Prozess: Tapferes Opfer – uneinsichtiges Frauchen

Wie eine Grundschülerin den Angriff eines Dalmatiners verarbeitet hat.

<strong>Wuppertal. Jenni (Name von der Redaktion geändert) ist ziemlich tapfer. Zwar ist ihre Mutter mit gekommen. Und natürlich hat Jenni auch ihr Lieblingsstofftier dabei. Trotzdem: Ein Termin als Zeuge vor Gericht hat schon so manchen Erwachsenen umgehauen. Jenni hält durch. Sie soll aussagen, wie das war, am 27. Mai des vergangenen Jahres auf einem Garagenhof in Barmen.

An jenem Mai-Abend war das Mädchen mit einer Freundin und einem Jungen aus der Nachbarschaft unterwegs. Schnecken haben sie damals gesammelt. "Die haben wir auf Steine gesetzt, oder auf die Wiese." Eine schöne heile Kinderwelt.

Die war jäh zu Ende, als "Dillon" auf der Bildfläche erschien. "Dillon" könnte eigentlich ein echter Sympathieträger sein. Der 2005 geborene Rüde ist ein Dalmatiner, jener schwarz-weißgefleckten Hunde-Rasse, die gemeinhin als kinderlieb und familientauglich gilt.

Jenni hat das alles erstaunlich gut überstanden. Eine Mini-Narbe ist geblieben. "Große Hunde streichle ich nicht mehr", sagt sie im Zeugenstand und hält ihr Stofftier fest. Den kleinen Hund einer Freundin aber schon. Immerhin.

"Dillons" Frauchen macht dagegen einen wenig einsichtigen Eindruck. Immer wieder schüttelt sie den Kopf, sagt merkwürdige Sätze wie: "Der Vorfall hat mich betroffen gemacht und hat mich aus der Bahn geworfen." Und: "Ich konnte es nicht vorhersehen." Das widerspricht in fataler Weise der Aktenlage im Fall "Dillon".