Wirtschaft Gepa schaut auf die Endverbraucher

Wuppertal · Fair-Handels-Unternehmen intensiviert seine Aktivitäten im Marketing.

 Gepa-Geschäftsführer Mathias Kroth, Franziska Bringe aus dem Einkauf Kaffee), Barista Tobias Mehrländer und Geschäftsführer Peter Schaumberger (v.l.) beim Kaffeebrühen auf der Pressekonferenz.

Gepa-Geschäftsführer Mathias Kroth, Franziska Bringe aus dem Einkauf Kaffee), Barista Tobias Mehrländer und Geschäftsführer Peter Schaumberger (v.l.) beim Kaffeebrühen auf der Pressekonferenz.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Das Fair-Handelsunternehmen Gepa möchte näher an den Endkunden heranrücken und plant mehrere Marketingmaßnahmen, um die Verbraucher mit fair produzierten und gehandelten Produkten zu versorgen. Man wolle die Kundenorientierung stärker „in den Mittelpunkt“ seiner Aktivitäten stellen, sagte der Geschäftsführer Marke und Vertrieb bei Gepa, Peter Schaumberger, am Dienstag bei der Vorstellung der Jahresbilanz 2018.

So ist Gepa 50-prozentiger Teilhaber an zwei Cafés geworden, die Mitte Juni unter dem Namen „The Good Coffee“ in Mainz und Frankfurt am Main eröffnen sollen und in denen Kaffee aus dem Gepa-Sortiment ausgeschenkt werden soll. Das „G“ von „Good“ hat die Form des Firmenlogos von Gepa, um die enge Verbundenheit mit dem Unternehmen hervorzuheben. Zudem ist geplant, weitere Filialen in Deutschland zu eröffnen, betonte Schaumberger. Denkbar sei etwa, solche Cafés in Kooperation mit den derzeit rund 800 Weltläden zu eröffnen.

Bei den Weltläden, die Schaumberger als „Rückgrat“ von Gepa bezeichnet, solle eine „Professionalisierung“ angestoßen werden. Dort wolle man „massiv investieren“, um diesen Bereich voranzubringen. Das scheint nicht zuletzt deshalb nötig, weil mittlerweile im Grunde jeder Discounter in Deutschland fair gehandelte oder Bio-Produkte im Sortiment hat. Da das Geschäftsmodell von Gepa unter Druck gerät, will sich das Handelsunternehmen nun beim „Kundenservice besser aufstellen“.

Der besseren Positionierung am Markt dient auch der Plan, Gepa-Produkte in Buchläden zu präsentieren und zu verkaufen. Dort gebe es „ein interessiertes Publikum“ für die Waren des Unternehmens, betonte Schaumberger. Die Resonanz im inhabergeführten Buchhandel sei „durchaus positiv“. Um den Bedarf seitens der Buchhändler zu eruieren, hatten Schaumberger und weitere Gepa-Vertreter im vergangenen Jahr auch die Frankfurter Buchmesse besucht.

Als umsatzstärkster Bereich bei Gepa hat sich auch im vergangenen Jahr der Kaffee erwiesen. Dort stieg der Umsatz gegenüber dem Vorjahr um 2,3 Prozent auf 32,4 Millionen Euro. Zudem präsentiert das Unternehmen mit dem „Bio-Café Musasa“ aus Ruanda mittlerweile die dritte Kaffeesorte, die komplett im Ursprungsland geröstet und verpackt wurde. An zweiter Stelle beim Umsatz (16,7 Millionen Euro) lag die Schokolade. Neben diesen Produkten möchte Gepa im laufenden Jahr den Absatz von Tee intensivieren und das Produkt als dritte Säule etablieren.

Erderwärmung gefährdet
den Anbau von Kaffee

Beim Blick auf die Zahlen für das vergangene Jahr sei festzustellen, dass sich Gepa nach der Einführung eines neuen Warenwirtschaftssystems in 2017 im vergangenen Jahr noch in „einer Stabilisierungsphase“ befunden habe, erklärte der Kaufmännische Geschäftsführer Matthias Kroth. Die Bilanz fällt gleichwohl positiv aus: Der Großhandelsumsatz legte gegenüber dem Vorjahr um 1,8 Prozent auf rund 74 Millionen Euro zu. Bei den Endverbraucherpreisen gab es einen Umsatz von 114 Millionen Euro. „Im für uns besonders wichtigen Kernvertrieb in Deutschland konnten wir ein Plus von zwei Prozent erreichen“, betonte Kroth. Wie hoch der Gewinn ausfällt, sei derzeit noch unklar. Kroth geht aber davon aus, dass er in jedem Fall über dem Ergebnis von 2017 (500 000 Euro) liegen dürfte.

Sorgen macht dem Fair-Handelsunternehmen und seinen Genossenschaften und Privatbetrieben vor Ort aber der Klimawandel und seine Folgen. So konnte etwa wegen einer Dürre in Südafrika Rooibos-Tee nicht wie geplant verkauft werden, weil die Ernte einbrach. Die Folgen der Erderwärmung seien für die Produzenten vor Ort mittlerweile eine „existenzielle Bedrohung“, sagte Schaumberger. Gerade beim Anbau von Kaffee, der auf Höhenlagen, entsprechend moderate Temperaturen und ausreichend Niederschlag angewiesen sei, könnte schon ein Anstieg um ein paar Grad Celsius gravierende Folgen haben.