Rathaus-Galerie: Weitere Mieter springen ab

In der untersten Etage wird’s noch düsterer. Nach dem geplanten Umbau soll mehr Gastronomie in und vor der Mall das Geschäft beleben. Die IG1 sieht das kritisch.

Foto: Andreas Fischer

Mitte. In der untersten Etage der Rathaus-Galerie ist Toys’R’Us das Licht am Ende des Tunnels. Davor kommt nicht mehr viel — und es gibt noch zwei weitere Geschäfte zu verzeichnen, die die Segel streichen. Der Männermoden-Anbieter „engbers“ schließt seine Outletfilalie zum 25. August und das Geschäft „Mode Koster“, das Frauen mit Übergröße versorgt, wird nach eigenen Angaben spätestens im September das Kapitel Rathaus-Galerie beenden. Wie viel Flächen genau leer stehen, wollte das Centermanagement, die Rosco GmbH, der WZ nicht verraten.

Doch der Spaziergang durch die Mall reicht bereits, um sich einen Eindruck zu verschaffen. Die WZ zählte mindestens acht sichtbare Leerstände in der Mall, viel im Erdgeschoss. „Der gefühlte Leerstand ist größer als der tatsächliche“, sagt Centermanager Jörg Markert.

Klar ist aber allen Beteiligten, dass das Konzept der Rathaus-Galerie überarbeitet werden muss. Wie die WZ berichtete, ist weiterhin der Umbau zu einer Markthalle anvisiert. Laut Marco Trienes von der Wirtschaftsförderung ist jedoch noch kein Zeitplan fixiert. Zunächst müssten sich Eigentümer, Centermanagement, Planer und die Stadt zusammen an einen Tisch setzen.

Schließlich sollen die baulichen Veränderungen der Einkaufspassage idealerweise mit einer Transformation des Willy-Brandt-Platzes einhergehen, so Trienes. Eines der Probleme der Galerie liegt dort. „Sie hat keine gute Sichtbarkeit im öffentlichen Raum“, sagt Trienes. Kurioserweise hat die Mall noch 1995 einen Architekten-Award gewonnen, weil sie sich so elegant in die bestehende Bebauung eingefügt hat. Heute gilt die unscheinbare Eingangssituation zwischen McPaper rechts und Leerstand links als Manko.

Der Wirtschaftsförderer glaubt, dass nicht nur an Beleuchtung und Schriftzug gearbeitet werden muss. Ein wichtiger Baustein sei auch eine Außengastronomie am Eingang. „Das hat eine Sogwirkung“, sagt Trienes. Und auch im Inneren soll mehr Gastronomie Käufer in die geplante „Markthalle“ ziehen. Centermanager Jörg Markert spricht von einer „Gastronomie-Erlebniswelt“. Und Trienes sagt: „Die Idee ist, dass die Leute dann nicht nur die Pasta essen, sondern dann auch den Wein im Laden kaufen.“

Gastronomie als Hilfe für den Einzelhandel. Auf diese Entwicklung blickt Matthias Zenker von der IG1 mit Skepsis. „Wir kommen in einen Bereich, in dem es überhand nimmt“, sagt er. Dass sich die Herzogstraße zur Gastromeile entwickelt hat, sei eine positive Entwicklung. Allerdings sei ein Limit erreicht: „Wir brauchen mehr Handel als Gastronomie in der Innenstadt. Die Fußgängerzone kann nicht zur Feiermeile werden.“

Doch für Trienes ist auch klar, dass sich Centerkonzepte verändern müssen. Die Rathaus-Galerie fährt bereits mehrgleisig — und auf den anderen Gleisen läuft es deutlich besser. Die 25 Wohnungen sind alle vermietet und die rund 7500 Quadratmeter Bürofläche seien laut Wirtschaftsförderung ebenso weitestgehend vermietet. Weitere Schritte in andere Nutzungsmodelle könnten folgen. Laut Trienes ist auch schon über die Integration einer Kita nachgedacht worden. „Warum nicht? Der Trend besteht ja, das Leben zurück in die Innenstädte zu holen.“