Messe Polis Convention 2020: Wuppertal präsentiert sich auf virtueller Messe

Wuppertal · Die WZ machte den 3D-Rundgang, traf Johannes Busmann und schaute beim Stand des Bergischen Städtedreiecks vorbei.

Der Avatar von Johannes Busmann (l.) ist gleich zweimal auf der digitalen Polis Convention zu sehen.

Foto: Screenshot

Johannes Busmann begrüßt die Besucher im Böhler-Areal. Die Stände sind aufgebaut, die Polis Convention, die Messe für Projekt- und Stadtentwicklung in Düsseldorf, hat ihre Pforten geöffnet. Doch in diesem Jahr ist alles anders – alles digital. Am Donnerstag und Freitag können sich Kommunen, Firmen, Projektentwickler & Co. trotz Corona in der Landeshauptstadt präsentieren, zumindest virtuell. Auch Busmann, Professor an der Bergischen Universität Wuppertal und Initiator der Polis, die 2015 ihre Premiere feierte, kommt als Avatar daher.

Er und sein Team haben die gesamte Messe ins Internet verlegt. Aus der Not machten sie eine Tugend. Schon Anfang des Jahres hätten die Organisatoren begonnen, die Stände der Teilnehmer in 3D am Computer zu bauen. Als Corona eine physische Auflage praktisch unmöglich machte, hätte man so schon die Voraussetzungen für die virtuelle Messe gehabt. Als „3D-Live-Event“ beschrieben es die Macher - und als Experiment. So sahen es auch die Teilnehmer aus Wuppertal, die sich - wie schon in den Vorjahren - an einem Bergischen Gemeinschaftsstand gemeinsam mit Solingen und Remscheid präsentieren.

Wer das Böhler-Areal von einem realen Besuch her kennt, wird sich heimisch fühlen. Nur das Dach ist weg, der Blick geht stattdessen in den blauen Himmel. Per Maus und Pfeil-Tasten können sich Besucher durch die Hallen bewegen, an jedem Stand mal gucken. Es hat etwas Zwangloses – was auch Vorteile hat, wie Marco Trienes von der Wuppertaler Wirtschaftsförderung erklärt. Man könne einfach mal klicken, schauen, was die Stadt, die Region oder Anbieter, der sich an dem Stand präsentiert, so im Angebot hat.

Während Busmann und einige seiner Kolleginnen und Kollegen als virtuelles Ebenbild in den Hallen warten, stehen an den meisten Ständen allerdings Avatare ohne realen Doppelgänger. Vielleicht sei das für die kommenden Auflagen eine Option, sagt Trienes. „Jetzt war der Vorlauf aber zu kurz.“ Eine künstliche Kopie der Wuppertaler Vertreter schaffe aber vielleicht noch mehr Akzeptanz. Und vielleicht stoppe der eine oder andere mehr, wenn er beim Rundgang ein „bekanntes“ Gesicht entdeckt.

Busmann hat eine Hommage
an seine Stadt eingebaut

Ein Vorteil: Zumindest virtuell könnte der Avatar gleich an mehreren Stellen gleichzeitig auftauchen. An Busmann etwa kommt der Besucher mindestens zwei Mal auf seinem Weg durch die Hallen vorbei. Und der Wuppertaler hat auch eine Hommage an seine Heimatstadt einbauen lassen, wie Trienes erzählt. Wer die Halle verlässt, kann unter Umständen die Atmosphäre des Grünen Zoos genießen – und einen Tiger treffen. Natürlich Spielerei, doch solle so eine Messe, erst recht, wenn sie „nur“ im Netz stattfindet, auch unterhalten, sagt Trienes.

Am Stand des Bergischen Städtedreiecks zeigen Wuppertal, Remscheid und Solingen, was sie haben. Die Wuppertaler Wirtschaftsförderung wirbt mit kurzen Filmen, etwa für den Smart Tech Campus oder die ehemalige Post am Kleeblatt – und Waffeln. „Sonst unser Erkennungszeichen“, erklärt Sven Macdonald. Die Leckereien gibt es diesmal nur als Bild, das passende Rezept auf der Homepage der Stadt zur Polis.

Doch der 3D-Rundgang ist nur ein Teil der Messe. „Wichtig war, dass wir auch ins Programm reinrutschen“, sagt Macdonald. Bei einer physischen Messe gingen Talkrunden und ähnliches am Stand schon mal unter. Jetzt, im virtuellen Raum, seien sie umso wichtiger. Zum Auftakt sprach OB Andreas Mucke zum Thema Zukunft Wuppertal, am Freitag geht es mit dem neuen Dezernenten Arno Minas um „Investieren in Wuppertal“.

Funktioniert eine Messe nur virtuell? Der erste Eindruck: Es ist neu, es ist anders, es ist spannend. Doch die Technik kann schon eine Hürde darstellen. Im die Polis begleitenden Chat klagen einige Besucher über Probleme – die meist aber gelöst werden konnten. Manchmal ist die Internetleistung zu schwach, manchmal sitzt der Fehler auch vor dem Rechner.

Bei der Wirtschaftsförderung sind die Meinungen zwiegespalten. Der Weg der Polis-Macher sei mutig, erkkärt Macdonald. In diesen Zeiten sei es wichtig, solche Präsentationsmöglichkeiten zu bieten. Eine „echte“ Messe sei aber schon etwas anderes. Persönliche Gespräche, vielleicht beim Kaffee, direkte Treffen vor Ort, die fehlten. „Gerade jetzt merkt man, wie sehr man das vermisst“, so Macdonald. Die Intention der Polis sei aber auch nicht gewesen, das zu ersetzen. Die Zukunft liegt – unter Corona-Bedingungen – wohl in einer Mischung aus virtuell und real. Bei einer Hybrid-Messe, wie es immer wieder heißt.