Soziales „Sag, was du fühlst“: Yoga und Kunsttherapie für ukrainische Frauen in Wuppertal
Wuppertal · Die Workshop-Teilnehmerinnen lernten, ihre Gefühle mit einfachen deutschen Worten auszudrücken.
m Raum verteilt liegen lilafarbene und pinke Yogamatten, es duftet nach ätherischen Ölen. Was hier an diesem Morgen in der Börse stattfindet, ist aber weit mehr als nur ein Entspannungskurs. Im kostenlosen Workshop „Sag, was du fühlst“ können Frauen, die aus der Ukraine geflüchtet sind, an fünf Tagen lernen, ihre Gefühle mit einfachen deutschen Worten auszudrücken – etwa durch Yogaübungen oder Zeichnen und Malen. Die Teilnehmerinnen müssen dafür noch kein Deutsch sprechen, da sie von der Übersetzerin Natalia Ustich begleitet werden. Gefördert wird das Ganze von der „Soforthilfe Niedrigschwellige Sprachgelegenheiten NRW“ der Bezirksregierung Arnsberg.
Über Bewegung einen Zugang
zu Sprache und Gefühlen
„Die beiden Yogalehrerinnen Marie-Theres Schwinn und Katharina Schechinger machen eine Kombination aus Yoga und Kunsttherapie“, erklärt Anna Lisa Tuzcek, Projektleiterin und Kulturrucksackbeauftragte der Börse. „Die Frauen, die teilnehmen, sind ganz, ganz neu in Deutschland und können erst wenig Deutsch sprechen.“
Ein besonderer Fokus des Workshops liege daher darauf, „von der Bewegung einen Zugang zur Sprache und vor allem zu den eigenen Gefühlen zu bekommen“, beschreibt Tuzcek. Oftmals werde in Sprachkursen zunächst gelernt, wie man sich vorstellt oder wo man herkommt. Über sich selbst zu sprechen, komme aber erst viel später, so Tuzcek. „In den ersten sechs Monaten, in denen man die Sprache lernt, ist man ja aber trotzdem ein Mensch, der Dinge fühlt.“
Da die Teilnehmerinnen des Kurses aus der Ukraine geflüchtet sind, habe auch das Thema „Trauma“ eine große Rolle während des Workshops gespielt. Die Yogalehrerinnen sind daher beide in genau diesem Bereich spezialisiert und ausgebildet. „Was ich sehr interessant fand, war die Ausdrucksweise der Teilnehmerinnen. Keine von ihnen hat sich hingesetzt und direkt berichtet, dass sie sexualisierte Gewalt erlebt hat, sondern sie haben das Ganze in sehr indirekter Sprache umschrieben“, so Tuzcek. „Dadurch, dass nur Frauen in dem Kurs sind, war die Atmosphäre sehr vertrauensvoll. Und das ist sehr, sehr wertvoll.“ Es sei aber nicht ausschließlich über Traumata und Traurigkeit gesprochen worden, sondern es wurde auch gemeinsam gesungen und viel miteinander gelacht, berichtete Tuzcek.
Rückblickend sei der Workshop von den Teilnehmerinnen als sehr positiv wahrgenommen worden. „Viele von ihnen hatten zuvor noch gar keine Berührungspunkte mit Yoga. Jetzt haben sich viele sogar gewünscht, den Kurs auch in Zukunft weiterzuführen. Das finde ich super cool“, freut sich Tuzcek.
Auch sie habe einiges aus dem Kurs mitnehmen können. „Man sieht natürlich in den Nachrichten, was den Frauen in der Ukraine passiert ist. Aber ein Bildschirm ist etwas ganz anderes als Menschen vor sich sitzen zu haben, die erzählen, was sie fühlen“, sagt Tuzcek. „Ich glaube, wir brauchen da alle mehr Sensibilität – gerade im Umgang mit sexualisierter Gewalt.“