Medizin Krankenhaus digital: „Da Vinci“ operiert am Helios
Menschen steuern den Roboter, der aktuell in der Urologie eingesetzt wird.
Der neue Operateur im Helios Klinikum mutet auf den ersten Blick etwas seltsam an – er hat vier Arme, keinen Kopf und hört auf den extravaganten Namen Da Vinci. Der Kollege ist kein Mensch, sondern das, was man einen Operations-Roboter nennen würde. Wobei Fachleute lieber „Telemanipulator“ sagen. Denn das Gerät macht keinen Handgriff alleine. Es wird direkt von einem Arzt gesteuert, der an einer Konsole im Operationssaal sitzt. Dessen Handgriffe werden in Echtzeit übertragen.
In Zukunft sollen in dem Barmer Krankenhaus die Urologie, Gynäkologie, die Viszeral- und Thorax-Chirurgie mit Da Vinci operieren. Langfristig auch die Herzchirurgie in Elberfeld. Die Millionen-Anschaffung von einem kalifornischen Hersteller ist das Herz des damit gegründeten Helios-Robotik-Zentrums.
Keine Joysticks,
sondern Schlaufen und Pedale
Die sprichwörtlichen Hebel in der Hand hat dabei Friedrich-Carl von Rundstedt, der seit März die Urologie leitet – im Team mit Stephan Roth, dem langjährigen Direktor der Klinik. Von Rundstedt und Roth loben das System, weil so der junge Kollege mit der neuen Technik mit dem erfahrenen Mann zusammenarbeiten kann, bis der junge, von Rundstedt, die Leitung in gut dreieinhalb Jahren übernimmt. Er hat nach seiner Facharzt-Ausbildung eine zweijährige Fortbildung in den USA für dieses System gemacht. Mehr als 200 Operationen damit durchgeführt.
Von Rundstedt als bislang einziger Operateur der Urologie am Da Vinci hat dabei an der Konsole, von der aus er das Gerät steuert, seinen Zeigefinger und Daumen in Schlaufen, die etwas von Scherengriffen haben. Damit steuert er die winzigen Operationsinstrumente. Die sind an den Roboterarmen befestigt und werden über Röhren in den Bauch der Patienten geführt. Mit einem Pedal steuert er die Kamera, die ebenfalls am Roboter hängt. Mit einem Knopf kann er von einem Arm auf den anderen umsteuern – damit er mit zwei Händen drei Instrumente bedienen kann.
Am Simulator zeigt von Rundstedt, wie gut er das System beherrscht. Am Bildschirm verfolgen die geladenen Journalisten, wie er ganz schnell einen chirurgischen Knoten an einem Menschen zieht, mit den Roboterarmen. Alles animiert, versteht sich. Aber die Bewegungen sitzen. Wer das System vorher selbst ausprobiert hat, sieht mit Erstaunen zu.
Dabei ist die Steuerung sehr natürlich, nicht wie im Computerspiel. Aber etwas gewöhnen muss man sich schon. Deswegen sagt von Rundstedt auch, dass die Hürden bis ein Arzt mit dem System operieren darf, hoch angesetzt werden. Nach Simulatorentraining folgen OP-Assistenzen, dann Test-OPs an Schweinen und Besuche in anderen Kliniken, die das System haben. Erste OPs finden nur unter Begleitung statt.
Generell: Der Roboter, der keiner ist, ist kein Gerät, das Menschen im OP ersetzt. Neben dem Operateur an der Konsole, bleibt ein Assistent, der dem Arzt hilft sowie das andere benötigte Personal. Die Vorteile liegen an anderer Stelle.
Für die Patienten bedeute der Eingriff mit Da Vinci, so er dem Krankheitsbild entsprechend sinnvoll ist, dass es weniger Blutverlust gibt, weniger große Schnitte, weniger Schmerzen und Wundheilungsstörung. Schnellere Erholung. Für die Ärzte habe das System aber auch Vorteile. Der Operateur kann an einer ergonomisch ausgerichteten Konsole sitzen, statt stundenlang zu stehen. Die mit Da Vinci übertragenen Bewegungen sind völlig zitterfrei, ebenso die Kamera. Das Operationsfeld lässt sich zehnfach heranzoomen. Und die Roboterarme bedeuten mehr Bewegungsspielraum als die menschlichen Gelenke haben.
Was noch fehlt, ist ein neuer Name. In anderen Kliniken, die einen Da Vinci hätten, sei eine Umbenennung durchaus üblich, sagt von Rundstedt. Er denkt an etwas Wuppertal-typisches, vielleicht Robo-Tuffi.