Insgesamt sechs junge Männer vor Gericht Prozess in Wuppertal: 16-Jähriger gesteht Überfälle auf Prostituierte

Wuppertal · Sechs junge Männer müssen sich vor dem Landgericht verantworten. Sie sollen Prostituierte bedroht und misshandelt haben, um an Geld und Wertgegenstände zu kommen.

Die Angeklagten und ihre Verteidiger.

Foto: Katharina Rüth

Sechs junge Männer zwischen 16 und 21 Jahren müssen sich derzeit wegen schweren Raubes und weiterer Delikte vor dem Landgericht verantworten. Sie sollen drei Prostituierte jeweils in ihren Arbeitswohnungen aufgesucht, sie bedroht und misshandelt haben, um an Geld und Wertgegenstände zu kommen. Der älteste erklärte, er sei unbeabsichtigt dabei gewesen, habe vor der Tür gestanden. Ein 16-Jähriger widersprach und räumte die Vorwürfe ein. „Ich schäme mich für das, was ich getan habe“, sagte er mehrfach.

Laut Anklage haben die jungen Männer in unterschiedlicher Besetzung eine Frau in Sonnborn, eine in Solingen und eine in Barmen überfallen. Sie machten jeweils per Handynachricht einen Termin aus, einer betrat die Wohnung, zwei bis vier weitere Täter folgten. Sie bedrohten die Frauen mit einer unechten und einer Softair-Pistole, schlugen sie, eine wurde zum Oralverkehr gezwungen. Wenn die Frauen versuchten, per Handy Hilfe zu rufen, nahmen sie ihnen das Telefon weg, ein Handy zerstörten sie. Eine Frau konnte die Täter in die Flucht schlagen, indem sie Raumspray versprühte. Als Beute nahmen sie insgesamt drei Handys und eine schwarze Handtasche mit.

Die Vorsitzende Richterin machte den Angeklagten zu Beginn deutlich: „Das sind schlimme Straftaten, kein Dummer-Jungen-Streich, sondern richtig harter Tobak.“ Erwachsene gingen dafür viele Jahre ins Gefängnis. Wenn die Vorwürfe stimmten, sollten sie diese besser einräumen.

Dem kam der 21-Jährige nur in kleinen Teilen nach. Er sei zwar bei der Tat in Solingen mitgegangen, aber: „Wenn ich gewusst hätte, was die vorhaben, hätte ich es nicht getan.“ Er sei vor der Tür geblieben. „Als ich Schreie hörte, bin ich weg.“

Er wies auch jede Verantwortung für kinderpornografische Bilder von sich, die auf seinem Handy gefunden wurden: „In meinem Leben habe ich so etwas noch nie gemacht.“ Zuvor hatte er erzählt, dass er sein Handy häufig verleihe, so habe es einer der Mittäter auch für den Anruf bei der Prostituierten genutzt.

Als nächstes hörte das Gericht einen 16-Jährigen, der dem 21-Jährigen widersprach: „Was er erzählt hat, stimmt nicht.“ Er begann mit einer Entschuldigung, betonte: „Ich schäme mich richtig krass, ich habe ohne Gedanken mitgemacht.“

Der 21-Jährige habe selbst bei der Frau angerufen. Sie seien dann zu viert nach Solingen gefahren, ein Mitangeklagter (17) sei zuerst in die Wohnung, er und der 21-Jährige seien gefolgt und hätten nach Geld gesucht. Er habe gesehen, wie der 17-Jährige die Frau mit der Pistole bedroht, dann geschlagen habe.

Er sei auch bei dem Überfall in Sonnborn dabei gewesen, bei dem die Frau gezwungen wurde, sich auszuziehen und Oralverkehr bei einem Täter vorzunehmen – was juristisch als Vergewaltigung gilt. Das bestritt der 16-Jährige: „Sie wurde beleidigt, aber vergewaltigt wurde sie nicht.“

Die Idee für die Überfälle sei von einem Bekannten gekommen. Der habe sie überzeugt, wie leicht das sei. Als er zögerte, hätten die anderen ihm vorgeworfen, ein Angsthase zu sein. Von diesem Bekannten sei auch eine Waffe gekommen. Erst kürzlich sind fünf junge Männer, 16 bis 20 Jahre alt, unter anderem wegen eines ähnlichen Vorwurfs verurteilt worden – zu Bewährungs- und zwei zu mehrjährigen Haftstrafen. Im aktuellen Prozess ist das Urteil für den 5. Dezember vorgesehen.