Restaurant Rigi Kulm wird abgerissen

Nach mehr als 100 Jahren gibt Familie Gietenbruch das Café auf den Südhöhen auf. Dort sollen Mehrfamilienhäuser entstehen.

Wuppertal. Auf den Wuppertaler Südhöhen geht Ende September eine Ära zu Ende. Das Traditions-Restaurant Rigi Kulm wird abgerissen und mit ihm die Erinnerungen ganzer Generationen. Nach mehr als 100 Jahren gibt Familie Gietenbruch das Restaurant auf den Südhöhen auf.

Der 29. September, der letzte Tag an dem im Rigi Kulm Gäste empfangen werden, wird ein schwerer Tag für Inhaberin Ulrike Gietenbruch. Fast ihr ganzes Leben hat sie in dem Traditions-Restaurant verbracht, zwölf bis 14 Stunden täglich, sieben Tage in der Woche, fast 365 Tage im Jahr. Man sieht ihr an, dass ihr Herz an dem Restaurant hängt. Trotzdem verabschiedet sich die 67-Jährige in den Ruhestand: „Ich habe ein weinendes Auge, spüre aber auch Erleichterung, weil viel täglicher Druck von mir abfällt.“

Die Entscheidung, das Restaurant aufzugeben, war kein Schnellschuss: „Schon vor dem Tod meines Vaters 2010 haben wir einen Nachfolger gesucht“, erklärt Koch Jens Gietenbruch. Fünf Jahre lang hat er Gastronomen und Restaurant-Ketten angeschrieben, aber niemand wollte das Rigi Kulm übernehmen. Nachdem er das Gebäude inklusive Grundstück auf einem Immobilien-Portal im Internet zum Kauf angeboten hat, dauerte es nur zwei Tage, bis sich ein Bauinvestor gemeldet hat.

Von den Stammkunden des Restaurants wird Jens Gietenbruch oft gefragt, warum er dem Familienbetrieb nicht fortsetzt. „Ich hätte ja die selben Probleme, die auch ein Nachfolger hätte“, erklärt er. Denn das Gebäude am Jung-Stilling-Weg entspricht nicht mehr den aktuellen gastronomischen Anforderungen. Eine neue Konzession wäre mit diversen Auflagen verbunden. Es müsste viel Geld investiert werden. „Wir arbeiten schon jetzt nur noch für den Erhalt der Tradition. Bei den Kosten für Energie und Gebäude bleibt — obwohl wir weiter sehr viele Gäste haben — kaum etwas übrig“, sagt Jens Gietenbruch, der auch fast 30 Jahre im Rigi Kulm verbracht hat.

Das Areal, auf dem heute noch die Gäste Kaffee und Kuchen in der Sonne genießen, ist bereits verkauft. Nach Informationen der WZ plant dort ein Investor den Bau von drei 5-Familien-Häusern.

Das Rigi-Kulm-Center an der Cronenberger Straße und der Rigi-Kulm-Turm sind davon nicht betroffen. Jens Gietenbruch: „Die haben mit uns nicht zu tun. Im Volksmund heißt die Gegend hier oben schon lange ,bei Rigi Kulm’, deshalb wurden auch das Center und der Turm nach uns benannt — gefragt wurden wir nie.“