„Nicht mit uns“ Politik gegen Tempo-30-Bürgerantrag auf Wuppertaler B7
Wuppertal · Anwohner und Radfahrer fordern zwischen Haspel und Loher Straße eine Beschränkung.
Tempo 30 auf der B7 – an dieser Idee scheiden sich die Geister. Vor einigen Wochen wurde im Hauptausschuss ein Bürgerantrag für Tempo 30 auf einem Teilstück der B7 gestellt, konkret handelt es sich um den Abschnitt der Friedrich-Engels-Allee zwischen der Wittensteinstraße und der Loher Straße. Dabei soll auch über die versuchsweise Einrichtung eines Fahrradweges – nach der Idee der Umweltspur – entschieden werden. Bereits im Februar 2018 wurde die Verwaltung mit der Entwicklung eines Radverkehrskonzeptes für die Talachse beauftragt.
Jetzt erklärt die Stadt Wuppertal, dass der Antrag auf den 31. Januar vertagt wurde. Seitens der Verwaltung hätte man sich aber klar gegen eine Tempobegrenzung ausgesprochen, bestätigt Dirk Lange von der Radverkehrsplanung. Die Entscheidung läge jetzt aber beim Verkehrsausschuss.
Volker Dittgen von der SPD, Mitglied im Verkehrsausschuss, bestätigt schon vor der Entscheidung: „Nicht mit uns – CDU, SPD und Grüne. Der Bürgerantrag wird abgelehnt.“ Diese „Fantasie“ hätten nur die Bus- und Fahrradfahrer. Die Landeshauptstadt sei hierbei das vorangegangene Beispiel, dass eine Tempobegrenzung auf den Hauptstraßen nur zu Stau führe. „Allerdings befinden wir uns noch in einer anderen Situation, weil es im Vergleich zu Düsseldorf kaum Abbiegemöglichkeiten gibt“, stellt der Stadtverordnete klar.
Für Lorenz Hoffmann-Gaubig, Kreisverbandsvorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC), ist die Situation eindeutig: „Die Diskussion stand schon vor zwei, drei Jahren im Raum und ist längst überfällig.“ Wenn es nach ihm ginge, wäre der beste Zeitpunkt zur Durchsetzung der Forderungen der Umbau des Döppersbergs gewesen. Hierbei seien sich alle Fahrradinteressierten einig, dass auch die Talachse genug Raum für eine Fahrradspur bietet, dafür müsse man nur das Angebot anders auslegen.
„Die Menschen müssen die Alternativen sehen, damit sie diese nutzen können“, führt der Kreisverbandsvorsitzende beispielhaft an. Eine Lösung sehe er in der Schaffung und Unterstützung eines guten Zug- und Busangebotes in der Gegend und dabei habe Wuppertal mit der Schwebebahn schon ein einzigartiges und funktionierendes Verkehrssystem für die Talachse. Zudem sei man mit ÖPNV oder dem Fahrrad immer schneller in der Stadt unterwegs.
Als Gegenbeispiel zu der Verkehrssituation in Düsseldorf, die Dittgen als Vorlage anführt, betont Hoffmann-Gaubig, dass man sich an der Änderung der Verkehrsstruktur in Stuttgart ein Beispiel nehmen sollte: „Dort wurde in allen Hauptverkehrsstraßen Tempo 40 eingeführt und es funktioniert.“ Eine Tempobegrenzung verringere die Lärmbelästigung und den Ausstoß der Schadstoffemissionen und würde den Verkehr in der Stadt um einiges sicherer machen, argumentiert er abschließend.
Und mit seiner These ist der begeisterte Radler nicht allein. Für das nächste Jahr ist ein Lärmaktionsplan angekündigt, der die Lärmminderung in besonders belasteten Gebieten erreichen soll, wozu auch der Abschnitt zwischen der Wittensteinstraße und der Loher Straße gehört. Als überzeugter Kritiker macht der Wuppertaler Norbert Bernhardt darauf aufmerksam, dass die logische Schlussfolgerung eine Lärmreduzierung auf diesem Abschnitt sowieso die Tempobegrenzung 30 sein müsste, wovon dann lärmbelästigte Bewohner und auch Radfahrer gleichermaßen profitieren würden.
In der Apotheke übertönt der Fahrbahn-Lärm das Telefon
Und wer mal die Bewohner und Geschäftsinhaber befragt, der bekommt noch weitere Argumente zu hören. So begründet Heidrun Santiago von der Hirsch-Apotheke an der Friedrich-Engels-Allee: „Die Menschen stürzen sich unter Lebensgefahr auf die Straße, weil es nicht ausreichend Übergänge gibt.“ Zudem verstehe man am Telefon – vor allem bei Regen – nicht, was die Kunden sagen. Auch sie untermauert: „Tempo 30 ist eine Lösung.“