Wuppertal Reiche Musik und Themen, die bewegen

„Die tote Stadt“ von Erich Wolfgang Korngold hat am 16. Juni Premiere im Opernhaus.

 Im Spielplan wirbt die Oper mit diesem Bild für „Die tote Stadt“-Aufführung. 

Im Spielplan wirbt die Oper mit diesem Bild für „Die tote Stadt“-Aufführung. 

Foto: Wuppertaler Bühnen

Es ist ein zentrales Werk der 1920-er Jahre, das gleichwohl erstmals in Wuppertal aufgeführt wird. Am 16. Juni feiert die Oper „Die tote Stadt“ von Erich Wolfgang Korngold Premiere im Barmer Opernhaus. „Wenn die politische Geschichte anders verlaufen wäre, wäre sie sicherlich ein Repertoirestück“, ist Chefdramaturg David Greiner überzeugt: „Sie hat eine unglaublich reiche Musik, zwei phantastische Hauptpartien, der Ensembleaufwand ist überschaubar, und sie behandelt Themen, die jeder Mensch kennt: Trauer und Liebe.“ Am 9. Juni führt Greiner im Kronleuchterfoyer der Oper ins Werk ein.

Das Wunderkind Korngold wurde 1897 im österreichischen Brünn als Sohn des berühmten jüdischen Musikkritikers Julius Korngold geboren. Der Vater schrieb später das Libretto zu „Die tote Stadt“ und nahm Einfluss auf die spätromantische Tonsprachenentwicklung seines Sohnes, die vom Duktus zu Puccini, Wagner, Strauss und Mahler und nicht zu Schönbergs Atonalität passte. Mit zwölf Jahren schrieb er bereits eine Ballettpantomime, mit 20 Jahren hatte er schon zwei kleinere Opern veröffentlicht, als er mit 23 Jahren mit „Die tote Stadt“, die zeitgleich in Hamburg und Köln uraufgeführt wurde, berühmt wurde. Die nationalsozialistische Machtergreifung, die 1938 mit dem Anschluss auch Österreich heimsuchte, bedingte, dass Korngold in die USA ging. In Hollywood avancierte er zum gefeierten Filmmusikkomponisten, der zwei Oscars gewann. Der Versuch, nach dem Krieg in der Heimat wieder Fuß zu fassen, scheiterte, er starb 1957 in den USA.

Die Nazis vertrieben Korngolds Oper von den Spielplänen, gaben sie in der Düsseldorfer Ausstellung „Entartete Musik“ 1938 der Verachtung preis. Nach dem Krieg führten sein Ruf als Filmmusiker und seine als zu schmalzig empfundene Musik dazu, dass sich sein Comeback verzögerte. „Erst in den 80er Jahren wurde er wiederentdeckt“, erzählt Greiner.

Bühne als Trauerraum, der
an eine Pathologie erinnert

Der Drei-Akter „Die tote Stadt“ basiert auf dem symbolistischen Roman „Das tote Brügge“ von Georges Rodenbach. Er erzählt die Geschichte von Paul, der sein Leben der verstorbenen Frau Marie widmet. Als er Marietta begegnet, die genauso aussieht wie Marie, aber einen ganz anderen Charakter hat, glaubt er an eine Wiederauferstehung. „Es geht um die Beziehung zweier Menschen, die unterschiedliche Seiten aneinander entdecken“, sagt Greiner und betont, dass die Wuppertaler Inszenierung von Immo Karaman keine Nacherzählung, sondern eine tiefenpsychologische Interpretation sei, die „in einem Trauerraum stattfindet, der an eine Pathologie erinnert“. Mit Vorhängen werde die Bühne immer wieder verwandelt, im zweiten Akt weit nach hinten geöffnet.

Vor allem aber überzeuge „Die tote Stadt“ musikalisch. Für die Hauptrollen wurden der Amerikaner Jason Wickson ( Paul) und die Deutsche Susanne Serfling (Marietta) verpflichtet. Tenor Wickson gebe seine Deutschland-Premiere, Sopranistin Susanne Serfling singe nicht zum ersten Mal jung-dramatische Partien. Mit dabei ist auch Simon Stricker (Frank und Fritz) vom Ensemble, der Bariton singt die berühmte Arie „Mein Sehnen, mein Wähnen“. Die musikalische Leitung hat Johannes Pell.

» Eine Einführungsmatinee findnet am 9. Juni, 11 Uhr, im Kronleuchterfoyer mit David Greiner, dem Regieteam, Johannes Pell und Simon Stricker statt. Karten (für die Premiere am 16. Juni):