Rund um Wuppertal: Ausblicke und Einblicke in die Geschichte von Dörte aus Heckinhausen

Die WZ umrundet mit bekannten Wuppertalern die Stadt. Der fünfte Teil führt nach Beyenburg

Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Man begegnet Dörte Bald oft im Wald, ganz häufig mit Papier in der Hand. Dann lernt sie Text für ihren nächsten Auftritt als „Dörte aus Heckinghausen“. „Na, isses wieder soweit“, fragten sie dann einige, erzählt die vielseitige Theaterfrau amüsiert. Bei der Wanderung mit der WZ auf dem fünften Teilstück des Wuppertalrundwegs hat sie nur eine Karte dabei — und natürlich Pau, den weißen Wuschelhund.

Den unauffälligen Weg von der Schwelmer Straße ab nach Süden markiert zum Glück das „W“ an einem Schildermast. Nur wenige Schritte weiter ist die großstädtische Straße vergessen, läutet ein typisch bergisches Fachwerkhaus den zweieinhalbstündigen Spaziergang ein, der hauptsächlich durch Wald führt.

Grün umgibt die Wanderer, die schon bald die erste Steigung erklimmen müssen. Die Belohnung ist ein erster Ausblick über Felder und auf ein schwedisch anmutendes Haus am Waldrand. Der Regen der letzten Tage ist versiegt, aber die Luft ist noch feucht und hängt diesig über den Hügeln.

Rund um

Wuppertal

Der Ehrenberg, über den der Weg führt, war lange eine Grenzregion zwischen sächsischen und fränkischen Siedlern. Davon ist nichts mehr zu spüren. Der „Ein-Personen-Bunker“, der wenig später in einem Obstgarten zu sehen ist, ist ein Kuriosum aus einer späteren Epoche.

Auf dem Weg, der dann sanft abwärts führt, erst an Feldern entlang, dann durch verwunschene Haine und Wald, erzählt Dörte Bald vom Studium, erst Sonderpädagogik, dann Gesang. Als ausgebildete Sängerin kann sie zum Beispiel Oratorien singen. Zum Glück für ihre Fans tritt sie heute meist weniger feierlich auf die Bühne.

Es geht vorbei an der Siedlung Kemna über die Beyenburger Straße — ein Stück weiter steht das Mahnmal für die politischen Gefangenen, die in dem Konzentrationslager gleichen Namens misshandelt wurden. Der Weg überquert die Wupper und bietet von der Brücke einen wunderschönen Blick auf die üppig bewachsenen Ufer. Hier darf Pau ein bisschen im Wasser planschen. Dann geht es wieder gemächlich bergauf am Herbringhauser Bach entlang.

Dörte Bald erzählt, wie ihre Kultfigur entstand: Sie veranstaltete ein Picknick für ihren Bruder und trat dabei als eine Art Hostess auf, schon genauso schräg wie heute. Dem Bruder gefiel das so gut, dass er sie um einen Auftritt bei einem Konzert seiner Band „Andy und Olaf“ im Ottenbrucher Bahnhof bat. Dörte aus Heckinghausen „gewann“ eine CD und sang dann auch noch ein Lied. „Das Publikum lag auf dem Boden“, erinnert sich Dörte Bald.

Damit war klar, dass Dörte aus Heckinghausen noch öfter auftreten sollte. Erst in der Bergischen Seifenoper, heute in der Barmer Küchenoper. Das Publikum wartet begierig auf neue Folgen aus Dörtes bewegtem Leben. Solange Zuschauer kommen, will Dörte Bald weitermachen. Und sie kommen in Scharen. Nur ein Problem hat sie: Dörtes Brille zeigt Verschleißerscheinungen. Weil stilechte Brillen nicht so leicht zu bekommen sind, hofft sie auf Hilfe...

Der Wanderweg ist zum Glück gut ausgeschildert. Denn beim vielen Erzählen blicken die Wanderer nur selten auf die Karte, sondern nur auf die immer neuen Bilder aus grünen Blättern. Einmal nur, kurz nach dem Sportplatz an der Siedlung Sondern scheint der Weg verloren: kein „W“ weit und und breit. Doch es ist nur etwas zugewachsen.

Dörte Bald weist darauf hin, dass es bei ihren ersten Auftritten Comedy wie heute nicht gab, ihre Figur löste „ganz viel Fremdschämen“ aus. Freundinnen hätten gefragt: ,Wieso machst du dich so hässlich?’ Die Lieder seien vielen furchtbar peinlich gewesen. „Heute ist das total gekippt“, sagt sie. Heute sind solche Figuren in.

Aber Dörte aus Heckinghausen ist auch beruflich nur ein Teil von Dörte Bald. Sie unterrichtet an der Musikhochschule Sprecherziehung für Sänger und genießt das Arbeiten mit den Studenten. Und dann ist sie macht sie noch als Musikpädagogin bei der Alten Feuerwache mit den Kindern Musik und vor allem Theater. Das liegt ihr ebenfalls sehr am Herzen, sie schwärmt davon, mit welcher Hingabe die Kinder sich einbringen: „Da kommt so eine tolle Energie rüber.“

Melsa Cesen (18), die lange mitgemacht hat, habe jetzt selbst ein Stück geschrieben, in dem sie sich auch für die Arbeit der Feuerwache bedankt, berichtet Dörte Bald gerührt. Jetzt arbeiten sie gemeinsam daran, dass das Stück „Traumfirma“ im Herbst auf die Bühne kommt.

Ein ziemlich steiler Pfad führt hinab zum Ortsteil Beyenburg, wo schon an der Straße Am Kriegermal viele hübsche Häuser zu sehen sind. Eins ist wunderschön von Sommerblumen umsäumt. „Dörte würde jetzt sagen: ,All dat Gestrüpp! Wirsse ganz nass von!’“, grinst Dörte Bald.

Sie will dann noch eine Verlängerung an die Tour hängen: Denn wenn sie bei Wanderungen mit Pau bis nach Beyenburg kommt, muss sie die kleine Kapelle besuchen und dort eine Kerze anzünden. Der Weg führt, ganz wie bei den Pilgern, durch die Wupper. Pau gefällt’s.

“ Weiter geht’s auf dem Wuppertaler Rundweg auch in der WZ. Die nächste Etappe führt von Beyenburg nach Lüttringhausen.