Leben im Heim Roter Teppich im Alloheim

Das Modemobil besuchte das neue Haus in Elberfeld. Dessen Mitarbeiter wurden kurzerhand zu Models auf dem Laufsteg.

Sabine Jansen ging mit Edeltraud Müller verschiedene Outfits durch.

Foto: Fischer, Andreas H503840

„Die Leojacke aus Webpelz gibt es heute zum Sonderpreis“, sagt die Moderatorin, während das Model in der Teddyjacke mit Leopardenmuster langsam auf dem roten Teppich entlang schreitet. Beobachtet wird es von rund einem Dutzend Zuschauern im „Bistro“ des Alloheim-Seniorenheims „Michaelsviertel“ am Uellendahl, einigen im Rollstuhl, anderen an den Kaffeetischen. Das „Modemobil“ ist zu Gast, das Kleidung zum Verkauf in Seniorentreffs und Heime bringt.

Warm und gleichzeitig leicht sei die Jacke, erklärt Moderatorin Sabine Jansen, hilft während des Sprechens routiniert dem Model aus der Jacke, das erneut elegant an den Tischen entlang schreitet. Das Model ist Edeltraut Müller (91), Kurzzeitpflege-Bewohnerin des Hauses. Schlank, gepflegtes weißes Haar, leichtes Make up – sie macht eine gute Figur auf dem roten Teppich.

„Drunter trägt sie ein klassische weiße Bluse, passend für zum Beispiel Weihnachten“, spricht Sabine Jansen, während Edeltraut Müller sich dreht, zurückkommt und den Laufsteg für die nächsten Models frei macht, zwei Mitarbeiterinnen des Hauses – deutlich jünger – die ebenfalls schlichte Hosen und sportlich gemusterte Pullis, gesteppte Westen und Jacken vorführen.

Warum Edeltraut Müller hier Model ist? „Man hat mich gefragt“, sagt sie trocken und lächelt. „Dann mache ich das auch.“ Sabine Jansen erläutert später, das Modemobil arbeitete auch mit ehrenamtlichen Models, aber lieber mit Freiwilligen aus den Reihen des besuchten Hauses. Das sei für die Bewohner anschaulicher.

Schon vor der Modenschau hatten die Bewohner Gelegenheit, sich das Angebot anzusehen. Denn Sabine Jansen hat in ihrem Transporter ein halbes Dutzend Kleiderständer mitgebracht, voll mit Blusen, Pullis und Hosen, in Extra-Ständen Unter- und Nachtwäsche – insgesamt 1500 Kleidungsstücke. Die Ständer hat sie am Rand der Mehrzweckfläche aufgebaut, auf dem sonst Kaffeetische das „Bistro“ bilden. Jetzt ist ein großer Teil davon weggeräumt.

Die Mehrzahl der Kunden des Modemobils ist weiblich

Eine Bewohnerin ersteht eine rosafarbene Jacke, andere setzen sich erwartungsvoll an die verbliebenen Tische, erhalten eine Tasse Kaffee. Für die Modenschau wird der Laufsteg ausgerollt, ein langer roter Läufer.

Während die drei Models viele Outfits präsentieren, weist Sabine Jansen auf die Vorzüge ihrer Kleidungsstücke hin: Sie seien etwa pflegeleicht und haltbar, passend für festliche Gelegenheiten oder eher sportlich, angenehm auf der Haut. Eine Wendejacke spare Platz im Kleiderschrank. „Ein paar schöne Sachen sind schon dabei“, findet Edeltraut Müller, nickt anerkennend zu einem grauen Pulli mit Glitzerfäden, den eins der anderen Models vorführt. Nach dem Schlussapplaus erhalten die drei Models Urkunden.

An die Kleiderständer wagen sich vorsichtig einige wenige Bewohner. Eine Dame am Rollator fragt nach dem Preis einer Bluse, aber der ist ihr zu hoch. Ohnehin brauche sie nichts, sagt sie bedauernd. Sie habe ja mehrere Meter Kleiderschrank zu Hause, ihr Sohn löse gerade die Wohnung auf. Sie ist erst kürzlich ins Heim gezogen. „Alles war schön“, sagt eine Dame. Die Wendeweste habe ihr gefallen. Dennoch sieht sie sich im Rollstuhl nicht als Kundin. Erst später lässt sie sich doch noch näher an die Kleiderständer fahren.

Etwas ratlos steht ein Herr vor den Ständern. „Ist ja alles nur für Frauen“, sagt er, da zeigt ihm Sabine Jansen den Ständer mit Männerkleidung. Da aber ein Großteil ihrer Kunden Frauen seien, hat sie überwiegend Damenbekleidung dabei.

Sie sei ganz zufrieden, sagt Sabine Jansen, trotz der Zurückhaltung habe sie einiges umgesetzt. Sie gehört zur Zentrale des Wuppertaler Unternehmens, das vor 16 Jahren entstand. Und sie fährt das Modemobil „Bergisches Land“; eines von 33 Fahrzeugen, die im Franchisesystem in ganz Deutschland unterwegs sind. Im Angebot hätten sie Socken und Unterwäsche sowie Kleidung von sportlich bis festlich. Das sei Markenware, wie sie Kundinnen etwa vom alteingesessenen Modegeschäft Haschi kennen.

Das Modemobil ist eines der Angebote, das das Haus den Bewohnern mache, erklärt Kai von Lünenschloß, Leiter des Sozialen Dienstes des Hauses. Es solle ein Highlight sein, aber auch den weniger mobilen Bewohnern einen Einkauf ermöglichen.