Grundschule Prävention: Wenn Kinder ein Nein-Gefühl haben

Nächstebreck. · Schüler an der Grundschule Haselrain lernten spielerisch, wie man sich gegen Missbrauch zur Wehr setzt.

Die Schauspieler mit Kindern der Grundschule Haselrain.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Habe ich ein Ja- oder ein Nein-Gefühl? Diese Frage steht im Zentrum des Präventionsprojekts „Mein Körper gehört mir“, das gerade in der Grundschule Haselrain zu Besuch ist, unterstützt vom Verein „Menschen gegen Kindesmissbrauch“. Fast alle Wuppertaler Grundschulen laden das erfolgreiche Projekt der Theaterpädagogischen Werkstatt Osnabrück ein. „Die Kinder werden dadurch viel stärker und lernen, dass sie sich wehren können“, lobt die Klassenlehrerin Inga Schuck, die mit ihrer 4a die Vorstellung besucht. Der Ablauf an den drei Terminen: Die Schauspieler Janina Cyrus und Niels Baum spielen eine kurze Szene vor und besprechen sie dann mit den Kindern. Es beginnt mit harmlosen Sequenzen: Er bürstet ihr die Haare und ziept dabei. Das hat ein Nein-Gefühl zur Folge. Kämmt er jedoch sanft, ruft das ein Ja-Gefühl hervor.

Was aber ist, wenn sich das Mädchen per Chat im Internet mit einem vermeintlich Gleichaltrigen im Stadtpark verabredet und stattdessen plötzlich ein erwachsener Mann vor ihr steht und sie ins Gebüsch locken will? Gebannt folgen die Kinder der Szene. „Wer ist denn jetzt schuld?“, fragen die Schauspieler anschließend. Sofort schießen die Finger in die Höhe. „Das Mädchen“, sind sich die meisten einig. „Sie hat ja gechattet.“ Oder auch die Eltern, die den Chat erlaubt haben. Die Kinder sind überrascht, als Niels Baum ihnen erklärt, dass der Mann schuld sei, weil er sich als Kind ausgegeben hat. Gemeinsam besprechen Schauspieler und Kinder Maßnahmen, um solche Situationen zu vermeiden. Drei Fragen sollten sich die Kinder dabei stellen: Habe ich ein Ja- oder Nein-Gefühl? Weiß jemand, wo ich bin? Bekomme ich Hilfe, wenn ich Hilfe brauche? Dass damit keine Spaßbremse verbunden ist, demonstriert die nächste Szene: Als der neue Nachbar das Mädchen zu seinen Kindern nach Hause einlädt, läuft sie erst einmal zu ihrem Vater. Der ist einverstanden und kommt auch gerne mit, um den Nachbarn kennen zu lernen.

Doch in dem Projekt geht es auch darum, den Kindern Worte zu vermitteln für sexuellen Missbrauch. Das Mädchen schießt mit seinem Ball ein Auto an, will sich entschuldigen und trifft dabei auf einen Exhibitionisten. „Der Mann zeigt dem Mädchen seinen Penis und das ist verboten. Das ist sexueller Missbrauch“, sagt Niels Baum deutlich. Die Kinder kichern, sobald Worte wie Po oder Penis fallen. Die Schauspieler nutzen diese Ausdrücke jedoch ganz selbstverständlich und zeigen den Schülern so, dass sie auch über solche Vorfälle offen reden dürfen. tah