Rundflugfirma: Ex-Chef (49) weist Betrugsvorwürfe zurück

Hunderte Gutscheine verfallen. Laut Anklage 95.000 Euro Schaden. Urteil diese Woche.

Wuppertal. Mehrere Jahre soll das Geschäft gut gelaufen sein: Eine Wuppertaler Eventfirma verkaufte bundesweit Gutscheine für Fallschirmsprünge, Ballonfahrten und Hubschrauber-Rundflüge. Doch ab Herbst 2009 gingen reihenweise Anzeigen ebenso besorgter wie verärgerter Kunden bei der Staatsanwaltschaft ein. Wie berichtet, rückten schließlich die Fahnder aus, durchsuchten die Büros der Firma mit Sitz in Barmen und das Privathaus des damaligen Geschäftsführers.

Fast vier Jahre später steht die gerichtliche Aufarbeitung des Falls an: In dieser Woche wird das Urteil gegen den wegen gewerbsmäßigen Betrugs angeklagten damaligen Geschäftsführer der Barmer Rundflüge-Firma erwartet. Die Anklage hat einen Schaden von mehr als 90.000 Euro ausgerechnet. Beim Prozessauftakt in der vergangenen Woche gab der angeklagte 49-Jährige zu, dass durch eine wirtschaftliche Schieflage viele Gutscheine nicht mehr abgewickelt worden seien.

Verteidiger Jürgen Wessing wies für seinen Mandanten den vorsätzlichen und gewerbsmäßigen Betrug allerdings kategorisch zurück. „Sein Leben war die Firma“, sagte der Verteidiger über seinen Mandanten. Eine neue Telefon- und Computeranlage habe beim Abwickeln der Gutscheine ein unübersehbares Chaos ausgelöst. Außerdem sei die Firma durch die Wirtschaftskrise im Jahr 2009 in Bedrängnis geraten. Die Beweisaufnahme offenbarte, dass die eigentlich florierende Firma in den guten Jahren wohl keine Rücklagen für schlechte Zeiten gebildet hatte.

Dann habe sich im Internet auch noch rasend schnell ein Sturm der Entrüstung gegen das Unternehmen entfaltet: „Das war ein Shitstorm“, konstatierte Verteidiger Wessing vor Gericht. Dazu kam eine regelrechte Anzeigenflut — nicht nur aus Wuppertal, sondern aus ganz Deutschland. Unter den Anzeige-Erstattern: mehrere Piloten und eine Großmolkerei. Verteidiger Wessing gab zu bedenken, dass eine Reihe der Anzeigen ohne nachweisbaren Grund erstattet worden seien.

Fakt ist: Die Firma, die zuletzt 14 Mitarbeiter und sechs Auszubildende hatte, meldete schon 2009 Insolvenz an. Damals zeichnete sich ab, dass es für Kunden kaum Hoffnung auf Zurückzahlung gebe. Es hieß, die Gutscheine seien wertlos.