wir wollten bei unserer Arbeit und unseren Proben begleitet werden“, sagt Ensembleleiter li Mura. So sei die Idee zu dem Buch entstanden. „Wir haben gut zwei Jahre daran gearbeitet“, erklärt er.

Beim Treffen mit der WZ hat li Mura eines der ersten 200 Exemplare von „Träume tanzen“ vor sich auf dem Cafétisch liegen, neben ihm sitzt Susanne Ottomeyer-Figge. Sie ist Tänzerin im Ensemble und quasi die rechte Hand von li Mura. Als Assistentin unterstützt sie den Ensembleleiter bei den Proben und Planungen. Zudem hat sie die Texte für das Buch geschrieben — von jeder und jedem der 18 Tänzerinnen und 12 Tänzer hat sie ein Porträt verfasst. Zwischen 55 und 80 Jahre alt sind die Porträtierten. Hinzu kommen zahlreiche großformatige Bilder, die von den Fotografen Thomas Luther, Elke Dabringhaus und Antje Zeis-Loi geschossen wurden.

Im Jahr 2012 hatte li Mura das Seniorentanztheater gegründet, um „etwas Dynamisches, Neues, Kreatives und Konstruktives für Menschen ab 55 entstehen zu lassen“, wie die Internetseite des Theaters informiert (www.seniorentanztheater.com). Für li Mura ist das Tanztheater für ältere Menschen Berufung und Passion, seinen Lebensunterhalt verdient er als Inhaber eines Sprachenbüros.

Wobei Tanz ja auch eine Form der Kommunikation, mithin eine Art Sprache beziehungsweise Körpersprache ist. „Ich liebe das Tanzen, jeder Mensch kann tanzen“, erklärt li Mura. Dass seine Tänzer zuvor andere Berufe hatten und gegebenenfalls erst im gesetzteren Alter mit dem Tanzen anfangen, ist für ihn kein Nachteil. Eher im Gegenteil: „Ein 60 oder 70 Jahre alter Mensch hat eine ganze Menge zu erzählen. Sie tanzen ihr Leben und ihre Erfahrungen“, sagt er. Und wenn an der einen oder anderen Stelle die Technik oder die Beweglichkeit nicht mehr so ist wie mit 20 Jahren, dann werde das durch „die Reife“ der Darsteller wettgemacht, erklärt li Mura.

Das sieht auch Ottomeyer-Figge so. Über einen Zeitungsartikel war die Cronenbergerin 2014 auf das Seniorentanztheater aufmerksam geworden. Da sie zuvor mit ihrem Mann Tango getanzt hatte, habe sie Freude an der Bewegung und schon Tanzerfahrung mitgebracht, erzählt sie. „Wenn sich auch manche von uns nicht mehr so bewegen können, so ist doch der Gesamteindruck davon nicht betroffen“, sagt sie. Jedes Ensemblemitglied sei „ein gleichberechtigter Tänzer“.

Wie schön und belebend das Miteinander bei Proben und Aufführungen sein kann, darüber berichtet auch das jetzt erschienene Buch zu dem Seniorentanztheater. Die Mitglieder des Ensembles erlebten die Proben immer wieder als „Feiertage“ in der Woche, sagt Ottomeyer-Figge. Durch das Tanzen würden sie sich „selbst neu begegnen“ und „neue Fähigkeiten“ an sich entdecken. Gerade in Zeiten einer immer älter werdenden Bevölkerung scheint ein solches Kulturangebot durchaus geboten.

Vier Stücke hat li Mura bislang gemeinsam mit seinem Team erarbeitet und aufgeführt. Sechs bis neun Monate wird an den Aufführungen geprobt, noch im Laufe dieses Jahres soll die fünfte Choreographie folgen. Einen Namen dafür habe er dafür bislang noch nicht, verrät er. Zudem hofft der Theatergründer wieder auf Unterstützung durch die Stadt. Li Mura würde sich freuen, wenn auch diesmal wieder das Opernhaus für die Aufführung bereitgestellt werden könnte.