Wuppertal Richard Albert für Deutschen Filmmusikpreis nominiert

Der 33-Jährige hat bislang vor allem bei Indie-Produktionen mitgearbeitet. Musik war anfangs nur ein Hobby.

Foto: Albert

Wuppertal. In seinem jungen Jahren hat er Gitarre gelernt, doch in seinen Beruf Filmmusiker ist eher zufällig reingerutscht. „Ich bin da wie die Jungfrau zum Kinde gekommen“, gesteht Richard Albert. Der 33-jährige Vohwinkeler hat eigentlich Kommunikationswissenschaften und Informatik an der Aachener Uni und im spanischen Cádiz studiert. Noch während des Studiums übernahm er aber erste Aufträge zur Produktion von Filmmusik, aus dem Hobby wurde ein handfester Broterwerb, auch erste internationale Aufträge folgten.

Dabei war er so erfolgreich, dass er nun für den diesjährigen Deutschen Filmmusikpreis nominiert ist. In der Sparte „Nachwuchs“ konkurriert Albert mit zwei weiteren Filmmusikern um die Auszeichnung. Am 28. Oktober werden die Preise in Halle in Sachsen-Anhalt vergeben. „Ich war von der Nominierung mehr als überrascht. Ich weiß gar nicht, wer mich da vorgeschlagen hat“, sagt der 33-Jährige.

Nominiert wurde er für den Indie-Spielfilm „The Last Night Inn“ von John Heath, der Film erzählt in grellen Bildern von sich kreuzenden Schicksalen verschiedener Menschen in einem heruntergekommenen Motel in Los Angeles: Es geht um Verbrechen, Betrug und die vage Hoffnung auf einen Neuanfang. Die Musik klingt dort etwas härter als andere Stücke von Albert.

Überdies hat Albert die Filmmusik für die Horrorkomödie „Hell’s Kitty“ gemacht. Der Film, der demnächst Premiere hat, basiert auf einer Internet-Serie gleichen Namens, zu der der 33-Jährige ebenfalls die Musik beigesteuert hat. Hier arbeitet er auch viel mit Geräuschen, um eine gruselige Stimmung zu erzeugen: Bei den Instrumenten werden gerne Geigen genutzt - man weiß ja spätestens seit „Psycho“, wie gut sich diese Streichinstrumente nutzen lassen. „Meistens mache ich Musik zu etwas Düsterem oder etwas Lustigem“, sagt Albert.

Für mehrere seiner Songs war Albert bereits für internationale Preise nominiert, bislang hat er allerdings noch keinen Titel ergattert. In den vier Kategorien des Deutschen Filmmusikpreisen sind in diesem Jahr damit gleich zwei Wuppertaler vertreten: Neben Albert ist noch in der Sparte „Bester Song im Film“ Jan Kazda nominiert.

Albert selbst hatte seine ersten Meriten im Filmmusik-Business mit der musikalischen Begleitung für einen Kurzfilm zu einem Gedicht von Erich Kästner mit dem Titel „Sachliche Romanze“ verdient. Das war 2007, während des Studiums. „Ich musste etwas improvisieren“, räumt er ein. Schließlich konnte er eher Gitarre als Klavier spielen. Mit der entsprechenden Bearbeitung am Computer, etwas Fingerspitzengefühl und Geduld ging es dann aber.

„Danach folgten einige weitere Anfragen“, erinnert sich Albert. In den ersten Jahren waren es vor allem Kurzfilme, zu denen er die Musik komponierte. Schon recht schnell entstand auch die Idee, sich in den USA als Filmmusiker zu betätigen. Ein sehr engagierter Plan, dem Hunderte von erfolglosen Bewerbungen folgten. Über die Filmmusik zu dem Kurzfilm „Black and Shiny Things“, einem Streifen über Schizophrenie und die Auswirkungen auf eine Familie, gelang dem 33-Jährigen im Jahr 2011 der Einstieg in die US-Filmbranche.

Der Film verschaffte Albert wichtige Kontakte, von denen er dann in der Folge weiter profitierte. Jetzt halte sich die Arbeit für in- und ausländische Filme „in etwa die Waage“, erklärt er. Zudem setzt Albert auch gerne auf ungewöhnliche Projekte, mit denen er die Grenzen der Musik auslotet.

So plant er für November ein Projekt, bei dem er die Geräusche der Schwebebahn in ein Musikstück mit Streichern einarbeiten will. „Ich mag es, Geräusche aufzunehmen und zu gucken, wie ich das für Melodien nutzen kann“, gesteht er. Das seien „Spaßprojekte“, für die er sich etwa alle drei Monate Zeit nehme. So hat er bereits ein Stück für Piano und Kühlschrank produziert, in dem er das Surren des Haushaltsgeräts in einer sphärischen Melodie verarbeitet hat - das klingt dann leicht unterkühlt und erinnert an skandinavischen Jazz.

Richard Albert wohnt und arbeitet in Vohwinkel - sofern er nicht unterwegs ist, um Produktionen im In- und Ausland zu betreuen. Während er früher - auch aus Kostengründen - viel Musik am Computer generiert und eingespielt hat, setzt er heutzutage auch mal auf analog eingespielte Töne: „Das kommt immer auf den Musikstil an“, sagt er. „Hin und wieder mache ich auch mal Aufnahmen mit Studiomusikern.“