Ratgeber Flüchtlinge aus der Ukraine: So gut läuft es mit der Integration
Mehr als eine Million Flüchtlinge aus der Ukraine leben momentan in Deutschland. Etwa die Hälfte davon will langfristig in Deutschland bleiben, zumindest so lange, bis das Ende des Kriegs abzusehen ist.
Die Voraussetzungen dafür sind gut: Ukrainische Bürger benötigen kein Visum, um in die EU einzureisen und sich im Schengener Raum nach Belieben zu bewegen. Ukrainische Geflüchtete haben außerdem ein überdurchschnittliches Bildungsniveau und können daher als wertvoller Zuwachs gesehen werden, wenn es um den deutschen Arbeitsmarkt geht.
Ukrainische Flüchtlinge sind überdurchschnittlich gut qualifiziert
Rund 18 Prozent aller sich in Deutschland befindlichen geflüchteten Ukrainer im erwerbsfähigen Alter gehen momentan einer bezahlten Tätigkeit nach. Diese vergleichsweise geringe Zahl könnte jedoch bald noch weiter steigen. Schließlich geben mehr als 90 Prozent aller nicht-erwerbstätigen ukrainischen Flüchtlinge an, in naher Zukunft einer Tätigkeit nachgehen zu wollen. Dazu haben sie auch die besten Voraussetzungen. Immerhin gelten etwa 75 Prozent aller Ukrainer in Deutschland als hochqualifiziert und können damit ein abgeschlossenes Studium vorweisen. Besonders berufliche Bereiche, in denen in Deutschland momentan Kostenpflichtiger Inhalt große Personalengpässe herrschen, könnten nach und nach durch Ukrainische Flüchtlinge besetzt werden.
Auch der Anteil der Frauen könnte in diesen Branchen erhöht werden: In der Ukraine arbeiteten vergleichsweise viele Frauen in genau diesen Bereichen. Momentan arbeiten allerdings noch immer viele der ukrainischen Flüchtlinge in Bereichen, für die es eine eher geringe Qualifikation benötigt, wie etwa in der Zeitarbeit oder in Reinigungsberufen. Gründe hierfür sind unter anderem die Sprachbarriere, aber auch die Anerkennung der Qualifikation, die die Ukrainer aus ihrem Heimatland mitbringen. Um es Ukrainern leichter zu machen, ihre Qualifikationen anerkennen zu lassen, können diese die entsprechenden Anträge nun auch auf Ukrainisch stellen, statt die Dokumente vorab in einer Übersetzungsagentur bearbeiten und beglaubigen zu lassen. Nach einer Bewertung wird der Abschluss beschrieben und einer Ausbildung zugeordnet. Berufliche und akademische Einsatzmöglichkeiten werden in einer solchen Bewertung ebenfalls bescheinigt.
Mangelnde Kita-Plätze sind nicht nur für viele Deutsche ein Problem
Die fehlende Kinderbetreuung ist ebenfalls ein großes Problem, das es ukrainischen Frauen umso schwerer macht, einer Tätigkeit nachzugehen. Kita-Plätze sind rar und schwer zu bekommen, nicht nur für Ukrainer und Ukrainerinnen selbst, sondern auch für Deutsche. Ohne Kitaplatz lassen sich meist jedoch weder Arbeit noch Sprachkurs besuchen. Häufig flüchten Frauen außerdem zunächst allein mit ihren Kindern nach Deutschland und sind damit auf sich alleingestellt. Familienväter verbleiben in der Ukraine oder kommen nach, sobald organisatorisch alles geklärt ist. Familienzusammenführungen funktionieren in dieser Hinsicht jedoch gut: Das Nachzugsrecht macht es Vätern in aller Regel problemlos möglich, zu ihrer Familie nach Deutschland zu kommen.
Auch wenn die deutsche Sprache für viele Ukrainer ein Hindernis ist, wenn es darum geht, sich einen Job in Deutschland zu suchen, bei dem gute Sprachkenntnisse erforderlich sind, geht es stetig bergauf. Während Ende des Jahres 2022 80 Prozent aller nach Deutschland ausgewanderten Ukrainer angab, über kaum oder sogar gar keine Deutschkenntnisse zu verfügen, änderte sich das schnell. Anfang 2023 schon, hatten mehr als 75 Prozent aller Geflüchteten einen Deutschkurs begonnen oder bereits abgeschlossen. Die neu gewonnenen Fähigkeiten werden dabei nicht nur eingesetzt, um einer Arbeit nachzugehen, sondern auch, um ein Studium aufzunehmen. Immer mehr ukrainische Studenten schreiben sich an deutschen Hochschulen ein. Zum Sommersemester 2022 waren es bereits 1.331 Studierende.