Piratenshow mit Charme und Akrobatik

Das Taltontheater begeistert mit seinem Musical „Die Piraten der Sparrow“ große und kleine Zuschauer.

Piratenshow mit Charme und Akrobatik
Foto: Taltontheater

Wuppertal. Was für ein Abenteuer, was für ein Spaß! Dabei beginnt das Musical „Die Piraten der Sparrow“ im Taltontheater ganz harmlos. Großmutter Nana (Erika Klein-Ejupi) sitzt im Ohrensessel und liest ihrer Enkelin Lilli (Shari Nix) aus einer dicken, alten Schwarte vor, um den ersten Liebeskummer zu vertreiben. Erzählt vom Märchenland Fairy King, in dem Kapitän Strongblood und seine Piraten die See unsicher machen.

Da hebt sich plötzlich der Vorhang und die Zuschauer sind mitten drin im Geschehen auf der „Sparrow“. Zwischen Schiffsplanken, Masten und Steuerrad (Bühnenbild: Rüdiger Tepel) legen die Freibeuter — angeführt von Strongblood alias Ralf Poniewas — einen geradezu akrobatischen Kriegstanz hin und singen lauthals vom „Sieg im Kampf“.

Die Crew, die sich hier vorstellt, ist selbst für ein Piratenschiff reichlich ungewöhnlich. Denn mit an Bord sind ein spitzohriger Elbe (David Meister), eine hellseherische Werwölfin (Stephanie Spichala), eine Katzendiva mit original französischem Akzent (Maurice Kaeber) und eine Promenadenmischung aus Gnom und Ratte (Svenja Dee). Ein großes Kompliment an Maskenbildnerin Sandra Kremer und das Kostümteam!

Menschen und Fabelwesen feiern gemeinsam einen „fetten Fang“. Prinzessin Belinda und ihre Zofen sind ihnen ins Netz gegangen. Ganz so schlau wie behauptet ist die Männerbande aber nicht. Bemerkt sie doch nicht einmal, dass Belinda sich als Seemann Ben ausgibt, während eine Zofe die Prinzessinenrolle übernimmt.

Trotz frauenfeindlicher Sprüche — die Piraten lassen die Gefangenen nicht über die Planke gehen. Als Strongblood dann auch noch erfährt, dass er sich ein halbes Königreich verdienen kann, wenn er Belindas Schwester Allora (Polli Olszak) von dem Fluch einer Seehexe erlöst, fährt man gemeinsam dem großen Abenteuer entgegen.

Worin genau das besteht, wird natürlich nicht verraten. Die Schauspielercrew jedoch überzeugte bei dieser Mischung aus Märchen und Musical — der bisher aufwendigsten Produktion des Taltontheaters — auf ganzer Linie.

Traumpaare gab es an diesem ausverkauften Premierenabend genug. Im Duett mit einer opernreifen Polli Olszak sorgte Ralf Poniewas für ganz große Gefühle. Wenn dagegen Stefanie Gindler alias Belinda und David Meister aufeinandertrafen, wurde die Bühne zur Kampfzone, sei es beim Fechtduell oder einem nicht weniger gekonnten Wortgefecht.

Nicht mit dem Degen, sondern mit dem Kochlöffel trug Karolin Blumenstengel als Lady Lydia den Geschlechterkampf aus. Da konnte Schiffskoch Robin Schmale kaum widerstehen. Sicherlich auch wegen Blumenstengels hinreißender Soulstimme. Am Ende konnte sich freilich Zofe Marlene Meissner den braven Smutje an Land ziehen.

Sehr komisch war auch Königinmutter Nicole Sieper, der ihr kluger Ratgeber Horatio (Nadine Mehler) aus gutem Grund nicht von der Seite wich. Und was wäre der glatzköpfige Pirat Thomas Stratmann, der in seiner Rolle nur unverständliches Zeug nuscheln durfte, ohne seinen wortgewandten Dolmetscher Moritz Stursberg gewesen?

„Zugabe!“, riefen die 70 Premierenbesucher nach mehr als zwei Stunden Spektakel. Auch die kleinen Zuschauer fanden die „Piraten der Sparrow“ cool. Am schönsten gefiel Milia (9) der „Obst- und Gemüsetanz“. Da traten die Piraten im Baströckchen auf. Und Regisseur Jens Kalkhorst, der sonst als versoffener Steuermann im Star-Trek-Kostüm glänzte, hatte sich als Karotte verkleidet. Unglaublich, aber wahr.