Open Air Rudelsingen: 1500 Wuppertaler werden in Barmen zu einem großen Chor

Von Friedemann Bräuer · Die erste Auflage des Rudelsingens unter freiem Himmel in Wuppertal-Barmen war ein voller Erfolg. Das Programm war vielfältig, doch bei einigen Lied-Texten geriet selbst Oberbürgermeister Andreas Mucke in Ekstase.

 Ließen sich auch von Regentropfen nicht vom Singen abhalten: die 1500 Wuppertaler auf dem Johannes-Rau-Platz.

Ließen sich auch von Regentropfen nicht vom Singen abhalten: die 1500 Wuppertaler auf dem Johannes-Rau-Platz.

Foto: Bartsch,G. (b13)

Mögen Gesangsvereine auch eine aussterbende Spezies sein, die Sangeslust der Wuppertaler ist ungebrochen. Das wurde am Donnerstagabend wieder deutlich, als sich ein gemischter Chor mit rund 1500 bestens präparierten, überwiegend weiblichen Kehlen auf dem Johannes-Rau-Platz zum ersten Wuppertaler Open Air-Rudelsingen versammelt hatte. Die ISG Barmen/Werth, die Stadtsparkasse, die Wuppertaler Stadtwerke und das Brauhaus hatten das kostenfreie Sängerfest ermöglichst. Die Leitung hatte David Rauterberg aus Münster, der mit seinem Team bundesweit Rudelsingen veranstaltet.

Ein Ständchen zum 90-jährigen Bestehen der Stadt Wuppertal stand diesmal auf dem Plan, und da durfte Oberbürgermeister Andreas Mucke nicht fehlen. Der stimmte auf der Bühne allerdings – nicht wie erhofft – eine Arie an, sondern tauchte nach seiner zündenden Begrüßungsrede im Pulk des Rudels unter. „Ich habe zwar schon oft als Schauspieler auf der Bühne gestanden, bin aber kein Sänger“, meinte Wuppertals erster Bürger. Doch als dann Song-Texte aus der Rocky-Horror-Picture-Show über die Videowand flimmerten, da geriet das Stadtoberhaupt geradezu in Ekstase, wie auch die Umstehenden, die sich gleichfalls verzückt verrenkten.

David Rauterberg, der auf der Bühne alles gab, hatte wieder – wie auch schon bei ähnlichen Veranstaltungen in der Börse und der Stadthalle – ein vielfältiges Programm zusammengestellt. Das begann mit „Hoch auf dem gelben Wagen“, umfasste Ohrwürmer wie Marianne Rosenbergs „Er gehört zu mir“, Robbie Williams’ „Angels“ und „Aquarius“ aus Hair. Wobei das mit dem „Let the sunshine in“ nicht so ganz klappte, denn es „dröppelte“ zwischenzeitlich ein wenig. Doch wer ein Kind des Tales und der Höhen ist, der lässt sich seinen Gesang nicht so einfach verwässern. Fast alle harrten unerschütterlich aus und trällerten munter weiter, und als „Du liegst mir im Herzen“, auf der Videowand aufleuchtete, da wurde zur Freude von Organisator Thomas Helbig (ISG) sogar selig lächelnd geschunkelt.

OB Mucke wünscht sich die Veranstaltung häufiger

Wenn Sangesfreude und stimmliches Talent nicht Hand in Hand gehen, und so mancher Ton eher nach einem quietschenden Gartentor klingt, dann macht das beim Rudelsingen überhaupt nichts. Die Nachbarschaft gleicht das schon aus, und insgesamt wächst alles zu einem erhebenden Klangerlebnis der „Meistersinger“ vom Johannes-Rau-Platz.

Da das fröhliche Gemeinschaftssingen in drei Teilen stattfand, blieb in den Pausen nicht nur Zeit zum Reden, sondern auch, seine Stimmbänder flüssig auf Vordermann zu bringen. Was je nach Temperament mit klarem Wasser durch die WSW, aber auch mit schäumendem Gerstensaft aus dem Brauhaus oder „güldenem“ Wein geschah. Das gab der allgemein schon gelösten Stimmung noch einen zusätzlichen Kick. Und wer sich bisher stimmlich ein wenig zurück gehalten hatte, der schmetterte ohne falsche Scheu nun aus voller Kehle und frischer Brust.

Als dann Udo Jürgens „Griechischer Wein“ verklungen war, da animierte Vorsänger Rauterberg die immer fröhlicher werdende Schar, die Hände gegenseitig auf die Schultern zu legen und ein paar Schrittfolgen Sirtaki zu tanzen, was auch unfallfrei gelang. „Ich bin seit Jahren dabei“, erzählte Martin Kieczka und erläuterte: „Beim Rudelsingen kann man wunderbar Stress abbauen.“ Ingrid Ronge bestätigte das: „Bisher war ich vor allem beim Singen in der Börse, aber Open Air, das ist schon etwas ganz Besonderes.“ OB Andreas Mucke, der zwischenzeitlich in Sozialdezernent Stefan Kühn einen stimmgewaltigen Sangesbruder gefunden hatte, sprach wohl allen aus dem Herzen, als er forderte: „Das müsste es noch öfter in Wuppertal geben.“