Standortfrage Politik sucht Lösung für Gesamtschule
Barmen. · Parteien setzen sich für Breite Burschen Barmen und Kleingärtner ein, die ihre Anlagen bei einem Bau an der Badischen Straße gefährdet sehen
In den Entscheidungsprozess auf der Suche nach einem Grundstück für die siebte Gesamtschule kommt Bewegung. Zur Ratssitzung an diesem Montag bringen CDU und Grüne, wie berichtet, einen Prüfauftrag an die Verwaltung ein, inwieweit es an der auch von der Verwaltungsspitze favorisierten Badischen Straße eine Lösung gibt, die sowohl das Vereinsgelände des Fußballvereins Breite Burschen Barmen, als auch des Kleingartenvereins Leibusch und der Kletterhalle erhält. Sie bringen dabei eine Auslagerung der Oberstufe an die Klippe ins Spiel, die als dritter möglicher Standort neben Badischer Straße und Spitzenstraße untersucht worden ist.
„Als Schritt in die richtige Richtung“, bezeichnet das der Burschen-Vorsitzende Jochen Thielmann. Am Samstag hatte er sich mit Vertretern der Kleingartenanlage und der Alpenvereine getroffen, um die Lage zu besprechen. Die Kleingärtner, die nach einer Altlastensanierung vor 20 Jahren kräftig in ihre aktuell 24 Parzellen investiert haben und das Gelände auch als grünen Puffer für die Nachbarschaft sehen, zeigen sich ebenfalls sehr besorgt. In der Tat scheint es auf dem Gesamtgrundstück schwer möglich, eine komplette Gesamtschule zu errichten, wenn man die Belange der dort ansässigen Vereine nicht antastet. Das sehen offenbar auch CDU und Grüne so, genau wie Oberbürgermeister Andreas Mucke, der den Burschen in einem Telefongespräch eine Bestandsgarantie gegeben hat. „Generell finde ich die Idee, die Sportvereine zu integrieren, reizvoll“, so Mucke. Das finden auch die beiden Sektionen der Deutschen Alpenvereine und der Trägerverein der Kletterhalle. Deren Meinung würde sich allerdings wohl ändern, sollte die Außenanlage der Kletterhalle für Parkplätze für einen Schulbau mitgenutzt werden. Das würde ihre Pläne durchkreuzen, das Außengelände aufzuwerten, unter anderem mit einem Kletterturm. Diese sind bereits genehmigt, Zuschüsse in Aussicht gestellt. Das erinnert an die erst im Herbst erteilte Genehmigung für die Burschen, ihr Sportplatzhaus erweitern zu dürfen, was gerade auch passiert. Wobei Politik und Verwaltung zugute gehalten werden kann, dass man damals noch vom ehemaligen Art-Hotel als Idealstandort für die Schule ausgegangen war, was sich nach schwierigen Preisverhandlungen im April endgültig zerschlagen hat.
Gelände an der Spitzenstraße will die Stadt in jedem Fall kaufen
Die Badische Straße läge direkt nebenan und immer noch nah am Stadtbezirk Heckinghausen, der laut Stadtdirektor Johannes Slawig als einziger noch keine Gesamtschule besitzt. Auch darin sieht er den Vorteil dieses Standorts etwa gegenüber Klippe und Spitzenstraße. Wobei die Klippe für einen Schulbau zu klein wäre und auch in einem recht engen Wohngebiet liegt. Bliebe die 600 Meter Luftlinie entfernte Spitzenstraße, die als weitgehend ebene Brachfläche wohl am einfachsten zu bebauen wäre. In der Verwaltungsanlage werden die Nähe zur Gesamtschule Langerfeld von nur 1200 Metern, die leicht abgeschottete Lage und die Tatsache, dass man die Fläche gut auch für Gewerbe vermarkten könne“, als Nachteile genannt. „Kaufen wollen wir das Gelände auf jeden Fall“, sagt Johannes Slawig, der es aber lieber für Gewerbe nutzen würde. „Wir brauchen Flächen dafür“, sagt er.
Das sehen auch CDU und Grüne so, zumal die Parkstraße in Ronsdorf als mögliche Gewerbefläche wegfallen würde, wenn dort – nachdem auch die CDU die Kleine Höhe dafür ablehnt – auf Anordnung des Landes die Forensik gebaut werden müsste.
An der Spitzenstraße gibt es eine gute sportliche Anbindung
Gewerbe also statt Schulnutzung? Ein solcher Beschluss ist schon einmal gekippt worden. Das ehemalige Köttergelände in Barmen war jahrzehntelang als mögliches Filetstück für Gewerbe gehandelt worden, bis dann doch die Gesamtschule Barmen darauf gebaut wurde. Die Spitzenstraße besäße im Übrigen auch eine gute sportliche Anbindung. Direkt nebenan liegt der gerade erneuerte Sportplatz Grundstraße mit Laufbahn und bald auch leichtathletischen Anlagen, die mit Schulmitteln des Landes errichtet werden. Vermutlich geringere Kosten, wegen der unkomplizierteren Bauverhältnisse an der Spitzenstraße, dürften auch nicht außer Acht gelassen werden. Denn nicht geklärt ist, wie ein Bauvorhaben von der Dimension der siebten Gesamtschule (von rund 60 Millionen Euro war mal die Rede) überhaupt finanziert werden kann, zumal zunächst eingeplante 7,7 Millionen Euro aus der Integrationspauschale dafür nicht genutzt werden dürfen. „Wir hoffen auf ein Investitionsprogramm des Landes, müssen unsere Schulplanung ohnehin überarbeiten“, sagt Johannes Slawig.
Mit dem Betreiber des Fitnesscenters an der Badischen Straße, das nach den Schulplänen dort weichen müsste, ist im Übrigen noch gar nicht gesprochen worden. „Da wir leider nur einen kurzfristig kündbaren Pachtvertrag haben, sieht die Stadt scheinbar keine Notwendigkeit dafür“, antwortete Geschäftsführer Marco Finke auf eine Anfrage der WZ. Taktisch sicher nicht sehr klug, denn wenn man am Standort auch noch eine Sporthalle bauen wollte, müsste man mit ihm auch über einen Ankauf der Soccerhalle reden, die unterhalb liegt. Johannes Slawig bestätigt, dass man die Fläche gerne dazukaufen würde, wenn die Schule an der Badischen Straße gebaut werde. „Es lohnt sich, alle Anstrengungen zu unternehmen, den Standort zum Erfolg zu führen“, sagt er und räumt aufgrund der möglichen Konflikte mit den Nachbarn ein: „Es hat sich herausgestellt, dass wir nicht genügend erklärt haben. Die vorgelegte Skizze ist nur eine Planungsidee.“