Wuppertal Richard Albert komponiert Musik für Hollywood-Horrorkomödie
Wuppertal. Den Rekorder hat Richard Albert immer in der Tasche. Könnte ja sein, dass er unterwegs auf ein spannendes Geräusch stößt. Eine kreischende Säge vielleicht oder eine besondere Mischung von Alltagslärm und Musik.
Denn der Komponist verwendet in seinen Stücken gerne ungewöhnliche Klänge. „Ich möchte nichts Bestehendes kopieren“, erklärt der 34-Jährige. Lieber baut er eine Gitarre aus einer Teeschachtel, damit sie schön schräg klingt. Diese ungewöhnlichen Klänge eignen sich besonders gut, um Spannung zu erzeugen.
Deshalb wundert es nicht, dass Filmkomponisten gerne bei dem Vohwinkeler anrufen. Inzwischen hat er es bis nach Hollywood geschafft. Dort ist die Horrorkomödie „Hell’s Kitty“ herausgekommen, für die Richard Albert die Musik komponiert und produziert hat. „Das war vorher eine Web-Serie, von der ich ein großer Fan war. Dann sah ich zufällig, dass sie einen Komponisten suchen“, erzählt Albert.
Seine sehr persönlich gehaltene Bewerbung kam gut an bei Regisseur Nicholas Tana. Seitdem komponiert der Vohwinkeler die Musik für Hell’s Kitty und reist auch einmal im Jahr in die USA.
„Mittlerweile sind das Freunde geworden.“ Über Skype bespricht er sich mit dem Regisseur und dessen Team. „Einer von uns beiden ist immer im Bademantel“, scherzt Richard Albert. Denn entweder in Amerika oder in Europa ist es bei den Video-Telefonaten aufgrund der Zeitverschiebung frühmorgens oder spätabends.
Rund drei Monate arbeitete der Komponist an den rund 40 Minuten Musik. Soweit möglich lässt er sich schon früh das Drehbuch schicken, „damit ich ein besseres Gefühl bekomme für die Melodien“. An einer Rohversion entwickelt er dann erste Musik-Entwürfe. Viel erstellt Albert am Computer. Mit verschiedenen Programmen mischt er Klänge, fügt seine gesammelten Geräusche hinzu. Oft spielt er auf einer seiner Gitarren Melodien ein oder singt einen Song.
Doch erst mit dem endgültigen Filmschnitt kann er auch die sekundengenaue Musik feinjustieren. Und selbst danach diskutiert er noch viel mit dem Regisseur. „Die erste Version geht eigentlich nie durch“, gesteht Albert, der 2016 auch für den Deutschen Filmmusikpreis nominiert war. Der Soundtrack für Hell’s Kitty ist jedenfalls eine ganz bunte Mischung aus unheimlicher Hintergrundmusik, Metal, schnulzigen Songs und fröhlichem Folk geworden.
Ebenfalls demnächst kommt der Film „Hide in the Light“ heraus, zu dem Albert die Musik komponiert hat. Dort geht es um ein paar Freunde, die in ein verlassenes Waisenhaus einbrechen und dort gegen übernatürliche Mächte kämpfen müssen.
Das nächste Drehbuch liegt auch schon auf Alberts Schreibtisch. Doch zu viel möchte der Musiker gar nicht machen: „Mir ist es nicht wichtig, möglichst viel zu komponieren. Viel wichtiger ist es mir, mich als eigenständiger Künstler aufzubauen.“ Dazu gehört entsprechende kreative Muße. Und gerne möchte Albert auch wieder einmal eigene Songs komponieren, unabhängig von einem Film. Gleichzeitig arbeite der Vater eines neun Monate alten Sohns in Teilzeit als Informatiker - ebenfalls im Bereich Musik. So experimentiert er gemeinsam mit dem Pariser Institut für Musik und Akustik an einem Synthesizer, der sich per Handbewegung steuern lässt. Privat hört Albert viel Musik aller Genres; und er analysiert Filmmusik anderer Komponisten, um neue Tricks zu lernen.