Schauspielkunst aus 13 Städten präsentiert in acht Etappen
Politische Texte, Musik, Aufführungen und Ausstellungen prägten das Bild am Samstag in Elberfeld.
Wuppertal. „99 Prozent der Bürger hat für den Klamauk, der auf hiesigen Bühnen veranstaltet wird, weder Zeit noch Interesse und schon gar kein Geld übrig.“ Das Theater Bonn schlug den Zuschauern beim Theaterparcours „Westworld — Stadt der Zukunft“ im Rahmen des NRW Theatertreffens provokante Thesen wie diese um die Ohren. Ebenso wie in Wuppertal ist das Theater in Bonn von städtischen Sparplänen in der Substanz gefährdet.
Vier Schauspieler zeigten die „Collage aus Volkes Stimme“, in der das Theater gegen Schultoiletten und Polizistengehälter aufgewogen wird. Andere Vorschläge dieser Gruppe waren Eintrittskartenautomaten und Opernaufführungen mit Champagner und Dinner zur Steigerung der Attraktivität. Das Fazit: „Eine Gesellschaft ohne Kultur ist wie ein Himmel ohne Sterne.“ Die Bandbreite des achtstündigen Theaterparcours reichte von politischen und kritischen Texten über Performances, eine Ausstellungseröffnung und musikalische Beiträge bis zu Aufführungen von Jugend-Theatergruppen.
Ein Bus transportierte die Zuschauer zu den verschiedenen Stätten — wobei sich viele Gäste ganz bestimmte Aufführungen herauspickten. Sehr witzig war etwa der Vortrag des Theater Aachens über den Pappelwaldsänger. Während eine Schauspielerin ernst über den bedrohten Singvogel dozierte und von dort zu den Schrecken von Urbanisierung und Umweltvergiftung kam, machte ein Kollege daneben Späßchen, ließ es Quieken und zauberte Eier hervor.
Die Westfälischen Kammerspiele Paderborn hingegen präsentierten mit ihrem Textauszug aus „Hello — Goodbye“ von Corinna Sigmund andere Sichtweisen einer Generation, die nur noch über das Internet kommuniziert. Im Café Ada sangen der Chor Eski Dostlar und der Opernchor der Wuppertaler Bühnen türkische Volkslieder: ersterer sehr authentisch und mit Begleitung türkischer Instrumente, letzterer stimmgewaltig und kunstvoll.
An der Hebebühne stand das Publikum im wahrsten Sinne des Wortes im Regen, gewärmt vom angebotenem Kaffee. Wegen der Hintergrundgeräusche waren leider die Schauspieler schwer zu verstehen. Der Jugendclub der Wuppertaler Bühnen lieferte eine Performance über die Wünsche und Träume der Kinder und den schwierigen Weg ins Erwachsenenleben. Sehr beeindruckend gelang ihnen der Schlussmonolog, in dem sie darauf bestanden, ihren eigenen Weg zu gehen.