QR-Codes an Gräbern erzählen Geschichte

Besucher mit Handy können in Uellendahl mehr über Hans Carls und Maria Husemann erfahren.

Foto: Andreas Fischer

Uellendahl. Nur wer aufmerksam die Gräberreihen absucht, wird den kleinen QR-Code finden. Ein solcher ist seit neustem auf dem Friedhof Uellendahl an den Gräbern des früheren Caritasdirektors Hans Carls und seiner Sekretärin Maria Husemann zu finden. Wer sein Handy mit einer entsprechenden App an das Quadrat mit dem schwarz-weißen Pixelmuster hält, wird sofort auf eine von zwei passenden Internetseiten weitergeleitet und kann dort mehr über die Geschichte von Carls und Husemann erfahren, die im NS—Regime Widerstand geleistet hatten. „Die Idee dafür hatte der ehemalige Pfarrer Michael Grütering“, berichtet Susanne Bossy vom Caritasverband Wuppertal/Solingen.

Den historischen Inhalt lieferten Schüler der St. St.-Anna-Schule im Rahmen eines Projekts in Zusammenarbeit mit dem Caritasverband. Daher ist es nicht verwunderlich, dass weitere Plaketten mit dem QR-Code am Schulgebäude an der Dorotheenstraße 11-19 und am Caritas-Haus an der Kolpingstraße 13 zu finden sind.

Sie alle führen zu einem rühmlichen Kapitel deutscher Caritas-Geschichte: Hans Carls war seit 1918 Kaplan an St. Laurentius in Elberfeld, ab 1924 zunächst Caritassekretär, dann Caritasdirektor. Er initiierte nach der NS-Machtergreifung regelrechte Predigt-Tourneen auch über Wuppertal hinaus und sammelte Spenden für seine karitativen Aufgaben. Denn alle öffentlichen Mittel waren für seine Einrichtungen gesperrt worden. Er hielt rund 3000 NS-kritische Predigten unter anderem gegen die Euthanasie. 1941 bekam er zunächst Redeverbot, wurde dann verhaftet und 1942 ins Konzentrationslager Dachau deportiert. Selbst dort setzte er seinen Widerstand mit Unterstützung seiner Sekretärin Maria Husemann fort.

1945 von den Amerikanern befreit kehrte Carls nach Wuppertal zurück und half hier beim Wiederaufbau kirchli-cher und karitativer Einrichtungen und Dienste. Von den schweren Haftbedingungen gesundheitlich gezeichnet verstarb Hans Carls 1952 im Alter von 66 Jahren.

Nachdem die Nationalsozialsten 1935 die „Nürnberger Rassegesetze“ verankert hatten, wandten sich viele jüdische Menschen hilfesuchend an die Caritas. Maria Husemann besorgte ihnen, so lange es ging, Papiere zur Ausreise und kümmerte sich um ihre vorübergehende Unterbringung. Nach der Verhaftung von Hans Carls setzte sie seine Arbeit fort. Zeitweise hatte sie ihr Büro in der St.-Anna-Schule, wo sie Schriften und Predigten gegen den NS-Terror vervielfältigte und von hier aus verbreitete.

Maria Husemann besuchte regelmäßig Hans Carls im Konzentrationslager Dachau und schmuggelte unter Einsatz ihres Lebens von dort seine Berichte über die Grausamkeiten im Konzentrationslager heraus. 1943 wurde sie verhaftet und in die Konzentrationslager Ravensbrück und Graslitz deportiert. Nach 1945 engagierte sich Maria Husemann in der christlich-jüdischen Zusammenarbeit. 1970 wurde sie mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. 1975 starb sie im Alter von 83 Jahren.