Physik-Show lässt es krachen
Ranga Yogeshwar hat einen spannenden Festivalstart in der Stadthalle präsentiert.
Elberfeld. Als es laut knallt, zucken alle zusammen: Auf der Bühne liegen bunte Plastikbälle und die letzten Fetzen einer Trinkflasche verteilt. Es qualmt und dampft. „Wow, ich habe mich echt erschrocken“, sagt Manuel (10) lachend. Trotz Vorwarnung hätte er mit einer derartigen Intensität, mit welcher die Explosion auf der Bühne lautstark auf die Ohren trifft, nicht gerechnet. Kaum vorstellbar ist, was Fachleuten und auch Laie häufig als Urknall bezeichnen.
Den stellte — zumindest auf wissenschaftlicher Ebene im Kleinformat — Diplom-Physikerin Angela Halfar von der Uni Heidelberg nach. Im hübschen Abendkleid sorgte sie für den ersten von mehreren Aha-Effekten, die die dreistündige Show im Rahmen des Wissenschaftsfestivals „Highlights der Physik — Vom Urknall zum Weltall“ am Dienstag zu bieten hatte.
Der große Saal der Stadthalle ist voll besetzt. Helle Lichtkegel durchfluten den Raum. Von der ersten Minute an sind alle Zuschauer von der imposanten Geräuschkulisse gebannt. Dann betritt Moderator Ranga Yogeshwar die Bühne, in der linken Hand eine kleine, blaugefärbte, Erbse. „Aus Sternenstaub sind Planeten entstanden, und mitten im Weltall verhält sich unsere Erde wie diese Erbse.“
Doch wie soll es zu der Explosion, aus der Materie, Raum und Zeit entstanden sind, gekommen sein? Das ist das Stichwort für Angela Halfar, die mit Schutzbrille und Handschuhen die Bühne betritt. Und schon geht´s los: Flüssiger, minus 200 Grad kalter Stickstoff wird in eine Plastikflasche gefüllt. Da der kalte Stickstoff sofort verkocht, entsteht Qualm. Die Plastikflasche ist sekundenschnell tiefgefroren.
„Das wirkt gleich wie eine riesige Bombe“, scherzt Physiker Yogeshwar, der die Flasche in eine massive Tonne legt. Weil die Flasche geschlossen ist und der Stickstoff weiter verdampft, entsteht Druck — das Experiment explodiert.
Magisch geht es weiter. Simon Pierro, ein echter Manipulations-Weltmeister, zaubert Verschiedenes aus einem Tablet-Computer und bezieht dabei sogar das Publikum mit ein. Philosophisch wird es mit dem „Puzzle des Lebens“. Und spätestens mit Jongleur-Weltmeister Thomas Dietz nimmt die Show zwischen Lichtuntersuchungen bei Atomen und Einblicken in die Projekte des Bundesministeriums für Bildung und Forschung Fahrt auf. Ringe und Keulen werden in die Luft geschleudert — ein voller Erfolg beim Publikum.
Stefanie Otten und Susanne Klein sind begeistert: „Das ist eine gigantische Mischung. Komplexe Phänomene werden anschaulich dargestellt und leicht verständlich erklärt. Dann noch die Show-Acts zwischendurch — einfach toll.“
Das Physik-Festival habe in den vergangenen Jahren tausende Jugendliche angezogen, sagte Johanna Stachel, Präsidentin der Deutschen Physikalischen Gesellschaft. Nachdem die Zahl der Physikstudenten vor dem „Jahr der Physik 2000“ stark zurückgegangen war, seien derzeit 50.000 Studenten bundesweit eingeschrieben. Pro Jahr gebe es etwa 2000 Abschlüsse, „was den Bedarf von 5000 offenen Stellen längst nicht abdeckt“, so Stachel. Mit der Physik-Woche in Wuppertal sollen nun erneut junge Menschen für physikalische Phänomene begeistert werden.