Räuber Hotzenplotz treibt auf dem Spielplatz sein Unwesen

Schauspiel zeigt das Familienstück nahe am Buch Ottfried Preußlers.

Foto: Stefan Fries.

Der große schwarze Hut fehlt, an seiner Stelle sitzt ein helles Hütchen auf dem Kopf, das zu Al Capone oder einem Schlitzohr passt. „Unser Hotzenplotz-Darsteller ist auch ein anderer Typ als Gert Fröbe“, sagt Dramaturg Peter Wallgram. Der mächtige Schauspieler Fröbe verkörperte den wohl berühmtesten Räuber der deutschen Kinderliteratur in der Verfilmung 1974. Die Inszenierung des Wuppertaler Schauspiels geht andere Wege, arbeitet im Geiste des Autoren Ottfried Preußler (weshalb man auch mit einer Stunde, 20 Minuten auskommt) und setzt ansonsten auf viel Freiraum für die Fantasie der Zuschauer und der Schauspieler. Und, verspricht Wallgram, „es geht rund“.

Intendant Thomas Braus hat sich einen Wunsch erfüllt: Die vierte Premiere der Spielzeit ist dem ersten Buch gewidmet, das er gelesen hat: „Ich liebe die Geschichte um den anarchischen und trotteligen Hotzenplotz.“ Preußler schrieb sie Anfang der 60er Jahre, als er mit „Krabat“ nicht weiterkam und den Kopf frei kriegen wollte. Für das Familienstück holte sich Braus Jean Renshaw, die als Regisseurin in Oberhausen nicht nur ihn, sondern auch ein großes Publikum mit ihrem Theater begeisterte. Die gebürtige Britin, die zur Arbeit an Kinderstücken kam, weil sie wollte, dass das eigene Kind „etwas Anständiges“ sieht, hat schon mehrere Preußler-Stücke auf die Bühne gebracht. Für Wuppertal setzt die Regisseurin auf viel Spiel, Komik, und Bewegung: „Wir arbeiten sehr körperlich, die Schauspieler müssen viel klettern, es gibt viel für die Kinder zu sehen.“ Und: „Wir nehmen die Kinder sehr ernst, machen kein Kindertheater, sondern Theater für Kinder und für ihre Eltern.“ Deshalb erwarten das Publikum auch nicht nur lustige Momente, sondern auch ein Kasper, der in Bedrängnis gerät und das Böse besiegen müsse. Auf der Basis des Buchs und der Ideen der Schauspieler „werden die Kinder ermuntert, ihre Fantasie einzusetzen“. Eine Testvorführung für eine Schulklasse habe gezeigt, dass das Konzept aufgehe.

Die Bühne oder besser den Spielplatz gestaltet Marc Jungreithmeier. Drei hohe, hölzerne Klettertürme führen in eine rustikale Welt, die künstlich, aber nicht kitschig sein soll. Eine Welt, die „wunderbar ausgeleuchtet ist“ (Renshaw), und auch auf der Bühne des Opernhauses funktioniert, wo sie ab dem 13. Dezember steht. Anna Ignatieva steuert die fantasievollen Kostüme in Holzoptik bei, durch die die Schauspieler wieder ein bisschen mehr zu Kasperlefiguren werden. „Wir wollen nicht das zeigen, was alle schon gesehen haben. Unsere Ästhetik ist unsere Übersetzung des Buches. Wir haben viel an Preußler und die Zeit gedacht, als er Kind war“, erklärt sie. Musikstücke der US-Band Calexiko und der Osttiroler Band Franui untermalen das Geschehen. Außerdem gibt es einen Malwettbewerb.

“ Premiere: 25.11., 15 Uhr, Theater am Engelsgarten. Keine Pause; für Kinder ab sechs Jahren geeignet. Infos/Karten: Telefon 5637666; Kulturkarte, Kirchplatz 1.

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