Wuppertal Sanierung und Betrieb Öffentlicher Toiletten: Stadt in der Kritik
Das im Februar vorgestellte Betreibermodell findet nicht überall Zustimmung.
Mehr und attraktivere öffentliche Toiletten wünschen sich viele in Wuppertal. Die Stadt stellte im Februar ein Konzept für Sanierung und Betrieb der zehn städtischen Toiletten durch ein externes Unternehmen vor. Doch die Beratungen darüber stagnieren.
250 000 Euro im Jahr sollte der Auftragnehmer erhalten, dafür Anlagen sanieren oder erneuern und die insgesamt zehn Anlagen warten und reinigen. Für diese Summe hatten bisher die Stadtwerke die Reinigung übernommen. Und dabei immer betont, dass dieses Geld nur für ein bis zwei Reinigungsgänge pro Tag reicht, die Anlagen aber öfter gereinigt werden müssten. Baudezernent Frank Meyer (SPD) hatte der WZ gegenüber erläutert, ein professionelles Unternehmen habe andere Möglichkeiten der Logistik. Zudem seien sanierte Anlagen schneller zu reinigen, als ältere, bei denen der Putz keinen Dampfstrahler vertrage.
Der Vorschlag sah vor, sechs Anlagen (Wichlinghauser Markt, Boettinger Weg, Rathaus Barmen, Hardt, Neumarkt und Lienhardtplatz) durch neue Unisex-Anlagen zu ersetzen. Drei Anlagen (Berliner Platz, Laurentiusplatz und Ronsdorf) sollten saniert werden, das Urinal am Helios-Klinikum ganz wegfallen.
Während die Bezirksvertretungen (BV) Ronsdorf und Vohwinkel dem Vorschlag zustimmten, haben die BVs Barmen, Oberbarmen, Elberfeld und Elberfeld-West das Thema vertagt, wollten weitere Informationen. Auf die warten sie aber immer noch. Die Barmer haben das Konzept sogar explizit abgelehnt. Sie halten Unisex-Anlagen für nicht zumutbar, kritisieren die Schließung des Urinals am Helios-Klinikum und fordern generell mehr Toiletten.
Fragen und Kritik
am Vorschlag der Stadt
Hans-Hermann Lücke (CDU), Bezirksbürgermeister in Barmen, sagt: „Ich habe Baudezernent Meyer schriftlich darauf hingewiesen, dass das Pissoir am Helios-Klinikum sehr gepflegt ist. Und dass es vor allem von Taxifahrern genutzt wird.“ Die BV Barmen haben schon vor Jahren einstimmig beschlossen, dass es erhalten bleiben soll.
Er fordert, die Stadt brauche insgesamt „ausreichend Toiletten“. „Das ist doch im Interesse der Stadt und der Menschen!“ Aus seinem Bereich ist ihm der Platz an der Schwebebahn-Haltestelle Alter Markt ein Dorn im Auge. Dort werde viel unter anderem in die Wupper uriniert. Um das zu verhindern, wünscht er sich Urinale wie in Amsterdam. Dort reichen schneckenförmig gebogene Bleche, um die Nutzer zu verbergen. „Es muss nicht hochtechnisiert sein. Ich finde das ausgesprochen originell.“
Andere Bezirksvertretungen hatten weitere Kritik: In der BV Elberfeld West gab es Proteste gegen den Ersatz der alten Toiletten am Boettinger Weg durch eine neue Unisex-Anlage. „Die sind denkmalgeschützt“, sagt Karl-Friedrich Kühme (CDU). Eine Antwort sei von der Verwaltung bisher nicht gekommen. Er erwartet, dass im Zusammenhang mit den Planungen für ein Parkhaus am Stadion eine Klärung erfolgt. Aber auch dazu gebe es derzeit keine Neuigkeiten.
Die Bezirksvertretungen Oberbarmen und Elberfeld hatten Fragen zum Betreibermodell. „Das war uns zu vage“, sagte Bezirksbürgermeisterin Christel Simon (CDU). Und auch Thomas Kring (SPD) von der BV Elberfeld sagt: „Die Privatisierung ist nicht schlüssig.“ Es stelle sich die Frage, auf wessen Kosten das Modell gehe, wenn der neue Auftragnehmer für den gleichen Preis wie die Stadtwerke arbeite. Es könne nicht sein, dass man über Armut in der Stadt diskutiere und gleichzeitig prekäre Arbeitsverhältnisse schaffe. „Seitdem haben wir nichts mehr gehört“, so Thomas Kring.
Auch im Ausschuss für Finanzen, Beteiligungssteuerung und Betriebsausschuss WAW wurde das Thema vertagt. „Weil die Verwaltung sagte, sie arbeite an einem neuen Konzept“, erinnert sich Vorsitzender Klaus Jürgen Reese (SPD). Der Stadtverordnete Ioannis Stergiopoulos (SPD), der sich seit langem für mehr und barrierefreie Toiletten einsetzt, kommentiert ironisch: „Still ruht der See.“ Er sei gespannt, was noch passiere.
Bei der Stadt heißt es, es seien, „noch grundsätzliche Fragen zu klären“, zudem würden Anregungen und Wünsche der Bezirksvertretungen diskutiert. Ob und wann es ein neues Konzept gibt, dazu gab es keine Antwort. »S. 14