Gesundheitsreport Krankenstand im Bergischen ist niedriger als bundesweit
Wuppertal · DAK-Gesundheitsreport: 2017 gab es allein 730 000 Ausfalltage in der Region, weil Arbeitnehmern der Rücken schmerzte.
Rückenschmerzen zählen im Bergischen Land zu den Hauptgründen für krankheitsbedingte Ausfälle am Arbeitsplatz. Eine Sonderanalyse im Gesundheitsreport der DAK Gesundheit listet 730 000 Ausfalltage „wegen Rücken“ im vergangenen Jahr auf. Insgesamt lösen die Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems die meisten Fehltage (19,1 Prozent) im Bergischen aus. Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen gingen von 2016 auf 2017 um fünf Prozent auf 18,4 Prozent zurück.
An dritter Stelle lagen im Vorjahr Atemwegsinfektionen wie zum Beispiel Bronchitis. Die positive Nachricht: Mit 3,7 Prozent ist der Krankenstand im Bergischen niedriger als bundes- und landesweit. Umgerechnet waren an jedem Tag des Jahres 2017 von 1000 Arbeitnehmern in der Region 37 krankgeschrieben, während es im Land NRW und bundesweit 41 waren, erläutert Christian Kerweit vom DAK Gesundheit-Servicezentrum Wuppertal die Statistik.
Auf Rückenleiden entfallen zehn Prozent aller Fehltage in NRW, wobei die Bilanz besser als in den meisten anderen Bundesländern ist. Noch günstigere Werte weist das Bergische Land auf. Dr. Marcel Prymka, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie und Chefarzt der Orthopädie II/ Wirbelsäulenchirurgie im Krankenhaus St. Josef und Dr. Thorsten Riethmann, Facharzt für Neurochirurgie und Leiter des Instituts für Neuromodulation im Petrus-Krankenhaus führen dies auch auf die fach- und standortübergreifende Zusammenarbeit im Klinikverbund St. Antonius und St. Josef zurück. „Wir haben das Rätsel Rücken in vielen Fällen gelöst“, sagt Dr. Thorsten Riethmann.
Demografischer Wandel macht sich im Rücken bemerkbar
„Rückenschmerzen – das ist keine Diagnose, Rückenschmerzen sind das Symptom“, sagt Dr. Prymka. Wichtig sei daher die Zusammenarbeit mit der radiologischen Gemeinschaftspraxis Radprax. Das Therapiespektrum, so der Orthopäde, umfasse die operative Hilfe nach einem Bandscheibenvorfall ebenso wie die minimal-invasive Therapie zur Blockierung von schmerzleitenden Nervenstrukturen aus den Wirbelgelenken der Hals- und Lendenwirbelsäule. Dass die Fälle in den Krankenhäusern seit 2007 um 80 Prozent zugenommen haben, führt Dr. Prymka auch auf den demografischen Wandel zurück. „Viele Menschen, die vor 20 Jahren noch körperlich hart gearbeitet haben, kommen jetzt ins höhere Alter.“
Bei einer 94-Jährigen gelte es abzuwägen, ob die Schmerztherapie mit einem invasiven Eingriff der Operation vorzuziehen sei. Die Möglichkeiten der neuromodularen Schmerztherapie wie sie im St. Petrus Krankenhaus angewandt wird, seien noch zu wenig bekannt, sagt Dr. Thorsten Riethmann.
Eine feingliedrige Diagnostik schließe aus, dass ohne abschließenden Befund gespritzt und operiert werde. „Es gibt keine wirtschaftlichen Zwänge, wir haben genug Kunden“, sagen Prymka und Riethmann. Statistisch gesehen leidet mehr als ein Drittel aller Deutschen regelmäßig unter Rückenschmerzen. Die Mehrheit versucht, ohne Arzt auszukommen. Die Endstation nach Jahren des Leidens ist oft das Krankenhaus. Die Ärzte weisen auf die wachsende Bedeutung der Vorbeugung und Nachsorge mit Physiotherapie hin. „Wer raucht, der schadet seiner Wirbelsäule mehr als mit Übergewicht“, nennt Dr. Marcel Prymka ein Beispiel, warum der Rücken vielen Menschen weiter Rätsel aufgibt.