Nahversorgung Schellenbeck: Anwohner sorgen sich um die Nahversorgung
Schellenbeck. · Familie Lücke wohnt seit Jahrzehnten im Randgebiet - und sieht, dass immer mehr Einrichtungen schließen.
Die Schellenbeck liegt hinter Oberbarmen, nahe der A 46. Ob es die Randlage ist, die die Versorgung zur Zeit zum Problem macht? Nicht nur Supermärkte sind hier Mangelware; auch eine Bäckerei und ein Kiosk haben inzwischen geschlossen. Anwohner fürchten weitere Einschnitte.
Antje und Martin Lücke wohnen seit Jahrzehnten in der Straße Landheim. Sie wurde in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts gezielt besiedelt. Heute ist die Autobahn nicht nur in Sichtweite: Auch zu hören ist der Strom der Fahrzeuge, zumindest im Garten oder wenn man im Haus die Lärmdämmfenster öffnet. „Als junges Paar wären wir auch woanders hingezogen“, erinnert sich Antje Lücke, „aber wir hatten das Haus geerbt.“
Nicht, dass die Lage ihnen nicht zusagen würde, im Gegenteil. Doch was die Nahversorgung betrifft, liegt einiges im Argen. Ein Rundgang vor Ort Richtung Dellbusch ergibt ein gemischtes Bild. Ungeachtet der Autobahn wirkt es bergan durchaus idyllisch. Auf der Höhe Nähe Motel beginnt es ländlich zu riechen. Eine Bäckerei gibt es, aber es ist eine Kette und nicht die vertraute Konditorei aus der Nachbarschaft.
Früher kamen der Milch- und der Gemüsehändler angefahren
Eine Apotheke oder eine Schneiderei sind natürlich kein Garant für Lebensmittel, auch wenn Lücke bei Ersterer zuweilen Saft kauft. Einkaufen aber verlangt einige Wegstrecken Richtung Tal. Wenn einmal das Autofahren nicht mehr klappt, ist man auf den Bus angewiesen. Hier freilich wartet eine weitere „Baustelle“, denn nicht nur das Lebensmittelangebot bröckelt, auch Teile der Infrastruktur. Der ÖPNV gehört wohl dazu: Eine der zwei Buslinien verkehrt sonntags neuerdings nicht mehr, und das Ehepaar befürchtet: Einmal eingeschränkt, wird der Fahrplan künftig weiter ausgedünnt werden. Bei der Filiale der Stadtsparkasse ist es im Grunde ähnlich: Die Öffnung wurde reduziert, und Servicepersonal findet sich hier nur noch zwei Mal in der Woche. Im Januar 2019, sagt Lücke, zufällig zur selben Zeit, als es auch mit der Konditorei zu Ende ging. Sie weiß noch von Zeiten, als der Verweis auf Geldautomaten noch auf Befremden stieß, heute ist das der Normalfall.
Dass sich Geschäfte generell nicht halten, sieht die Anwohnerin auch im Verhalten unserer Zeit begründet: „Online zu bestellen macht Läden kaputt.“ Doch auch die verbreiteten Discounter mit ihren Niedrigpreisen beurteilt die 80-Jährige kritisch. Viele Anwohner würden sich zu diesen Billigläden hin orientieren.
Neu ist es nicht, dass in der Gegend Mangel herrscht an Waren des täglichen Bedarfs. In den Siebzigern sei hier regelmäßig ein Milchwagen gekommen, ist zu hören, ein anderer fahrender Händler habe Gemüse verkauft. Das klingt zwar einerseits praktisch, doch zeigt es auch den Bedarf: Sind doch solche Dienste oft letztlich Ersatz für fehlende feste Geschäfte vor Ort.
Zur Lage in der Schellenbeck gehört die Zwischen-Situation zwischen dem wenig beliebten Oberbarmen und Villengegenden rund um Dellbusch und Mollenkotten. Auch Sprockhövel ist nicht weit: Martin Lücke bemerkt: „Kirchlich gesehen, gehörte die Gegend früher zu Herzkamp.“ Seine Frau versteht sich ausdrücklich als Barmerin. Je älter sie werden, desto sorgenvoller verfolgen sie die Entwicklung. Antje Lücke sieht die Lage insgesamt pragmatisch, die geografische mit ihrer Wohnqualität und auch die der eigenen Versorgung: „Stadtrand ist nicht schlecht. Wir wohnen privilegiert. Aber man muss dafür bezahlen.“