Solidaritätsaktion Premiere für Gebetsruf: 200 Gläubige kommen an die Gathe

Wuppertal · Zeitweise rund 200 Gläubige haben nach Angaben der Stadt Wuppertal am Montagabend dem Gebetsruf an der Ditib-Zentralmoschee an der Gathe beigewohnt. Stadt und Ditib-Gemeinde räumen Fehler ein.

Am Dienstag zeigte die Polizei Präsenz vor der Moschee an der Gathe.

Foto: Stefan Fries

Die Aktion war eine Premiere – dass trotz Versammlungsverbotes so viele Menschen dort waren, sei aber natürlich nicht im Sinne der Stadt und auch nicht der Gemeinde gewesen, hieß es aus dem Rathaus. Das widerspreche deutlich den aktuellen Auflagen.

Vor allem in den Sozialen Medien hatten Fotos und Videos von der Gathe für Diskussionen gesorgt. Beim zweiten Termin am Dienstagabend wollte das Ordnungsamt deshalb noch einmal die Kontrollen und die Präsenz verschärfen. Sollten erneut Verhältnisse wie am Montag herrschen, würde der Gebetsruf wieder verboten.

„Der Gebetsruf war kein Aufruf, zur Moschee zu kommen“, stellte Wuppertals Sozialdezernent Stefan Kühn am Dienstag gegenüber der WZ klar. Dies sei eindeutig auch die Haltung der Ditib-Gemeinde. Vielmehr solle der Gebetsruf ein Zeichen der Solidarität mit den Gläubigen sein, die zu Hause sitzen. „Die einen sagen es mit Glocken, die anderen durch den Gebetsruf, aber alle Religionsgemeinschaften sagen dasselbe: Wir stehen in diesen schweren Zeiten zusammen“, so Kühn.

Auch die Ditib-Gemeinde hatte in ihrem Schreiben vorab an die Mitglieder, in denen sie den Ruf, der täglich gegen 20.20 Uhr und bis zum Ende der Kontaktbeschränkungen erklingen soll, am Montag ankündigte, an die Empfänger appelliert, zu Hause zu bleiben.

Stattdessen spielten sich allerdings sehr emotionale Szenen vor der Moschee ab, wie Stadtsprecherin Martina Eckermann sagte. Gläubige hätten Tränen in den Augen gehabt, was auch einige Videos zeigten, die in den Sozialen Medien kursierten. Allerdings ist darauf auch zu sehen, dass sich zum Beispiel nicht immer an die Abstandsregeln gehalten wurde.

Da sei es auch kein Trost, so Eckermann, dass an den anderen 17 Stellen im Stadtgebiet, wo es ebenfalls den Gebetsruf gab, keinerlei Probleme gab und auch die Gruppe an der Gathe schnell und ohne Probleme aufgelöst werden konnte. Die Stadt, räumt die Sprecherin ein, habe allerdings ebenso wie die Gemeinde den Andrang vorab unterschätzt. Zudem sei die Ankündigung zu kurzfristig erfolgt.

Das Ordnungsamt wurde zum Beispiel nicht rechtzeitig informiert, sondern erst, als sich die rund 200 Leute schon an der Gathe versammelt hatten. Mit Ordnern und mehr Präsenz wäre es gar nicht so weit gekommen, ist Eckermann überzeugt. Das wollte man am Dienstagabend verbessern. Der Gebetsruf findet, so wirkt es, erst mal auf „Bewährung“ statt.