Sportler der Woche Jochum fährt auf der Überholspur

Ben Jochum (15) ist Wuppertals größtes Radsporttalent - nicht nur wegen seiner 1,90 Meter.

Ben Jochum fährt vorne weg – bei Rennen inzwischen ein gewohntes Bild. Die Technik verbessert er beim Training auf der Bahn.

Foto: Jochum

Kaum zu glauben, dass Ben Jochum erst seit zwei Jahren im Verein Rennrad fährt. In dieser verhältnismäßig kurzen Zeit hat der 15-Jährige vom RC Musketier schon mehr Erfolge eingefahren, als andere in einer langen Karriere und darf mit Fug und Recht als größte Nachwuchshoffnung von Wuppertals größtem Radsportverein bezeichnet werden. Im vergangenen Jahr gewann er bei der U15 gleich drei Landesmeisterschaften auf der Straße, auf der Bahn und im Zeitfahren. Und auch als Jungjahrgang in der U17 hat er, wie berichtet, in diesem Jahr bereits erfolgreich begonnen. Platz zwei bei der Friedensfahrt in Thüringen ließ nicht nur Landestrainer Thorsten Schmidt sondern auch die Bundestrainer aufhorchen. Am vergangenen Pfingstwochenende stellte er seine Vielfältigkeit bei den Cologne Classics in Elsdorf gegen starke Konkurrenz erneut unter Beweis. Beim Kriterium, einem Punktefahren, wurde er Zweiter, beim Straßenrennen Sechster und beim Zeitfahren Vierter seiner Altersklasse, was in der Gesamtwertung Rang zwei bedeutete.

Nachwuchs-DM als
nächste Herausforderung

Und an diesem Wochenende packt Ben Jochum mit Familie und seinem jüngeren Bruder Moritz schon wieder die Reisetasche. In Linden bei Kaiserslautern findet die Deutsche Nachwuchsmeisterschaft statt. 77,7 Kilometer lang mit einem anspruchsvollen Höhenprofil ist die Strecke beim Straßenrennen, bei dem er gegen 145 Konkurrenten seiner Altersklasse antritt. „Das ist eine ganz neue Herausforderung für mich, deshalb weiß ich gar nicht, was ich erwarten soll“, sagt Jochum, der bisher auf vordere Plätze abonniert zu sein scheint. Als Bergfahrspezialist würde er sich bei 1,90 m Körpergröße und 71 Kilo nicht bezeichnen. „Aber ich kann beißen, je länger das Rennen wird“, sagt er.

Fußball forderte
ihn zu wenig

„Fußball war ihm zu lasch mit zu wenig Disziplin, und auch bei der Leichtathletik blieb er nicht hängen“, berichtet Vater Johannes, der dann auf der Suche nach der passenden Sportart für seinen Sohn im Frühjahr 2017 beim RC Musketier landete. „Sie haben ihn im Februar und März zum Athletiktraining in die Halle eingeladen, und im April hat er schon sein erstes Rad vom Verein gestellt bekommen“, berichtet Johannes Jochum. Auch sonstige Ausrüstung wie Schuhe und Bekleidung habe der Verein zunächst gestellt. „Es ist für den Einstieg eine Riesenerleichterung, dass man das nicht kaufen muss, bevor man weiß, dass man auch dabeibleibt“, sagt er.

Ben Jochum wusste sehr schnell, dass es das ist, was er machen wollte. „So richtig Blut habe ich geleckt, als ich im Vorjahr noch bei der U15 Dritter bei der Friedensfahrt geworden bin“, berichtet der 15-Jährige, der natürlich längst sein eigenes Material hat. Sein Einstiegsrad wäre inzwischen auch viel zu klein.

Mindestens fünfmal die Woche steigt er jetzt auf seine Rennmaschine, und auch da ist das Training vielfältig. In der Regel am Donnerstag geht es auf die Bahn nach Solingen, wo der RC Musketier einer der Hausherren ist, mit dem Landesverband dienstags auf die Bahn nach Büttgen. „Das ist ein gutes Techniktraining, das ich auch auf der Straße gebrauchen kann“, berichtet Ben Jochum, der als quasi Neueinsteiger natürlich gerade in Sachen Fahrtechnik noch viel dazulernen kann. Mit dem hohen Tempo komme er recht gut zurecht, auch wenn er bei Rennen schon einige Stürze hinter sich hat. „Im Rennen darauf ist man dann meist etwas vorsichtiger, aber danach ist es vergessen“, sagt der 15-Jährige. Von schwereren Verletzungen oder Brüchen blieb er bisher verschont und hat längst auch Bruder Moritz (13) mit seiner Radfahrbegeisterung angesteckt.