Schimpansengehege: Kritik an der Affenhaltung im Zoo (mit Video)

Das Schimpansen-Duo Epulu und Kitoto hat keine Außenanlage und leben statt in einer Gruppe nur zu zweit. WZ-Leser und Experten kritisieren die Bedingungen.

Wuppertal. Vor dem Schimpansen-Gehege im Wuppertaler Zoo verweilen die Besucher nicht lange — zu traurig ist der Anblick von Epulu (43) und Kitoto (28). Die beiden Schimpansen leben zu zweit in einem Innengehege, ohne Zugang nach Draußen.

Lebensbedingungen, die einige Leser als „unzumutbar“ empfinden. Sie haben sich an die WZ gewendet. So auch Andreas Kümpel, der Kommunikationsdesign in Düsseldorf studiert und im Laufe seiner Bachelorarbeit mit dem Titel „Das Geschäftsmodell Zoo“ auf die Wuppertaler Schimpansen gestoßen ist. „Ich habe mir mehrere Zoos angeschaut. Die Haltung von Epulu und Kitoto hat mich entsetzt“, sagt Kümpel. „Schimpansen haben eine hoch entwickelte Sozialstruktur, hier leben sie nur als Paar. Außerdem fehlt dringend ein Außengehege.“

Zoodirektor Dr. Ulrich Schürer wehrt sich gegen die Vorwürfe und verweist auf die Sondersituation der beiden Affen. „Sie sind nicht mehr in eine Gruppe integrierbar. Epulu ist mit 43 Jahren zu alt, auf einem Auge fast blind und eine Handaufzucht von uns. Kitoto musste in Münster bereits aus ihrer Gruppe genommen werden, weil sie sich nicht mit ihren Artgenossen vertragen hat.“

Als Epulus Partnerin Gamba starb, holte der Wuppertaler Zoo vor fünf Jahren das Weibchen Kitoto aus Münster. Dass sie in ihrem alten „Zuhause“ in einer Sippe lebte, mache ihre jetzige Situation umso schlimmer, sagt Kümpel. „Sie kennt das Leben in einem Familienverband. Und sie konnte in Münster auch ein relativ großes Außengehege nutzen.“ In Wuppertal hätten sich ihre Lebensumstände mit einem Mal verschlechtert.

Und eine Verbesserung ist nicht in Sicht. Der Zoo plant kein Außengehege für das Schimpansenduo. „Das Innengehege reicht aus“, sagt Schürer. Das hätte ihm auch das Veterinäramt bestätigt. „Die Mindestanforderungen an die Haltung von Säugetieren ist gewährleistet“ — heißt es in dem Gutachten. Michael Kurth, Leiter des Bergischen Veterinäramtes, erklärt: „Die nutzbare Gesamtfläche beträgt sogar etwas mehr als die von der Bundesregierung geforderten 50 Quadratmeter.“ Mit eingerechnet wurden allerdings auch die erhöhten Sitzplattformen und ein sogenannter „Rückzugsbereich“. „Der befindet sich hinter dem Gehege“, sagt Kurth. Auf diesen Gang, den auch die Pfleger zwischenzeitlich nutzen, können die Tiere durch einen Schieber gelangen. „Der ist aber nie offen“, meint Kümpel.

Colin Goldner, der das internationale „Great Ape Project“, das Grundrechte für Menschenaffen einfordert, koordiniert, ist von den Verhältnissen in Wuppertal empört: „Grundsätzlich wäre alles besser als die Isolationshaltung in dem Wuppertaler Betonbunker. Eine Integration in eine größere Schimpansengruppe wäre zumindest einen Versuch wert.“ Ohne eine Außenanlage und ein größeres, verbessertes Innengehege müsse der Zoo die Schimpansenhaltung aufgeben.

Das will man auch — allerdings erst nach Epulu und Kitoto. Sollte das Männchen vor seiner Gefährtin sterben, was aufgrund des Altersunterschiedes wahrscheinlich ist, „müssen wir schauen, wie es weiter geht“, sagt Schürer. Bis dahin sei eine Abgabe keine Lösung.

In Zoos können Schimpansen — die, wie amerikanische Wissenschaftler kürzlich nachwiesen, zu 99,4 Prozent mit dem Menschen übereinstimmen — bis zu 50 Jahre alt werden. Für Epulu (43) und Kitoto (28) bedeutet das: Im schlimmsten Fall leben sie viele Jahre weiter wie bisher — ohne an die Luft zu kommen.