Pandemie Remscheid: Inzidenzwert steigt weiter
Remscheid/Wuppertal · Falls in Wuppertal die Infektionszahlen steigen, würde der Krisenstab neue Regeln festlegen.
Ein wenig fühlen sich Jürgen Beckmann und Daniel Pfordt in den März zurückversetzt. Denn seit die Stadt Remscheid am Donnerstag eine Allgemeinverfügung als Reaktion auf die steigenden Corona-Fallzahlen erlassen hat, steht das Telefon beim Ordnungsamtschef, dem Leiter des Kommunalen Ordnungsdienstes und ihren Kollegen nicht still. Von knapp 100 Anrufen in einer Stunde berichtet Pfordt. Hinzu kommen Anfragen per E-Mail. Viele Remscheider fragen, ob ihre geplanten Feiern und Veranstaltungen stattfinden können.
Dabei ging es vor allem um private Feste am Wochenende. Laut der städtischen Allgemeinverfügung muss der Veranstalter Feiern bei der Behörde anzeigen, sobald er mehr als 25 Gäste zu einem „herausragenden Anlass“ außerhalb einer Privatwohnung erwartet, etwa in Gaststätten, Vereins- oder Gartenheimen. Das muss drei Werktage vor der Veranstaltung geschehen. „Wenn sich jemand schon gestern gemeldet hat oder heute noch frühzeitig auf uns zukommt, bekommen wir das aber noch vor dem Wochenende hin“, so Beckmann am Donnerstag.
Wer mehr als 50 Gäste erwartet, muss die Veranstaltung genehmigen lassen und ein Hygienekonzept einreichen. Dabei kann man auf bestehenden Konzepten aufbauen, erklärt der Ordnungsamtsleiter. Ansonsten gelten gängige Vorschriften, etwa zu Hygiene und Lüften. „Das ist auch für Privatpersonen machbar. Man muss sich nur Gedanken machen und in die Verordnungen gucken“, sagt Beckmann.
Am wichtigsten sei die Rückverfolgbarkeit der Anwesenden. Dafür sei es unbedingt notwendig, alle Kontaktdaten korrekt zu erfassen. Dabei ist es in der Vergangenheit immer wieder zu kleineren Problemen gekommen. Beckmann nennt den Fall eines Sportvereins mit einem Infizierten. In den Listen der Kontaktpersonen waren aber zum Teil falsche oder unvollständige Angaben zu finden. Solche Vorfälle will die Ordnungsbehörde konsequent ahnden. Gleiches gilt für Verstöße gegen die Maskenpflicht. „Wir hoffen schließlich alle, dass die Zahlen schnell wieder zurückgehen.“
Die Sieben-Tage-Inzidenz Remscheids steigt weiter. Am Donnerstag lag sie bei 55,9 und damit weiter über der kritischen Schwelle von 50. Fälschlich gab das Robert-Koch-Institut (RKI) am Donnerstag an, in Remscheid sei der Wert auf 43,2 gesunken. Das hatte erst für Erleichterung gesorgt, stellte sich aber als falsch heraus. Die Stadt erklärte: „Bei den gestrigen Meldedaten ist es zu Übermittlungsproblemen gekommen, so dass die ausgewiesene Wocheninzidenz zu niedrig angegeben war.“ Seit dieser Woche veröffentlich nicht mehr die Stadt, sondern das RKI die aktuellen Fallzahlen.
Auch in der Rats-Sitzung am Donnerstag war die Corona-Situation eines der bestimmenden Themen. Krisenstabsleiter und Sozialdezernent Thomas Neuhaus erklärte, er rechne erst in 14 Tagen mit einer Verbesserung der Fallzahlen.
Zu was die aktuelle Situation führen kann, hat der CDU-Fraktionschef Jens Nettekoven bei einem Aufenthalt in Frankfurt erlebt. Dort habe ihn das Hotelpersonal gebeten, sein Auto mit Remscheider Kennzeichen nicht vor dem Gebäude, sondern besser in der Tiefgarage abzustellen.
Auf WZ-Nachfrage sagte Stadtdirektor Johannes Slawig, Leiter des Wuppertaler Krisenstabs, bei steigenden Infektionszahlen in Wuppertal werde der Krisenstab neue Regeln festlegen. „Es gibt keinen Automatismus“, betonte er. Sie hätten einen Instrumentenkoffer, aus dem sie geeignete Maßnahmen herausgreifen würden. Auf einen Hotspot in einem Unternehmen müsse man anders reagieren als auf vermehrte Fälle in der ganzen Stadt. Er geht davon aus, dass auch in Wuppertal etwa die Zahl erlaubter Teilnehmer für Veranstaltungen gesenkt werde. „Es gibt aber noch keine konkreten Zahlen“, sagte er.