„Ronsdorf ist ein Selbstläufer“

Stadtplaner Rüdiger Bleck ist neuer Pate für die BV Ronsdorf. Er sieht großes Wachstumspotenzial im Stadtteil.

Foto: Anna Schwartz

Herr Bleck, in Ronsdorf höre ich immer wieder den Satz: Das Geld der Stadt fließt nur nach Barmen und Elberfeld. Stimmt das so?

Bleck: Wir kümmern uns im Wesentlichen um unsere Stadtumbaugebiete und die sind in der Talachse. Da sind die größten Handlungserfordernisse gegeben — daher gibt es eine klare Prioritätensetzung. Man muss es so sehen: In Ronsdorf geht es nicht um die Beseitigung von Missständen.

Die Stadtverwaltung sucht derzeit 110 Hektar neues Bauland für Haus- und Wohnungsbau. Sehen Sie da in Ronsdorf Potenzial?

Bleck: Wir nehmen diesen Auftrag des Rates sehr ernst und nehmen vorurteilsfrei alle Stadtteile unter die Lupe. Aktuell haben wir in Ronsdorf zwölf potenzielle Flächen mit rund 9,3 Hektar Gesamtfläche im Stadtbezirk erfasst. Und das sind nur Flächen, die größer sind als 2000 Quadratmeter.

Was ist mit den kleineren Flächen?

Bleck: Auch die werden sicherlich für uns auch eine Rolle spielen. 50 Prozent der Bautätigkeit in Wuppertal spielt sich auf kleineren Bestandsflächen ab. Ein klassischer Lückenschluss oder eine Dachaufstockung beispielsweise. Man kann also davon ausgehen, dass in Ronsdorf noch mehr Potenzial stecken wird.

Das Potenzial ist das eine. Wie sieht es bei der Nachfrage aus?

Bleck: Ronsdorf ist grundsätzlich ein sehr attraktiver und nachgefragter Wohnungsstandort. Sieht man mal von der Siedlung Rehsiepen ab, dann haben wir eine ausgesprochen niedrige Leerstandsquote. Ronsdorf ist ein Selbstläufer.

Woran liegt das?

Bleck: Gründe dafür sind unter anderem die gute verkehrliche Anbindung und die gute Nahversorgung. Ronsdorf verbindet zwei Dinge: Man wohnt in der Großstadt und gleichzeitig in einer überschaubaren Nachbarschaft.

Gerade in der überschaubaren Nachbarschaft haben die Bürger ja manchmal die Sorge vor neuen Wohnbaugebieten, weil sie fürchten, dass die Infrastruktur nicht mehr ausreicht.

Bleck: Das ist genau ein Aspekt, den wir jetzt schon im Rahmen der Bebauungsplan-Untersuchung abklären. Bei dieser Frage würde ich keine generelle Aussage treffen, das hängt stark von der Größe des Wohngebietes ab.

Es ist also generell nicht ausgeschlossen, dass einzelne Wohnquartiere so weit wachsen sollen, dass neue Infrastrukturmaßnahmen — etwa Straßen und Kanäle — nötig sind?

Bleck: Das ist eine Frage, die man generell bei dem Wunsch nach 110 Hektar neuem Bauland beantworten muss. Grundsätzlich bin ich aber der Meinung, dass wir in Wuppertal eher innerhalb der Stadtstruktur fündig werden müssen. Allein wegen der Kosten. Wir haben zudem in den Nahversorgungszentren die Probleme des wegbrechenden Einzelhandels. Da ist es sicher sinnvoll, dort Menschen neuen Wohnraum anzubieten, wo die Infrastruktur schon da ist.

Hat die Ronsdorfer City noch eine gesunde Struktur?

Bleck: Wir haben in Ronsdorf ein sehr intaktes Zentrum, denke ich. Der örtliche Einzelhandel ist mit der Bevölkerung verwoben. Ich habe das Gefühl, dass die Einzelhändler dort ihre Verantwortung erkennen und aktiv geworden sind. Ronsdorf ist ein positives Beispiel.

Die Planungen zum Ausbau der L419 befinden sich aktuell in der Offenlage. Welche Rückmeldung gibt die Stadt den Planern von Straßen NRW?

Bleck: Wir legen dem Rat in der kommenden Sitzung dazu eine offizielle Stellungnahme vor. Darin geht es um Aspekte am Lichtscheider Kreisel, da geht es um Lärmschutz und da geht es um die trennende Wirkung des autobahnähnlichen Ausbaus.

Wie steht es in Ronsdorf um die Gewerbeflächen?

Bleck: Im Augenblick verfügt Ronsdorf über 40 Hektar an Potenzial- und Freiflächen. Dahinter stecken viele Kleinflächen in der Größe von 2000 bis 4000 Quadratmetern. Das größte Areal, das wir mittelfristig im Blick haben, ist Blombach-Süd. Das ist im Regionalplan schon als gewerbliche Baufläche geplant. Aber bislang scheiterte die Umsetzung an der Eigentümerstruktur.

Ist das aus Ihrer Sicht ausreichend?

Bleck: Nein, da würde ich deutlich widersprechen. Der Bedarf an Gewerbeflächen ist fast noch drängender als der Bedarf an Wohnbauflächen. Letztere lassen sich auf vielfältige Weise finden. Doch beim Gewerbe sind wir immer auf größere zusammenhängende Flächen angewiesen. Die werden nachgefragt, sind aber deutlich schwieriger zu generieren.