„Firmen gehen, und die Politik scheint das nicht zu kümmern“

Der Italiener Leone Cattaneo 1963 kam nach Wuppertal zu Erfurt. Fast seine ganz Familie hat dort bereits gearbeitet.

<strong>Wuppertal. "Cosa nostra" steht an der Eingangstür zur Qualitätskontrolle. Und auch der Name von Leone Cattaneo weckt sofort Erinnerungen an den berüchtigten Don Corleone aus dem noch berüchtigteren Film "Der Pate". Das war es dann aber auch schon mit den Gemeinsamkeiten - abgesehen vom unglaublich stark ausgeprägten familiären Bande. Denn Leone Cattaneo ist nur einer von vielen aus seiner italienischen Familie, die bei Erfurt ihr Geld verdienen oder verdient haben. Brüder, Söhne, Schwäger - auch seine deutsche Frau Gabriele arbeiteten bereits beim Marktführer für überstreichbare Wandbeläge. 1963 im Alter von 14 Jahren fing Cattaneo in Beyenburg an. "Da war alles ein bisschen ruhiger und familiärer", sagt er. Heute sei der Ablauf schon ein wenig hektischer. Ein Umstand, auf den Cattaneo mit wachsendem Ruhebedürfnis reagiert. Ruhe, die er zum Beispiel in der nahe gelegenen Werkswohnung findet. Die stammen aus jener Zeit, in der die Industriebetriebe noch Probleme hatten, überhaupt Mitarbeiter zu finden.

Die Welt in Wuppertal Folge 5

Trotzdem bleibt Fußball in einem Betrieb mit vielen italienischen Kollegen natürlich ein Mega-Thema. Spielt Juventus gegen Mailand kann es schon einmal problematisch werden, die Schicht überhaupt zu besetzen. Zu Welt- und Europameisterschaften prangen überall Fotos und Flaggen der Mannschaften.

Vor allem der so genannte Rollsaal, wo die großen Rollen nach der Produktion auf handelsübliche umgerollt werden, ist fest in italienischer Hand. Und natürlich bleibt das Berolina-Eck an der Wichlinghauser Straße ein Treffpunkt für italienische Fans. Da sorgt schon die Nähe zum CSI Milano für. Der Verein wird jetzt noch von Erfurt unterstützt.

Und welches Bild hat der 1963 nach Wuppertal gezogene Italiener von Deutschland? "Man sieht, dass die Firmen abhauen und die Politik scheint das nicht zu stören. Eines Tages ist alles weg."

Was die Zusammenarbeit mit seinen deutschen Kollegen angeht, hat Leone Cattaneo eine glasklare Haltung: "Das ist so einer wie ich und alle anderen auch."