Polizeifotograf: Täglich den Tod vor der Linse
Warum die Arbeit bei der Polizei für Jürgen Bringenberg zur Herausforderung seines Lebens wurde.
<strong>Wuppertal. Von Sigmund Freuds Ich und Über-Ich denkbar weit entfernt sind Religion und Philosophie Indiens. Buddha meditierte auf offenen Leichenfeldern, um vom Ekel über die Ernüchterung zur Erkenntnis zu gelangen, dass diese faulenden Körper nichts mit einem Ich zu tun haben können. Ganz im buddhistischen Geist begreift der Wuppertaler Jürgen Bringenberg seine Arbeit. Er ist seit 1992 Polizeifotograf am Präsidium Düsseldorf.
"Ich erfahre viel über Menschen, auch wenn es nicht immer Positives ist", erklärt er seine Beziehung zu einem Job, der getan werden muss, dem aber gewiss nicht jeder mental gewachsen ist. Manch einer sei schon ausgestiegen, weil er mit Kindstötungen oder Obduktionen nicht fertig wurde.
Ihn selbst würden die Dinge zwar erschüttern, aber nicht aus der Bahn werfen. Dabei erinnert sich Bringenberg an Fälle, die auch dem Zuhörer einiges abverlangen. Bei einem Mord etwa sei der Kopf vom Rumpf abgetrennt worden. Während der langen Obduktion, die der Polizeifotograf dokumentieren musste, habe der Kopf immer getrennt vom Körper gelegen und sei eines dieser mahnenden Zeichen menschlicher Abgründe gewesen.
An den Rand seiner Belastbarkeit ging der Flughafenbrand in Düsseldorf 1996. "Wir sind mit Gasmasken durch die schwarze Halle gegangen, in der 17 Menschen starben, weil sie im Rauch den Ausgang nicht fanden." Im Aufzug gab es Abriebspuren von Händen, die sich in sein Gedächtnis einbrannten. Doch sei all das zum Glück nicht das tägliche Geschäft.
Ausgleich für die extrem strapaziöse Arbeit findet der Fotograf in der Musik. Als er 15 Jahre alt war, hatten ihm die Eltern eine Gitarre geschenkt, später bekam er zu Weihnachten eine Kopie der berühmten Telecaster, auf der er Unterricht nahm. Nach kurzer Anlaufphase in einer Schülerband folgte 1978 der Eintritt in die Gruppe "Just for fun", die eigene Stücke schrieb und auch den Weg ins Studio fand.