Vortragsreihe Wenn aus dem Gedränge eine Panik wird

Wuppertal · Unital: Vortrag in der Citykirche über die in Fußgängerströmen lauernden Gefahren.

In und vor einem Tunnel ereignete sich eine Massenpanik bei der Loveparade in Duisburg.

Foto: dpa/Erik Wiffers

Die Vortragsreihe Unital wird am Donnerstag, 19. September, um 19.30 Uhr in der Citykirche Elberfeld von Prof. Armin Seyfried vom Lehrstuhl für Architektur und Bauingenieurswesen an der Bergischen Universität fortgesetzt. Das Thema lautet: „Stau und Gedränge in Fußgängerströmen – Computersimulation für Brandschutz und Fußgängerverkehr.“ Prof. Armin Seyfried wird mit Fotos, kurzen Filmen und Computersimulationen demonstrieren, wie es in Fußgängerströmen zu Staus und zum gefährlichen Gedränge kommen kann und wie man diese vermeidet.

Wie schnell ein Gedränge bedrohliche Züge annehmen kann, hat wohl jeder schon einmal während einer Großveranstaltung, an einem Stadioneingang oder vor einer großen Bühne erlebt. Doch Gefahren lauern auch, wo man sie nicht vermutet. So bildeten sich zum Beispiel vor einigen Jahren auf dem Elberfelder Weihnachtsmarkt regelmäßig Staus vor einem beliebten Glühweinstand. Dort standen die Menschen in kleinen Gruppen und genossen heiße Getränke – und verursachten als Nebeneffekt einen Engpass auf der Herzogstraße.

Zum größten Andrang in den Abendstunden stauten sich die Passantenströme aus beiden Richtungen. Da immer mehr Menschen nachdrängten, kamen sie sich unfreiwillig näher. Das wurde zu Beginn mit Gelächter kommentiert, aber in die Stimmen mischten sich dann immer häufiger ängstliche und auch aggressive Töne. Wer im Gedränge steckte, der bekam kaum noch Luft. Dies ist der Moment, in dem Panik ausbrechen kann. Der Glühweinstand hat inzwischen einen anderen Standort mit einer größeren Auslaufzone bekommen.

Im Mai 2012 fand auf einem Parkplatz am Otto-Hausmann-Ring ein Experiment statt, das sich mit diesem Thema beschäftigte. Die Wuppertaler Wissenschaftler Prof. Armin Seyfried und Diplom-Ingenieur Stefan Holl ließen Radfahrer auf einem 100 Meter langen Parcours im Kreis fahren. Die Zahl der Radler wurde Runde für Runde erhöht – Staus, Stillstand und Gedränge waren die Folge. Wann und wie der Verkehr optimal fließt und wann es kritisch werden kann, wurde mit zwei Kameras aufgezeichnet.

Aus den Fehlern der Loveparade wurden Konsequenzen gezogen

Im gleichen Jahr wurde ein Projekt des Bundesministeriums für Forschung und Bildung aufgelegt, an dem drei Fachgebiete der Bergischen Universität beteiligt waren. Die Wissenschaftler nahmen die Abläufe bei Großveranstaltungen wie dem Münchener Oktoberfest, der Silvesterfeier in Berlin oder der Annakirmes in Düren unter die Lupe. Ziel war es, Veranstaltern einen Leitfaden zur Verfügung zu stellen, der auf übertragbaren Erkenntnissen erfahrener Veranstalter und wissenschaftlich gesicherten Ergebnissen beruht.

Die Loveparade-Tragödie in Duisburg hat tiefe Wunden hinterlassen. Die Ergebnisse der Forschung zum Verhalten von Fußgängern in Paniksituationen und über Maßnahmen zur Vorbeugung sind in den Alltag eingeflossen. So hat die Stadt Wuppertal als Konsequenz aus den Ereignissen in Duisburg mit der Wuppertal Marketing GmbH einen „Leitfaden für Veranstaltungen“ neu aufgelegt. Der aktualisierte Leitfaden soll den Veranstaltern, die in der Verantwortung stehen, notwendige Planungssicherheit geben.

„Die tragischen Ereignisse der Loveparade werden Gegenstand des Vortrages sein, aber mit Rücksicht auf die laufenden Verfahren sind Aussagen nur begrenzt möglich“, sagt Prof. Seyfried. Ein aktuelles Thema wird er mit der Sicherheit an den Bahnsteigen – auch am Wuppertaler Hauptbahnhof – zur Sprache bringen.