Porträt Qingping Li: Von Peking über New York ins Tal
Qingping Li lebt seit sechs Jahren in der Stadt. Jetzt organisierte sie mit 80 anderen Frauen eine Modenschau mit chinesischen Kostümen.
Wuppertal. Die chinesische Kultur sei ihr wichtig, betont Qingqing Li. Seit sechs Jahren lebt sie jetzt in Wuppertal bei ihrem deutschen Ehemann. Doch um regelmäßig chinesisch zu reden und auch ihren beiden Kleinkindern die Liebe zur chinesischen Sprache zu vermitteln, trifft sie sich regelmäßig mit anderen chinesischen Müttern. „Wir sind 80 Mamas“, berichtet sie stolz. Über die chinesische Kommunikations-App „WeChat“ bleibt sie mit den Frauen aus Wuppertal, Remscheid und Düsseldorf in Kontakt.
Immer wieder organisiert Qingqing Li Treffen: Ausflüge ins Asia Museum in Radevormwald oder das Feiern chinesischer Events. Das Wichtigste im Jahr ist das Neujahrsfest, das morgen beginnt. „Ich möchte alle Chinesen zusammenbringen. Es gibt auch Kinder, die sprechen gar kein Chinesisch — aber das ist eine Art Nacktheit“, findet sie. Also treffen sich die Familien zum gemeinsamen Neujahrsessen. Dafür und für das offizielle Neujahrsfest in der Uni-Mensa hatte Qingqing Li mit viel Aufwand eine „Qipao Show“ geschaffen — also eine Modenschau für chinesische Kleider.
„Als Regisseurin kann ich gut große Gruppen organisieren“, erklärt sie. In Peking hat sie die schwere Aufnahmeprüfung an der Filmakademie geschafft. Nach dem Studium hat sie Filme und Werbeclips gedreht und später als interkulturelle Beraterin in New York gearbeitet. Die traditionelle Kleidung der chinesischen Frauen fasziniert sie schon immer. „Die roten mag ich besonders gerne.“ Denn Rot gilt in China als Farbe des Glücks und des Erfolgs.
Gleich vier rote Kimonos besitzt Qingqing Li. Alle lang, für festliche Anlässe. „Die kurzen Kimonos tragen die Frauen auch in der Firma“, erzählt sie. Sofort holt sie einige kurze Kimonos aus einfachem Stoff, die sie für ihre Mutter geschneidert hat. Die Fest-Kleider hingegen sind aus edlem Material in Handarbeit hergestellt. „Auf einen habe ich fünf Monate gewartet“, berichtet Qingqing Li. In Peking ließ sie Maß nehmen, damit der Kimono auch gut sitzt. „Man sieht sehr schön die Figur darin.“ Das Modell suchte sie aus dem Katalog aus. Eines der Kleider hat den traditionellen Schnitt mit kleinem Stehkragen und angedeuteten Ärmeln. Ein anderes schließt sich um den Nacken und lässt die Arme komplett frei, eines die ganzen Schultern. „Das ist dann eine moderne Variante.“ Ein Schlitz im Rock lässt die Beine hervorblitzen. Die goldene Figur darauf sei kein Drache, berichtigt die Chinesin leicht empört: „Das ist ein Phoenix, Drachen sind nur für Männer.“
Bei ihrer Show waren alle vier Kleider im Einsatz, dazu diverse bunte Kostüme für Kinder. Die restlichen Kimonos brachten die anderen Frauen mit. Fünfmal trafen sich die 20 Mütter mit ihren Kindern, um das richtige Laufen für die Modenschau zu trainieren. „Wir haben auch ein Model und eine Balletttänzerin in der Gruppe, die haben uns gezeigt, wie man läuft.“ Selbst am Tag der Aufführung probten Mütter und Kinder noch zwei Stunden lang — eine echte Herausforderung für die Kinder im Kindergartenalter.
Die Gemeinschaft der Chinesinnen sei sehr stark, man helfe sich gegenseitig, erklärt Qingqing Li. Wer nach Düsseldorf kommt, bringt den anderen Spezialitäten aus dem Asia-Laden mit. „Wir sind sogar schon extra bis nach Dortmund gefahren, weil es da so gute Lotuswurzeln gibt“, erzählt ihr Ehemann Guido Rösler.
Auch bei Fragen zu Schulen oder Kinderärzten beraten sich die Mütter gegenseitig.